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Die Schwebebahn - Dresdner Erkundungen

Die Schwebebahn - Dresdner Erkundungen

Titel: Die Schwebebahn - Dresdner Erkundungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Tellkamp
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Tietze, berichtet, wie die lieben Kollegen Maler dabeigesessen und vor Schadenfreude, was Otto dem Großen passiert sei, in geradezu euphorischen, gewissermaßen in Luftballonzuständen sich befunden hätten; das arme Bäuerlein habe gar nichts verstanden und sei zwangsläufig freigesprochen worden; die schönen, erstklassigen Kartoffelsäcke.
    Die Konferenzen der Bäume, die grünen Ufer der Gärten, Bassins aus Pflanzen – an Nachmittagen wie diesen hatte das Licht Parlamentäre, die einander, da sie in den Schattenstreifen zwischen ihren Bezeugungen hochmütig abwesend blieben, nur scheinheilige Versöhnungen anboten, solche, die eine Fähre ablegend vom Ufer zeigten, Erinnerungen an Kinder-Badetage an der Prießnitz, vom Diakonissenhaus hinab von Weiden und Erlen eskortiert, dem Gekläff eines Setters zugänglich, dessen triefender Schwanz von der Freude des Tiers, den schnappenden Lefzen vergessen ist und sich berechtigter Ermüdung ergibt, eine leicht teilnahmslose, abtrünnige Kreatur für sich; Parlamentäre in löchrigen Allianzen mit den Dingen, die Dämmerung streute überall schon ihre Metastasen. Der Grüne Bogenschütze, behelmt, nackt, gelassene Drehung in den Lenden, wird mit seinem Pfeil das Wolkenporzellan über der Stadt spalten; Weinterrassen, Lingnerschloß, Urvasi erwähnte den Nickenden Milchstern, der im Grundstück des einstigen Mundwasserfürsten vorkomme, – ja, Wein, sagte Niklas, erst gestern habe er einen vorzüglichen Proschwitzer Roten getrunken, eine Brombeer- und Sauerkirscharomenbombe, im Barrique gereift, ein wahrer Gaumenrubin, ein edler, ja: Charaktertropfen; – um von Birnen zu reden, sagte Urvasi, gerade habe er, als Mitglied der Quitten-Gesellschaft, einen Vortrag über Birnen unter besonderer Berücksichtigung des Elbhangs gehalten, diese im Schatten des Apfels gebliebene Frucht, – noch mehr allerdings die Quitte, unterbrach Niklas, die wunderbare Konstantinopler Quitte beispielsweise, die in den verkrauteten Bezirken rund um die Saloppe, den Heilstättenweg und in manchem Loschwitz-Wachwitzer Garten sich erhalten habe, köstliches Gelee! phänomenaler, in Wien preisgekrönter Quittenbrand! und von der Portugieser Quitte kolossales Schmorobst! – Und immer im Elbtal, ergänzte Urvasi, bedeutende Birnen. Gellerts Butterbirne, Gute Luise, Winter-Dechantsbirne, die Cedille oder Forellenbirne, die aus Sachsen stamme; ob Niklas die Geschichte des Wiener Malers Boeckl kenne, die Dix erzählt habe? Der Boeckl, wohnhaft Argentinierstraße mit Pferdefleischbeisln damals und Botschaften neuerdings, habe ein großartiges Talent und neun Kinder und einen grundsätzlich katholischen Glauben gehabt; zuzeiten habe in seinem Haushalt solcher Mangel geherrscht, daß der Boeckl einen Mäzen habe bitten müssen, ihm für ein geplantes Stilleben Brot und Birnen zu leihen; ein Stilleben, getreu nach der Natur, habe freilich nicht entstehen können, weil die Kinder des Malers Boeckl in ihrem Hunger Brot und Birnen vor dem Schaffensakt schlicht aufgegessen hätten. Dann habe der Boeckl eine Birne in quasi transzendentalem Zustand, eine Jahrhundertbirne gewissermaßen, gemalt, einen wahren Saftkometen ohne jeglichen Schädling, eine Birne von sadistischer Anmut und nicht anders als vernichtend zu nennender Pracht, eine Birne mit einer Aura von fehlgeschlagenen Abenteuern, verschwiegen brechenden Birnbaumästen, gestürzten Illusionen, ein Birnengestirn gewissermaßen, wie es über dem ganzen Obstreich noch nicht geschienen habe. – Ein Tag der starken Farben, sagte Niklas angesichts eines behäbig aufrieselnden Vanilleklaviers in einer Baumkrone; Sonnenstäbe, die Büsche anstießen, Billards von Hunden auf den Elbwiesen, Radfahrer, Drachen an den Nabelschnüren von Kindern; erst neulich habe er wieder einige Querners vorgeholt und sei dann nach Börnchen gegangen wie früher, als Regina und Curt noch lebten, am Possendorfer Berg seitab, und er habe wieder einmal, sagte Niklas, sehen müssen, daß man Dresden nicht verstehe ohne die Umgebung, die Felder ringsum, Luchberg, Wilisch, Quohrener Kipse, das Land und die Menschen, die Querner gemalt habe. Dem Curt und nochmanch anderem hätt’ ich’s gegönnt, daß sie die Wende erleben. – Dresdner Maler, sagte Urvasi, Wols, Rosenhauer, Lachnit, Heckrott, Lohse, Hegenbarth, Willy Wolff, zweimal desertiert, zweimal fast gefaßt, zweimal verrückt gestellt und entkommen, Ausstellungsverbot in den Sechzigern, wissense, Herr Tietze, was die gemacht

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