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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Offiziere. Vermutlich waren diese hier abgestiegen, in den geheizten Zimmern. Die Soldaten unter ihrem Kommando hatten vermutlich die Gasthäuser und die Heime der gewöhnlichen Bürger benutzt.
    Tief durchatmend, um ihre Entschlossenheit zu bekräftigen, schob sie ihr Kinn nach vorn, durchquerte die Mittelhalle mit der Empore, von der aus man auf die große Treppe blickte, und betrat die Räume im Ostflügel. Chandalen, der ihr dicht auf den Fersen folgte, wollte die Türen für sie öffnen und sich zuerst umsehen, doch das ließ sie nicht zu. Ihre Hand zögerte kurz auf dem Türknauf, schließlich öffnete sie die erste Tür. Eine ganze Weile blieb sie stehen und starrte auf das Bild, das sich ihr drinnen bot. Dann ging sie zur nächsten Tür und stieß sie auf, dann zur nächsten.
    In jedem Schlafgemach lag eine Frau, keine von ihnen angekleidet. Zimmer auf Zimmer auf Zimmer immer das gleiche Bild. Nach den verdreckten Teppichen zu urteilen, schien ein unablässiger Strom von Männern hier hindurchgegangen zu sein. Holzspäne lagen in kleinen Haufen auf dem Boden, wo sich jemand die Zeit damit vertrieben hatte, an irgend etwas herumzuschnitzen, während er darauf wartete, daß er an die Reihe kam.
    »Jetzt wissen wir, warum sie mehrere Tage hier verbracht haben«, sagte Kahlan, ohne Chandalen in die Augen zu sehen. Er schwieg. Sie brachte nicht mehr als ein Flüstern hervor. »Damit sie das hier tun konnten.«
    Diese wenigen Tage waren zweifellos die längsten im Leben dieser Frauen gewesen. Kahlan betete, daß ihre Seelen jetzt Frieden gefunden haben mochten.
    Sie erreichten die Tür am anderen Ende, die Tür zu dem Gemach, das sich die jüngeren Frauen teilten. Langsam öffnete sie die Tür, stand da und sah hinein, während Chandalen, dicht dahinter, ihr über die Schulter blickte.
    Mit einem unterdrückten Schrei fuhr sie herum und schlug die Hand vor die Brust. »Bitte, Chandalen, warte hier.«
    Er nickte und sah auf seine Stiefel.
    Kahlan schloß die Tür hinter sich und blieb eine Weile mit dem Rücken daran gelehnt stehen. Die eine Hand an ihrer Seite, die andere vor dem Mund, ging sie um einen umgestürzten, zertrümmerten Kleiderschrank herum und durchmaß den kalten Raum der Länge nach, zwischen den Bettreihen hindurch, blickte mal zur einen, mal zur anderen Seite. Die kostbaren Handspiegel, Bürsten, Kämme und Haarnadeln, die früher liebevoll angeordnet auf den Nachttischen zwischen den Betten gelegen hatten, waren jetzt über den Fußboden verstreut. Die blauen Moirévorhänge blähten sich sacht in der eisigen Brise, die durch die zerbrochenen Fenster hereinwehte.
    Hier hatten die zukünftigen Hofdamen der Königin gewohnt. Junge Frauen von vierzehn, fünfzehn und sechzehn Jahren, ein paar, die etwas älter waren. Dies waren nicht einfach namenlose Tote. Kahlan kannte viele dieser jungen Frauen.
    Die Königin hatte sie mitgenommen, als sie nach Aydindril gekommen war, um dort vor dem Rat zu sprechen. Kahlan hätte sie gar nicht übersehen können, ihre Lebendigkeit, ihr aufgeregtes Staunen darüber, in Aydindril zu sein. Wie gern hätte Kahlan sie persönlich herumgeführt, doch die Gegenwart der Mutter Konfessor hätte ihnen nur angst gemacht, daher hatte sie es unterlassen. Statt dessen hatte sie sie aus der Ferne bewundert und um ihr junges Leben, dem noch alle Möglichkeiten offenstanden, beneidet.
    Kahlan blieb an verschiedenen Betten stehen. Entschlossen und doch widerstrebend richtete sie den Blick auf die Gesichter, die sie kannte. Juliana, eine der jüngsten, war immer selbstbewußt und lebensfroh gewesen. Sie kannte ihre Ziele und hatte keine Angst, sie zu verfolgen. Immer war sie von jungen Männern in Uniform hingerissen gewesen: von Soldaten. Das hatte ihr einmal Ärger mit ihrer Anstandsdame eingebracht: Nelda. Kahlan hatte sich immer heimlich für sie eingesetzt, hatte Nelda erklärt, trotz Julianas Tändeleien seien die Soldaten der Palastwache Aydindrils ausnahmslos Ehrenmänner, die niemals eine der Hofdamen der Königin auch nur berühren würden. Jetzt hatte man sie mit den Handgelenken an die Bettpfosten gefesselt, und nach all dem Blut zu urteilen, schien sie während ihres gesamten Martyriums dort angebunden gewesen zu sein. Im stillen verfluchte Kahlan die Seelen wegen ihres grausamen Humors, dem jungen Mädchen seinen Wunsch zu erfüllen.
    Im nächsten blutdurchtränkten Bett lag die kleine Elswyth. Man hatte ihr unzählige mal in die Brust gestochen und wie bei vielen der

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