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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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wiederzusehen.«
    Arakasi spürte, wie der Druck der Magie langsam von seinem Geist und seinem Körper wich, während die andere Schwarze Robe sagte: »Ein schuldiger Mann hätte jetzt an seinen Herrn oder seine Herrin oder an Flucht gedacht.« Daß Arakasi zu verblüfft war, um sich zu bewegen, verlieh Tapeks Schlußfolgerung noch mehr Glaubwürdigkeit. »Nein, er ist nicht unser Mann. Der Vertragspartner des Schreibers ist geflohen, zweifellos. Dieser schwachsinnige alte Gärtner weiß nichts.« Seine Haltung drückte Mißfallen aus. »Du hattest recht, mich zu schelten. Dennoch wissen wir jetzt, daß jemand verbotenes Wissen sucht. Wir müssen zur Versammlung zurück.«
    Das Paar ging davon.
    Arakasi blieb still liegen; sein schweißnasser Körper war mit klebriger Erde bedeckt. Seine Ohren nahmen das scharfe, summende Geräusch auf, und er spürte den Luftzug, als die Erhabenen verschwanden. Doch es dämmerte bereits, als seine Stärke zurückkehrte. Er erhob sich zitternd und blieb lange Zeit stehen, den Körper gegen den Radkarren gelehnt.
    Vor dem Tor auf der Straße wiesen Kaiserliche Weiße Sklaven an, die Überbleibsel des Schreibers fortzuschaffen. Einer der Arbeiter hockte mit Eimer und Bürste an einer Seite und schrubbte die verkohlten Reste vom Kopfsteinpflaster. Die paillettenbesetzten Sänften der Edlen machten einen großen Bogen um ihn. Die abgerissenen Straßenjungen, die sich sonst überall versammelten, wo es etwas Ungewöhnliches zu sehen gab, waren nirgends zu entdecken.
    Arakasi setzte sich auf den Rand seines Radkarrens und lauschte dem Summen der nächtlichen Insekten, während das Nachglühen der Dämmerung vom Himmel verschwand. Der Mond breitete sein kupfernes Licht über die welkenden Köpfe der Blüten aus. Er mußte die Pergamentrollen nicht sehen, für die der Schreiber gestorben war. Die Gegenwart der Erhabenen bestärkte ihn, daß Wahrheit in seinem Gefühl gegenüber der Geschichte lag. Bald würde er davonschleichen und Mara Bericht erstatten müssen.
    Schlimmer war die innere Unsicherheit, die im Moment seiner Bedrohung entstanden war. Selbst jetzt konnte er nicht sicher feststellen, ob er tatsächlich seine Pflicht erfüllt hätte. Selbst jetzt wußte er nicht, ob er wirklich das Messer geworfen hätte.
    Mara, dachte Arakasi im stillen. Lady. Ich bin zu einer Belastung bei Euren Zielen geworden.
    Doch in der kühlen Nacht kam keine Antwort. Er konnte nicht mehr tun, als sein Bestes geben, denn seine Lady hatte niemanden sonst, der auch nur annähernd seine Fähigkeiten besaß. Und wie er seine Mistress kannte, glaubte Arakasi, daß, wenn sie ihm jetzt gegenüberstehen würde, keinerlei Vorwurf in ihren Augen liegen würde.
    Sie verstand seinen Konflikt. Ein solches Geschenk seiner Herrin rührte ihn beinahe zu Tränen. Als er die taubenetzten Griffe des Radkarrens anfaßte, fragte er sich, ob das Mitgefühl seiner Lady wohl ausreichte, um Kamlios Verbitterung zu durchbrechen. Beinahe lachte er bei diesem Gedanken, in fürchterlichem, schneidendem Selbstvorwurf. Fast hätte die Versammlung alles über die Intrige seiner Lady erfahren. Lange bevor Kamlio zu sich selbst finden mochte, könnten sie alle tot sein, verkohlt und qualmend wie die Reste des Schreibers auf der Straße.

Siebzehn
    Ratschlag

    Mara saß still da, während das warme Gewicht ihrer Tochter an ihren Schultern lehnte. Das Mädchen fuchtelte mit ihren fetten Babyhänden in Maras Haaren herum und griff nach den Perlenohrringen. Kasuma war von allem verzaubert, was rot war, und wenn sie den Gegenstand, der sie gerade begeisterte, in die Finger bekam, versuchte sie wild entschlossen, ihn in den Mund zu stopfen. Die Lady der Acoma rettete ihre Juwelen von der kleinen Erbin der Shinzawai, indem sie sie herunterrutschen und auf den Knien auf und ab wippen ließ. Das heitere Glucksen des Kindes vermischte sich mit Justins Schreien, die durch den Laden hereindrangen. Der Junge lernte noch die Fähigkeiten und Kenntnisse eines Kriegers, und unter Lujans unversöhnlicher Anleitung schwang er sein Übungsschwert. Ungeduldig wie sein barbarischer Vater schrie der Junge hartnäckig seinen Lehrer an, daß Holzpfähle dumm wären und man ihm endlich erlauben sollte, gegen etwas vorzugehen, das sich bewegen konnte. Wie die Jiga-Vögel, die er gestern belästigt hatte und für die er dann bestraft worden war, dachte Mara mit einem leichten Lächeln.
    Die Lady genoß diesen Augenblick. Seit ihrer Trennung von Hokanu waren diese

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