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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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dachte einen Augenblick lang nach. »Ich wüßte jedenfalls nicht, wie. Wie hätte er dann geflickt werden können? Außerdem wäre das nicht unbemerkt geblieben. Worauf wollt Ihr hinaus?«
    »Nun, wenn der Schleier noch niemals eingerissen war, wie hätten dann die Screelings früher ausgesandt werden können? Wie hätte man ihnen dann schon einen Namen geben können?«
    Jetzt war es an Richard, nachdenklich zu werden. »Vielleicht kennen wir sie nur deswegen als Screelings, weil sie in der Prophezeiung so genannt wurden.«
    »Du hast die Prophezeiung gelesen?«
    »Nein. Kahlan hat mir davon erzählt.«
    »Und sie hat sie selbst gelesen, mit ihren eigenen Augen?«
    »Nein. Sie hat in ihrer Jugend davon gehört.« Richards Gereiztheit wuchs zunehmend. »In einem Lied. Das ihr Zauberer beigebracht haben.«
    »In einem Lied.« Schwester Verna sah nicht hinüber, doch ihr Lächeln wurde breiter. »Richard, ich will deine Befürchtungen nicht schmälern, doch Dinge, die oft wiederholt werden, ganz besonders in einem Lied, neigen dazu, eine andere Gestalt anzunehmen. Was Prophezeiungen anbelangt, so sind sie schwerer zu verstehen als eine Hexe. Wir haben im Palast ganze Gewölbekeller voll mit ihnen. Vielleicht erlaubt man dir während deiner Studien, mit ihnen zu arbeiten. Ich habe alle gelesen, die wir besitzen, und ich kann dir versichern, daß sie das Begriffsvermögen der meisten übersteigen. Wenn du nicht vorsichtig bist, kann es geschehen, daß du eine Prophezeiung findest, die dir all das sagt, was du hören willst. Oder zumindest wirst du glauben, es sei das, was du hören willst. Einige Zauberer widmen ihr ganzes Leben ihrem Studium, und selbst sie begreifen nur einen kleinen Teil der Wahrheit, die in ihnen steckt.«
    »Es ist eine Gefahr, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen darf.«
    »Glaubst du, der Schleier bekommt so einfach einen Riß? Habe Vertrauen, Richard. Der Schöpfer hat den Schleier zugezogen. Habe Vertrauen in ihn.«
    Richard ritt eine Weile schweigend neben ihr her. Was Schwester Verna sagte, schien Sinn zu ergeben. Sein Verständnis der Welt geriet ins Wanken.
    Doch es fiel ihm schwer, sich auf dieses Thema zu konzentrieren: immer wieder drängte sich Kahlan in seine Gedanken. Daß sie von ihm verlangt hatte, den Halsring anzulegen, um seine Liebe zu beweisen, obwohl sie wußte, sie würde ihn dadurch verlieren, das war eine Qual, die ihm das Herz zerriß. Der Verrat brannte ihm schmerzhaft in der Brust.
    Er polkte mit seinem Daumennagel an den Zügeln. Schließlich wandte er sich noch einmal an die Schwester. »Das ist noch nicht alles. Das Schlimmste habe ich Euch noch nicht erzählt.«
    Sie setzte ein mütterliches Lächeln auf. »Es gibt noch mehr? Dann erzähl es mir. Vielleicht kann ich deine Ängste beruhigen.«
    Richard atmete tief durch und versuchte, wenigstens einen kleinen Teil der Schmerzen damit loszuwerden. »Der Mann, den ich getötet habe, Darken Rahl, mein Vater – als er starb, wurde er in die Unterwelt geschickt. Zum Hü – Namenlosen. Gestern nacht ist er entkommen. Entkommen durch einen Riß im Schleier. Er ist in diese Welt zurückgekehrt, um den Schleier endgültig zu zerreißen.«
    »Und du weißt, daß es der Namenlose war, der ihn gesandt hat? Du warst selbst in der Unterwelt und hast gesehen, wie er dort an der Seite des Namenlosen eingetroffen ist, ja?«
    Die Frau wußte, wie sie seinen Zorn erregen konnte. Er versuchte, die Stichelei zu übergehen. »Ich habe mit ihm gesprochen, als er in diese Welt zurückkam. Er hat es mir gesagt. Er sagte, er sei hier, um den Schleier vollends zu zerreißen. Er meinte, der Hüter bekäme uns alle. Ein Toter, der in diese Welt zurückkehrt. Versteht Ihr? Seine Seele konnte nur hier sein, wenn er durch den Schleier gekommen war.«
    »Du hast einfach dagesessen, und dieser Tote ist zu dir gekommen und hat mit dir gesprochen, ja?«
    Richard blickte sie verwirrt an, doch sie sah nicht herüber. »Es war auf einer Versammlung bei den Schlammenschen. Ich wollte mit den Seelen ihrer Vorfahren sprechen, um herauszufinden, wie man den Schleier schließen könnte, und da ist er aufgetaucht.«
    »Aha.« Sie nickte zufrieden. »Verstehe.«
    »Was soll das heißen?«
    Schwester Vernas Gesicht bekam einen nachsichtigen Ausdruck, als wollte sie einem Kind etwas erklären. »Haben dir die Schlammenschen einen heiligen Trank gegeben, bevor du diese Seele gesehen hast?«
    »Nein!«
    »Du hast dich einfach mit ihnen hingesetzt und Seelen

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