Die Schwert-Legende
wie er sagte, Lebenswasser geholt, das Suko mir einträufelte.
Ich schluckte das bittere Zeug und fühlte mich gleichzeitig wie ein Eisklumpen. Das lange Liegen hatte nicht gutgetan, mir fehlte einfach die innere Wärme.
Yakup und Suko sorgten dafür, daß ich wieder auf die Beine gestellt wurde. Schwankend zwar, mit hämmernden Kopfschmerzen, aber es ging. Der dritte Schluck Lebenswasser sorgte wenigstens dafür, daß ein Teil der Erinnerung zurückkehrte, den Rest konnte ich mir von meinen Freunden berichten lassen.
Daß es so knapp hergegangen war, damit hätte ich nicht gerechnet. Wichtig war, daß sich das Schwert der Sonnengöttin nun in anderen Händen befand. Yakup hielt es fest wie eine kostbare Beute, von deren Existenz sein Leben abhing.
Mit dem Lebenswasser mußte ich mir auch das Gesicht einreiben und merkte, daß der Kreislauf wieder in Schwung kam.
Das war in der Tat eine tolle Medizin.
»Haben wir gewonnen oder verloren?« fragte ich.
»Shimada lebt noch«, erklärte Suko.
»Also beides.«
»So ungefähr.«
Ich schaute auf Yakup. »Wo kommst du eigentlich her?«
Er lächelte knapp. »Shimada war so nett, mich in seiner Festung mit auf die Reise zu nehmen. Er hatte daran gedacht, mich unterwegs töten zu können. Nun ja, er irrte sich.«
Ich ging dorthin, wo sich einmal die Steinpyramide befunden hatte. Meine Knie waren noch weich. So fit machte das Lebenswasser auch nicht, wie ich nun merkte.
Die Pyramide war ebenso verschwunden wie das Auge des Mondgottes, von dem man mir berichtet hatte. Nur ein nasser, von Schwaden überdeckter Fleck deutete darauf hin, was hier einmal gelegen hatte. Ich drehte mich wieder um. Die Freunde standen vor mir, bereits von den ersten Schatten der Dämmerung umspielt. »Hält uns hier noch etwas?«
»Nein.«
Chinok lachte auf. »Ich will ja nicht hetzen. Erstens wird es kälter, zweitens dunkler, und drittens müssen wir damit rechnen, daß ein Sturm aufkommt.«
»Können wir es noch schaffen?« fragte Suko.
»Nur wenn wir uns beeilen.«
»Dann los!«
Der Hinweg hatte mir kaum etwas ausgemacht, der Rückmarsch wurde für mich zu einer Tortur. Jeder Schritt war genau zu spüren. Hinter meiner Stirn pochte das Echo, außerdem hatte ich Mühe, die Beine vom Boden hochzubekommen. Mehr ais einmal schleiften die Füße durch den verharschten Schnee. Ich beschwerte mich nicht, aber Suko sah schließlich, was mit mir los war, außerdem blieb ich immer weiter zurück. Er kam, um mich zu stützen.
»Nein, das schaffe ich allein.«
»Du schaffst gar nichts, Alter. Dich hat es erwischt, und du mußt die Folgen tragen.«
»Okay.«
Die Dämmerung verschwand sehr schnell. Fast übergangslos wurde es dunkel.
Alles veränderte sich. Die Umgebung kam mir vor wie ein Wechselspiel aus grauen, schwarzen und blassen Schatten, je nach dem wie dicht der Schnee noch lag.
Chinok ging vor. Er war ein eisenharter Bursche und hatte den Treffer besser verkraftet als ich.
Manchmal wurde der Wind zu einem steifen Schlag, der unsere Gesichter traf. Wie ein böses Tier fiel er uns an, und wir verließen uns wieder auf den Gesichtsschutz.
Suko stützte mich nicht den ganzen Weg über. Es gab Zeiten, wo ich mich besser fühlte und allein ging. Nur bergauf wurde es schwieriger. Shao hielt sich ebenfalls in unserer Nähe.
»Wie siehst du denn die Sache?« fragte ich irgendwann.
»Nicht gut.«
»Wieso?«
»Es kommt noch etwas hinterher.«
»Meinst du das nur, oder weißt du es?«
»Ich nehme es an.«
Nun wollte ich wissen, was Suko dazu meinte, doch er wußte auch keinen genauen Rat. »Wir müssen uns da schon auf Shao verlassen, John.«
»Auf ihr Gefühl?« Ich war skeptisch.
»Ja.«
»Ich kenne Shimada«, sagte Shao. »Er ist wie ein angeschlagenes Tier. Er wird alles versuchen, um sich das verdammte Schwert wieder zurückzuholen.«
»Dann müßte er sich an Yakup halten.«
»So ist es.«
Ich räusperte mich, holte einige Male tief Luft, um die nächste Frage stellen zu können. »Yakup, das setze ich gleich mit Frisco, mit dem Kloster.«
»Auch einem Angriff?« fragte Suko.
»Ich weiß es nicht.«
»Er hat sich schon gezeigt«, erklärte Shao. »Er kam mit seiner Festung, als ich bei Yakup war.«
»Und?«
Shao hob die Schultern. »Er wollte nicht hören. Yakup nahm den direkten Kampf auf und betrat die Festung. Ein gefundenes Fressen für Shimada, der darauf hoffte, ihn töten zu können, was er zum Glück nicht geschafft hat, wie auch bei mir.«
»Er hat dich
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