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Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn

Titel: Die Schweigende Welt Des Nicholas Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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sich behalten?«
    »Keine Ahnung. Er wollte wohl sich selbst beweisen, daß …«
    »Klingt nicht sehr überzeugend!«
    »Mag sein.« Morse sah auf den Hof hinaus und überlegte wieder einmal, warum bloß Ogleby … Hm. Ein paar Stücke wollten sich einfach nicht in das Puzzle einfügen, aber die waren wohl nicht weiter wichtig … Lewis unterbrach seinen Gedankengang. »Ogleby muß ein sehr kluger Kopf gewesen sein.«
    »Ich weiß nicht recht. Immerhin hatte er ein paar Meilen Vorsprung vor mir.«
    »Wie meinen Sie das, Sir?«
    »Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen? Er war an dem Nachmittag im Büro!«
    »Dann muß er oben gewesen sein, denn …«
    »Irrtum! Er muß unten gewesen sein! Wir wissen sogar genau, wo er war und wann er da war. Als er vom Essen zurückkam, muß ihm klargeworden sein, daß er der einzige Hauptamtliche im Büro war und daß das eine ideale Gelegenheit war, sich mal in Bartletts Zimmer umzusehen. Ob Quinn in Zusammenhang mit seinem Verdacht nur den Namen Bartlett oder auch den Namen Roope genannt hat, wissen wir nicht genau. Jedenfalls aber hatte Ogleby allen Grund, bei Bartlett Unrat zu wittern, und beschloß, auf eigene Faust ein bißchen Detektiv zu spielen. Niemand wird ihn stören, denn es ist ja niemand da. Um halb fünf hört er draußen Stimmen – die Stimmen von Roope und Noakes. Da er keinen gesteigerten Wert darauf legt, von den beiden ertappt zu werden, sucht er nach einem Versteck und entscheidet sich – wofür wohl, Lewis? – für die kleine Toilette hinter Bartletts Schreibtisch, die ich in dem ersten Nachmittag benutzt habe. Ideal. Dort bleibt er stehen und wartet. Es dauert nicht lange. Und was sieht Ogleby, als er herauskommt? Die Kinokarte und die Schlüssel, die vorhin auf dem Schreibtisch lagen, sind weg. Das dürfte ihn sehr gewundert haben. Noch traut er sich nicht aus dem Zimmer. Er hört Noakes draußen auf dem Gang, später hört er jemanden herumlaufen, hört Türen schlagen – und muß zunächst noch bleiben, wo er ist. Als er sich schließlich hervorwagt, sieht er sofort, daß Quinns Wagen weg ist. Vielleicht schaut er in Quinns Zimmer, ich weiß es nicht. War Quinn da? Ist er gleich wieder gegangen? Wieviel er in diesem Moment erraten hat, ahne ich nicht. Vielleicht nicht sehr viel. Aber er weiß, daß Roope Schlüssel und eine geheimnisvolle Kinokarte an sich genommen hat, eine Kinokarte, die er sorgsam in seinen Taschenkalender gezeichnet hat. Es ist sein einziges Beweisstück, und er macht es wie ich – er ruft im STUDIO 2 an und versucht festzustellen …«
    »Aber er kriegt nichts heraus und geht selber hin!«
    Morse nickte. »Und erfährt nur eins, der arme Kerl. Daß die Karte, die er gefunden hat, aller Wahrscheinlichkeit nach am gleichen Nachmittag gekauft worden ist.«
    »Komisch, nicht? Sie waren alle an dem Nachmittag da.«
    »Alle außer Quinn«, verbesserte Morse düster. »Haben Sie Ihren Wagen hier?«
    »Wohin fahren wir, Sir?«
    »Ich meine, wir sollten Oglebys Beispiel folgen und uns mal in Bartletts Büro umsehen.«
    Während Lewis ihn zum letztenmal zur Geschäftsstelle des Verbandes fuhr, beschäftigte sich Morse mit den wenigen (wirklich geringfügigen) Unstimmigkeiten, die noch geblieben waren. Die Menschheit verhielt sich oft sonderbar. Man konnte kaum hinter jeder Handlung ein logisches Motiv erwarten. Die Maschine lief, kein Zweifel, die Zahnräder griffen genau und kräftig. Es war nur eine Spur Sand im Getriebe.
     
    In Zelle 2 saß Bartlett auf dem kahlen Bett, und sein Geist schwamm, wie Yeats’ langbeinige Fliege, auf der Stille.
     

Wer?
     

32
     
    Die Geschäftsstelle war abgeschlossen, das Personal bis auf weiteres nach Hause geschickt worden. Nur Noakes tat seine Arbeit wie bisher und ließ die beiden Beamten ein.
    Morse setzte sich an Bartletts Schreibtisch und amüsierte sich damit, das rote und grüne Licht ein- und auszuschalten. Er war wie ein kleiner Junge mit einem neuen Spielzeug, und Lewis fand sich damit ab, daß die eigentliche Arbeit mal wieder an ihm hängenbleiben würde.
    Über eine halbe Stunde später, nachdem Lewis systematisch den Safe durchsucht und nichts Interessantes gefunden hatte, geruhte Morse, der sich bisher nur vage umgesehen hatte, auch tätig zu werden. Die oberste Schreibtischschublade rechts enthielt nur sauber ausgerichtete Briefpapierstapel. Müßig holte Morse einen Bogen hervor und besah sich die dezimierte Mannschaft:
     
    T. G. Bartlett, Dr. phil., M. A., Geschäftsführer
    P.

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