Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Gewicht auf sie. Als ihr der Junge aus den Armen glitt, schlug das volle Gewicht seines Kopfes mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden. Arme und Beine fielen schräg auf eine Seite. Seine Kleidung war verdreckt. Angewidert wischte sie sich die Hände an ihrem Rock ab.
    »Wieso kommst du nicht herein, Jedidiah.« Ihre Stimme hallte von den kalten Mauern wider. »Ich weiß, daß du da bist. Versuche nicht so zu tun, als wärst du es nicht.«
    Die schwere Tür öffnete sich langsam, quietschend, und die schattengleiche Gestalt trat beherzt in den Schein einer einzelnen Kerze, die auf einem nahen, wackeligen Tisch stand, der die einzige Ausstattung des unteren Raumes darstellte. Er stand entspannt da und beobachtete stumm, wie das orangene Glühen in ihren Augen verblaßte und sie wieder ihre blasse, bläulich-bleiche, von violetten Sprenkeln durchbrochene Farbe annahmen.
    Sein Blick wanderte zu der Statuette in ihrer Hand. »Ihre Besitzerin schickt mich, sie zu suchen. Sie will die Figur zurück.«
    Das dünne Lächeln wurde breiter. »Weiß sie Bescheid?« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich bin sowieso fertig.« Sie hielt ihm die Figur hin. »Im Augenblick.«
    Jedidiahs Gesicht war wie eine Maske der Ruhe, als er die Figur entgegennahm. »Sie mag es nicht, wenn du dir ihre Sachen ›borgst‹.«
    Sie strich ihm mit dem Finger über die Wange. »Ich diene nicht nur ihr allein. Es ist mir im Grunde egal, was sie mag und was nicht.«
    »Du tätest gut daran, ein wenig vorsichtiger zu sein.«
    Ihr Lächeln wurde strahlend. »Ach, wirklich? Ich könnte ihr denselben Rat erteilen.« Sie deutete mit dem Arm auf den am Boden liegenden Körper. »Er hatte die Gabe.« Langsam fand ihr harter Blick wieder seine Augen. Das Lächeln war verschwunden, als hätte nie im Leben eines ihre Züge berührt. Ihre Worte kamen wie ein giftiges Zischen. »Jetzt habe ich sie.«
    Die Andeutung eines verwirrten Stirnrunzelns huschte über sein kaltes Gesicht.
    »Du glaubst, wir müssen die Zeremonie abhalten, Jedidiah? Das Ritual im Hagenwald?« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nicht mehr. Das gilt nur beim ersten Mal, weil wir weiblich sind und das weibliche Han das männliche nicht aufnehmen kann.« Sie senkte die Stimme zu einem spöttischen Flüstern. »Das ist jetzt nicht mehr nötig. Jetzt, da ich über die Gabe eines Mannes verfüge, kann ich die Gabe anderer ohne das Ritual aufnehmen.«
    Sie schob ihr Gesicht zentimeternah an seines. »Und du kannst es auch, Jedidiah«, hauchte sie. »Mit dem Quillion kannst du es auch. Ich kann es dir beibringen. Es ist soooo einfach. Ich habe ihm das Vereinigungsritual einfach deswegen gezeigt, weil ich ihm sein Han vorführen wollte.« Ihre Wange berührte seine, als sie ihm ins Ohr flüsterte. »Aber er konnte seine Gabe nicht beherrschen. Ich habe ein Vakuum im Quillion erzeugt.« Sie ließ von ihm ab und musterte seine Augen. »Es hat ihm das Leben einfach aus dem Leib gesogen. Und seine Gabe auch. Jetzt gehört sie mir.«
    Er betrachtete eine Weile ihre Augen, bevor er einen kurzen Blick auf die Leiche warf. »Ich erinnere mich nicht, ihn schon mal gesehen zu haben.«
    Sie redete weiter flüsternd auf ihn ein, aus nur wenigen Zentimetern Entfernung. »Treib keine Spielchen mit mir, Jedidiah. Was du tatsächlich meinst, ist, wo habe ich ihn gefunden und wieso nicht die Schwestern, wenn er die Gabe hat.«
    Er zuckte unbekümmert mit den Achseln. »Wenn er die Gabe besitzt, wieso trägt er dann keinen Halsring?«
    Sie legte ihren Kopf auf die Seite. »Weil er so jung ist. Sein Han ist zu schwach, um von den anderen Schwestern aufgespürt zu werden.« Sie legte den Kopf auf die andere Seite. »Aber das gilt nicht für mich.« Sie berührte seine Nase mit ihrer. »Er war hier, mitten in der Stadt. Direkt unter ihrer Nase. Vermutlich der Sproß einer Tändelei von einem von euch ungezogenen Jungs.«
    »Sehr praktisch. Man braucht sich um keine Berichte zu scheren. Vermeidet unangenehme Fragen.«
    Sie warf einen Blick auf die Leiche. »Sei ein guter Junge und schaffe ihn für mich fort. Ich habe ihn in armseligen Verhältnissen unten in der Nähe des Flusses aufgegabelt. Lade ihn dort irgendwo ab. Niemand wird sich etwas dabei denken.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Du willst, daß ich hinter dir herräume?«
    Sie strich ihm mit dem Finger über den Nacken und über seine Kehle, dann über seinen Rada’Han. »Du machst einen schwerwiegenden Fehler, Jedidiah, wenn du glaubst, ich sei nichts weiter

Weitere Kostenlose Bücher