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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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scharlachrot als Anerkennung des Roten Gottes, der alles Leben zu sich holt.
    Die morgendliche Brise hatte sich gelegt, und die Krieger schwitzten bei ihrer Aufgabe. Hokanu half Mara auf die Beine; er zwang sie, nicht zusammenzubrechen. Es kostete ihn selbst sehr viel Anstrengung, die Beherrschung zu bewahren, und das nicht nur wegen Ayaki. Tief in seinem Innern blutete sein Herz auch wegen Mara. Er stützte sie, als sie neben der Bahre herging, und die kleine Gefolgschaft wandte sich in Richtung des Herrenhauses, das noch wenige Stunden zuvor ihnen allen als ein vom Glück gesegneter Ort erschienen war.
    Es kam ihm vor wie ein Verbrechen gegen die Natur, daß die Gärten noch immer so üppig aussahen, das Seeufer so grün und saftig, während der Junge zerschmettert und leblos auf seiner Bahre lag.
    Die Ehrenträger stoppten vor dem Vordereingang, der für zeremonielle Anlässe benutzt wurde. Im Schatten des gewaltigen Steinportals standen die treuesten Diener des Haushalts. Sie verbeugten sich einer nach dem anderen vor der Bahre, um Ayaki die Ehre zu erweisen. Der Erste Kriegsberater Keyoke führte sie an, die Haare silbrig vom Alter und die Krücke, die ihm trotz der Amputation eines Beines wegen einer Kriegsverletzung zu gehen erlaubte, unauffällig in einer Falte seines offiziellen Mantels verborgen. Als er die rituellen Beileidsworte sprach, betrachtete er Mara mit der Trauer eines Vaters. Neben ihm wartete Lujan, Kommandeur der Acoma, dessen übliches schelmisches Lächeln jetzt ganz verschwunden und einem festen Blick gewichen war, den er durch häufiges Blinzeln, um die Tränen zurückzuhalten, zu bewahren versuchte. Ein Krieger durch und durch, hatte er äußerste Mühe, die Beherrschung aufrechtzuerhalten. Er hatte dem Jungen auf der Bahre den Umgang mit dem Schwert beigebracht und erst an diesem Morgen die Entwicklung seiner Fähigkeiten gelobt.
    Er drückte Maras Hand, als sie an ihm vorbeiging. »Ayaki mag zwar erst zwölf Jahre alt gewesen sein, Mylady, aber er war bereits ein außerordentlicher Krieger.«
    Die Mistress nickte kaum merklich. Geführt von Hokanu ging sie weiter zu ihrem Hadonra. Klein und schüchtern, wie er war, blickte Jican trostlos drein. Es war ihm erst kürzlich gelungen, den sprunghaften Ayaki für die Kunst der finanziellen Verwaltung der Güter zu interessieren. Nie mehr würde Geklimper aus der Frühstücksecke des Anrichteraums davon künden, daß sie mit Muschelmarken anstelle der verkäuflichen Güter der Acoma die Verwaltung eines Landsitzes durchspielten. Jican geriet bei den formalen Beileidsbekundungen gegenüber seiner Herrin ins Stottern. In seinen ernsten braunen Augen schien sich ihr eigener Schmerz widerzuspiegeln, als sie und ihr Mann weiterschritten, zu ihrem jungen Berater Sanc und seinem Assistenten Incomo. Beide waren erst später in den Haushalt der Acoma gekommen, doch Ayaki hatte ihre Sympathie so sehr wie die der anderen errungen. Die Beileidsworte, die sie Mara boten, waren ehrlich gemeint, doch sie brachte keine Antwort zustande. Nur Hokanus Hand auf ihrem Ellenbogen bewahrte sie vor dem Stolpern, als sie die Treppe hinauf und in den Flur schritt.
    Hokanu zitterte plötzlich, als er in den Schatten trat. Zum ersten Mal boten die wunderschön bearbeiteten Steine nicht das Gefühl von Schutz. Den hübsch bemalten Läden, die er und Mara in Auftrag gegeben hatten, schenkte er nicht einen einzigen bewundernden Blick. Statt dessen spürte er Zweifel an sich nagen:
    Möglicherweise war der Tod des jungen Ayaki ein Ausdruck des Mißfallens der Götter, weil Mara den Besitz ihrer gefallenen Feinde als Beute übernommen hatte? Die Minwanabi, die einst in diesen Hallen gelebt hatten, waren mit den Acoma in einer durch einen Schwur zu Turakamu verstärkten Blutfehde verfeindet gewesen. Mara hätte in Ablehnung der Tradition den Natami der Minwanabi nicht vergraben, den Talisman-Stein, der die Geister der Toten sicher an das Rad des Lebens band, so lange das Sonnenlicht auf ihn fiel. Konnten die Schatten ihrer besiegten Feinde Unglück für sie und ihre Kinder heraufbeschwören?
    Doch dann rückte die Sorge um die Sicherheit des jungen Justin erneut in den Vordergrund. Hokanu erteilte sich selbst eine kleine Rüge, daß er sich mit solch abergläubischen Gedanken beschäftigte, und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Mara zu. Während sonst Tod und Verlust ihren Mut und ihre Handlungsbereitschaft gestärkt hatten, schien sie jetzt vollkommen am Boden zerstört. Sie

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