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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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sorgte dafür, daß die Leiche des Jungen in die große Halle kam; ihre Schritte erschienen ihm dabei wie die einer Marionette, die vom Zauberspruch eines Magiers bewegt wurde. Sie saß reglos neben der Bahre, während Diener und Dienerinnen den zerschmetterten Körper ihres Kindes wuschen und ihn in Seide und Juwelen kleideten, wie es seiner Stellung als Erbe eines großen Hauses entsprach. Hokanu wartete neben ihr; das Gefühl seiner eigenen Hilflosigkeit schmerzte ihn. Er hatte etwas zu essen gebracht, doch seine Lady wollte nichts zu sich nehmen. Er hatte einen Heiler gebeten, ein Schlafmittel zuzubereiten, in der Erwartung – oder Hoffnung – ihr eine wütende Antwort zu entlocken.
    Mara schüttelte nur geistesabwesend den Kopf und schob den Becher beiseite.
    Die Schatten auf dem Boden wurden länger, als die Sonne über den Himmel wanderte und das Licht in immer spitzeren Winkeln durch die Fenster im Dach fiel. Als der Schreiber, den Jican geschickt hatte, diskret ein drittes Mal an die Tür klopfte, kümmerte sich Hokanu schließlich darum und trug dem Mann auf, Saric oder Incomo aufzusuchen und mit ihnen die Liste der Edlen durchzugehen, die über diese Tragödie in Kenntnis gesetzt werden sollten. Mara war ganz offensichtlich nicht in der Lage, die Entscheidung selbst zu treffen. Sie hatte sich seit Stunden nur ein einziges Mal bewegt: als sie die kalten, steifen Finger ihres Sohnes in die Hand genommen hatte.
    Als die Abenddämmerung sich herabsenkte, tauchte Lujan auf; seine Sandalen waren staubig, und in seinen Augen stand eine Müdigkeit, wie er sie noch nicht einmal auf einem Feldzug gezeigt hatte. Er verbeugte sich vor seiner Mistress und ihrem Gemahl und wartete auf die Erlaubnis, sprechen zu dürfen.
    Maras Augen blieben weiter benommen auf ihren Sohn gerichtet.
    Hokanu berührte sie sanft an der Schulter. »Meine Liebe, dein Kommandeur hat Neuigkeiten.«
    Die Lady der Acoma bewegte sich, als würde sie von irgendwo in weiter Ferne zurückkehren. »Mein Sohn ist tot«, sagte sie schwach. »Bei der Barmherzigkeit der Götter, es hätte mich treffen sollen.«
    Es zerriß Hokanu beinahe das Herz vor Mitleid, als er ihr eine herausgefallene Haarsträhne zurückstrich. »Wenn die Götter gütig wären, hätte es diesen Angriff niemals gegeben.« Dann, als er sah, daß seine Lady wieder in ihre Teilnahmslosigkeit zurückgefallen war, wandte er sich ihrem Offizier zu.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie hatten Mara wütend erlebt, verletzt, selbst voller Angst um ihr Leben. Sie hatte immer mit Eifer und Einfallsreichtum reagiert. Diese Apathie paßte so gar nicht zu ihr, und alle, die sie liebten, fürchteten, daß ein Teil ihrer Lebenskraft mit dem Tod ihres Sohnes zerstört war.
    Hokanu bemühte sich, soviel wie möglich auf seine Schultern zu nehmen. »Sagt mir, was Eure Männer gefunden haben, Lujan.«
    Wäre Maras Kommandeur stärker an die Traditionen gebunden gewesen, hätte er jede Auskunft verweigert, denn wenn Hokanu auch ein Edler war, so war er doch nicht der Herr der Acoma. Aber die Shinzawai-Gruppe des Haushalts hatte eine Allianz mit den Acoma geschlossen, und Mara war nicht in der Verfassung, wichtige Entscheidungen zu treffen. Lujan seufzte hörbar erleichtert auf. Der Shinzawai-Erbe besaß eine beträchtliche Stärke, und die Neuigkeiten, die Lujan brachte, waren nicht angenehm. »Mylord, unsere Krieger durchsuchten die Leiche – ohne Erfolg. Unsere besten Fährtenleser schlossen sich der Suche an und fanden dies hier in einer kleinen Mulde, in der der Attentäter offensichtlich geschlafen hatte.«
    Er reichte ihm eine runde Muschelmarke mit einer Bemalung in Scharlachrot und Gelb, in die das dreieckige Zeichen des Hauses Anasati eingeritzt war. Hokanu nahm den Gegenstand mit einer Geste an sich, aus der seine Empörung sprach. Die Marke zählte zu denen, die ein Herrscher oder eine Herrscherin einem Boten als Beweis dafür gaben, daß ein wichtiger Auftrag ausgeführt worden war. Ein solches Abzeichen war eigentlich nicht geeignet, daß ein Feind es einem Attentäter anvertraute. Andererseits hatte der Lord der Anasati niemals ein Geheimnis aus seinem Haß auf Mara gemacht. Jiro war mächtig und offen mit den Häusern verbündet, die die neue Politik des Kaiserreiches abzuschaffen wünschten. Er war eher ein Gelehrter als ein Mann des Krieges und eigentlich zu klug, um sich zu groben Taten hinreißen zu lassen. Doch Mara hatte einmal seine Männlichkeit beleidigt: Sie hatte seinen jüngeren

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