Die Schwert-Legende
keine Schmerzen mehr spürte wie er.
In seinem Kopf lösten sich die Blitze ab. Sie zuckten durch den Schädel und trafen jede Stelle. Manchmal schienen sie ihm sogar die Knochen spalten zu wollen.
Suko öffnete die Augen.
Eine innere Stimme warnte ihn, sich nicht zu heftig zu bewegen und auch mit dem Öffnen der Augen vorsichtig zu sein. Es war besser, wenn es gelang, andere zu täuschen.
Daß Gegner in der Nähe lauerten, stand für ihn fest, denn seine Erinnerung war sehr schnell wieder zurückgekehrt. Shimada - Shao - das Schwert - die Pyramide - sein Versuch, die Klinge hervorzuziehen, diese Dinge fügten sich schnell zu einem Puzzle zusammen.
In seiner rechten Handfläche spürte er den Druck. Er lastete schwer auf der Hand, und Suko wußte nicht, was er bedeutete, bis es ihm gelang, die Finger zu bewegen.
Er fühlte nun die Kühle des Metalls, einen gedrehten und gut zu umklammernden Griff, so daß die Erinnerung daran praktisch eine Folge davon war.
Er besaß das Schwert der Sonnengöttin. Himmel, es war ihm tatsächlich gelungen, die Waffe hervorzuziehen.
Suko wollte es kaum glauben. Noch einmal bewegte er die Finger, aber er mußte seine Freude unterdrücken, und auch seinen Kampfeswillen, da er sich nicht in der Lage befand, aufzustehen.
Erst einmal liegenbleiben und beobachten, so lautete die Devise des Inspektors.
Aus Augenschlitzen schaute er den Vorgängen zu. Er lag günstig, so daß er nicht nur die große pulsierende Masse des Ovals erkennen konnte, sondern auch Shao und Shimada.
Beide standen noch dicht zusammen, wobei Shimada seine Geisel nicht mehr festhielt, sich allerdings so aufgebaut hatte, daß er ihr mit einem Hieb den Kopf abtrennen konnte.
Das würde er tun, dafür kannte Suko diesen widerlichen Dämon gut genug.
Er hätte Shao gern ein Zeichen gegeben, nur traute er sich nicht und wurde zudem von einem Brausen am Himmel abgelenkt. Im nächsten Augenblick stürzten sich die schwarzen Totenvögel auf das pulsierende Oval, verschwanden darin, und auch Suko rechnete mit einer Zerstörung, die nicht eintrat, denn die Masse spie die Vögel wieder aus wie unverdauliche Reste eines Mahls.
Sie bewegten sich nicht mehr, waren zu Klumpen geworden, deren Flügel am Körper festpappten. Dann vergingen sie.
Als flockiger Ruß segelten sie zu Boden, und Suko wurde bewußt, daß sie so etwas wie einen halben Sieg errungen hatten. Fehlte nur noch die andere Hälfte.
Davor hatte Shimada einen Riegel gesetzt! Und der hieß Shao. Er wandte sich der Chinesin zu. Seine Haltung ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß er vorhatte, sie zu töten, und Suko suchte nach einer Möglichkeit, um einzugreifen, als er dicht neben sich das Flüstern hörte, als würde der Windhauch den Klang einer Stimme direkt in sein linkes Ohr tragen.
»Bleib liegen, beweg dich nicht…«
Der Inspektor erstarrte. Er brauchte nur Sekunden Bedenkzeit, bis ihm einfiel, wer ihn da angesprochen hatte.
Yakup, der Ninja!
Daß er ihn hörte und nicht sah, hatte auch seinen Grund. Yakup mußte die Krone tragen, die dafür sorgte, daß er sich als Unsichtbarer bewegen konnte.
»Hol… hol Shao!« wisperte Suko. »Später, ich brauche das Schwert.«
»Dann ist es zu spät. Gib mir wenigstens meine Waffen.«
»Es ist sowieso zu spät. Wir können nur hoffen, daß Shao richtig reagiert. Es ist ihre einzige Chance.«
Yakup hatte die Worte kaum ausgesprochen, da spürte Suko, wie sich der Schwertgriff auf seiner Handfläche bewegte und die Waffe von ihm fortgezogen wurde…
***
Selbst Shimada war für einen Moment fassungslos, als er mitansehen mußte, wie die Waffe über den mit Schnee und hartem Eis bedeckten Boden glitt, als wäre sie von einem nicht sichtbaren Band geführt worden.
Shao beobachtete ihn genau. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Noch schwebte die Klinge zu nahe über ihr. Eine leichte Bewegung nur konnte sie den Kopf kosten.
Ihre Stimme klang gepreßt und voll unterdrückter Angst, als sie fragte:
»Habe ich recht gehabt?«
»Ja!« keuchte Shimada flüsternd. »Ja, du hast recht. Das Schwert bewegt sich.« Für einen Moment schüttelte er sich, als wollte er die Furcht abschleudern. Dann kam ihm die Erleuchtung. »Ich weiß, daß er es ist, der verdammte Ninja!«
Yakup also. Shimada sprach dessen Namen nur selten aus. Er bezeichnete ihn stets als den verdammten Ninja. Er sah seine Felle davonschwimmen, nur deshalb konnte Shao dessen heftige Reaktion verstehen. Denn er schlug plötzlich
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