Die Schwarzen Roben
schmerzvoller sein. Das Pferd brüllte seine Qual heraus, und Zuckungen schüttelten den großen Körper. Es entblößte gelbliche Zähne und kämpfte gegen die Gebißstange, während Hokanu wieder die Zügel verfehlte. »Es ist Gift, Ayaki!« rief er über den Lärm des tobenden Pferdes hinweg. Hokanu sprang, um den Steigbügel zu erreichen; er hoffte, den Jungen herunterreißen zu können. Die Vorderbeine des Pferdes versteiften sich, scherten auseinander, als die Muskeln in der Verlängerung erstarrten. Dann brachen die Hinterbeine zusammen; es stürzte und begrub den Jungen unter sich.
Das dumpfe Dröhnen, mit dem der schwere Körper auf den Boden fiel, vermischte sich mit Maras Schrei. Ayaki hatte sich bis zuletzt geweigert abzuspringen. Immer noch rittlings auf dem Pferd, wurde er zur Seite geschleudert; sein Nacken zuckte wild zurück, als die Kraft des Sturzes ihn auf den Pfad warf. Das Pferd bebte und rollte auf den Jungen.
Ayaki gab keinen Laut von sich. Hokanu wich einer Barriere aus um sich stoßenden Hufen aus, als er um das gequälte Tier herumrannte. Er erreichte den Jungen mit einem Satz, doch zu spät. Gefangen unter dem Gewicht des sterbenden, zitternden Pferdes wandte Ayaki seine dunklen Augen Hokanu zu, und seine freie Hand griff nur einen Herzschlag vor seinem Tod nach der seines Stiefvaters.
Hokanu spürte, wie die kleinen, schmutzigen Finger in seiner Hand erschlafften. Er klammerte sich an die Wut des nicht Wahrhabenwollens. »Nein!« schrie er, als würde er die Götter anrufen. Maras Schreie klangen in seinen Ohren, und er war sich der Krieger ihrer Ehrengarde bewußt, die ihn beiseite drängten, als sie sich bemühten, das sterbende Pferd umzudrehen. Der Wallach wurde zur Seite gerollt; ein Stöhnen drang aus seiner Kehle, als die Lungen die Luft entließen. Für Ayaki würde es einen solchen Protest gegen den vernichtenden, frühzeitigen Tod nicht mehr geben. Der Widerrist des Wallachs hatte seine Brust eingedrückt, und seine Rippen standen wie die zerbrochenen Teile eines Schwertes heraus.
Das junge Gesicht mit den allzu weißen Wangen starrte jetzt aus offenen, überraschten Augen zu dem klaren Himmel über sich. Die Finger, die vertrauensvoll nach dem Stiefvater gegriffen hatten, der den Schrecken der Dunkelheit abwenden sollte, lagen jetzt leer und geöffnet da, die verschorften Überbleibsel einer Blase an einem Daumen ein letztes Zeugnis für die sorgfältigen Übungen mit einem Holzschwert. Dieser Junge würde niemals die Ehren oder die Schrecken eines Krieges kennenlernen, auch nicht den süßen Kuß seines ersten Mädchens, den Stolz und die Verantwortung des Herrschermantels, der ihm bestimmt gewesen war.
Die Endgültigkeit des plötzlichen Endes verursachte einen Schmerz wie eine blutende Wunde. Hokanu spürte unermeßliche Trauer und verwirrte Ungläubigkeit. Sein Verstand arbeitete angesichts des Schocks nur noch mit Reflexen, die er auf dem Schlachtfeld gelernt hatte. »Bedeckt das Kind mit euren Schilden«, befahl er. »Seine Mutter darf ihn so nicht sehen.«
Doch die Worte waren zu spät über seine betäubten Lippen gedrungen. Mara rannte zu ihm, und er spürte das Rauschen ihrer Seidenroben gegen seine Wade, als sie sich neben ihrem Sohn auf die Knie warf. Sie streckte die Arme aus, um ihn zu umarmen, um ihn vom staubigen Boden zu heben, als könnte die bloße Kraft ihrer Liebe ihn wieder zum Leben erwecken. Doch ihre Hände erstarrten mitten in der Luft über den blutigen Fetzen, die einmal Ayakis Körper gewesen waren. Ihr Mund öffnete sich lautlos. Irgend etwas in ihr zerbrach. Instinktiv hielt Hokanu sie am Rücken fest und zog sie an seine Schulter.
»Er ist in die Halle des Roten Gottes gegangen«, murmelte er. Mara antwortete nicht. Hokanu spürte den raschen Herzschlag unter seinen Händen. Erst jetzt bemerkte er das Handgemenge in den Büschen neben dem Pfad. Maras Ehrengarde hatte sich voller Wut auf den schwarzgekleideten Attentäter gestürzt. Sie brachten die Angelegenheit zu Ende, noch bevor Hokanu seinen Verstand zusammennehmen und die Männer zur Zurückhaltung ermahnen konnte, da der Mann nur lebendig sagen konnte, wer ihn angeheuert hatte.
Die Schwerter der Krieger hoben und senkten sich in leuchtendem Rot. Sekunden später lag der Mörder zerhackt da wie ein Needra-Bulle im Stall eines Schlachters.
Hokanu hatte kein Mitleid mit dem Mann. Trotz des Blutes erkannte er das kurze schwarze Hemd und die Hose, und als die Soldaten die Leiche auf den
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