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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ihnen gesprochen hatte, mußten wir alle noch einmal hinein und wurden über George befragt. Über George und die Königin und wieviel sie miteinander getrunken hätten und wie oft Ihr und er mit ihr allein wart und ob Ihr sie je zusammen allein gelassen hättet.«
    »Jane hat ihn verraten«, sagte ich mit ausdrucksloser Stimme.
    »Sie hat sich damit gebrüstet«, bestätigte Madge. »Und die Seymour-Ziege ist gestern vom Hof zu den Carews in Surrey abgereist und hat sich laut über die Hitze beklagt, während man uns anderen im Leben herumschnüffelt und alles zerstört.« Ich blieb stehen und küßte Madge auf beide Wangen.
    »Darf ich mit Euch kommen?« fragte sie verloren.
    »Nein«, antwortete ich. »Geht zur Herzogin nach Lambeth. Sie wird sich um Euch kümmern. Und sagt niemandem, daß Ihr mich gesehen habt.«
    |672| »Ich werde es versuchen«, versprach sie. »Aber Ihr wißt nicht, wie es ist, wenn sie jedes Wort hin und her drehen und Euch immer und immer wieder fragen.«
    Ich nickte und ließ sie am Kopf der Steintreppe zurück: ein hübsches Mädchen, das an den schönsten und elegantesten Hof Europas gekommen war. Sie hatte sogar den König selbst verführt und mußte nun erleben, wie ihre Welt völlig auf den Kopf gestellt wurde, wie der Hof täglich düsterer wurde und der König mißtrauischer. Und sie hatte gelernt, daß keine Frau, wie lebhaft oder hübsch oder lustig sie auch sein mochte, sich mehr in Sicherheit wähnen durfte.
     
    Ich brachte Catherine an jenem Abend die Wäsche und sagte ihr, daß ich die Kleider der Königin nicht hatte holen können. Ich erklärte ihr den Grund nicht, denn ich wollte keine Aufmerksamkeit auf mich und auf den sicheren Hafen unserer Unterkunft lenken. Auch all die anderen Nachrichten behielt ich für mich, die ich von dem Bootsmann erfahren hatte, der mich nach London zurückruderte: daß man Sir Thomas Wyatt ebenfalls verhaftet hatte, Annes alten Verehrer, der vor Jahren mit dem König um ihre Gunst gewetteifert hatte, sowie Sir Richard Page, einen anderen Herren aus unserem Kreis.
    »Sie kommen bestimmt auch mich bald holen«, sagte ich zu William, als wir in unserer Unterkunft am Kamin saßen. »Sie nehmen alle fest, die ihr nahestanden.«
    »Dann gehst du Catherine besser nicht mehr jeden Tag besuchen«, riet er mir. »Ich mache das, oder wir schicken eine Magd, und du kommst unauffällig hinterher und überzeugst dich von einem sicheren Ort aus, daß es ihr gut geht.«
    Am nächsten Tag zogen wir in eine andere Unterkunft, und diesmal gaben wir einen falschen Namen an. Henry ging, wie ein Stalljunge gekleidet, zum Tower und brachte Catherine Wäsche oder Bücher. Er schlängelte sich durch die Menge zum Tor und wieder zurück nach Hause, war sicher, daß niemand ihm gefolgt war. Wenn mein Onkel je begriffen hätte, daß man auch eine Tochter lieben kann, hätte er Catherine unter Beobachtung gestellt, und sie hätte ihn zu mir geführt. |673| Doch bei den Howards war niemand je auf die Idee gekommen, daß Mädchen mehr waren als nur Schachfiguren im Heiratsspiel.
    Und Onkel hatte ja auch anderes zu tun. Wie ungeheuer beschäftigt er gewesen war, wurde uns klar, als Mitte des Monats die Anklagepunkte veröffentlicht wurden. William hatte beim Bäcker davon erfahren, wo er unser Abendbrot einkaufte, und berichtete mir erst nach dem Essen davon.
    »Meine Liebste«, sagte er sanft. »Ich weiß nicht, wie ich dich darauf vorbereiten soll.«
    Ich warf einen Blick auf sein ernstes Gesicht und schob den Teller weg. »Erzähl es mir rasch.«
    »Vor Gericht gestellt und für schuldig befunden wurden: Henry Norris, Francis Weston, William Brereton und der junge Mark Smeaton – der Unzucht mit der Königin, deiner Schwester.«
    Einen Augenblick hörte ich ihn gar nicht. Ich vernahm die Worte, aber es war mir, als kämen sie gedämpft aus weiter Ferne. William zog meinen Stuhl vom Tisch zurück und drückte mir den Kopf nach unten, so daß das traumverlorene Gefühl verging. Ich wehrte mich gegen seinen Griff. »Laß mich hoch, ich falle nicht in Ohnmacht.«
    Er ließ mich sofort los, kniete aber zu meinen Füßen nieder, so daß er mir in die Augen schauen konnte. »Ich fürchte, du mußt auch für die Seele deines Bruders beten. Sie werden ihn sicherlich auch schuldig befinden.«
    »Sein Fall wurde nicht mit den anderen verhandelt?«
    »Nein. Ihre Verhandlung fand im allgemeinen Gericht statt. Er und Anne werden vor dem Oberhaus erscheinen müssen.«
    »Da wird man

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