Die Schwestern des Lichts - 3
Stück mit Chandalen im Schlepptau außer Hörweite des Lagers, während Prindin Tossidin holen ging. Als sie alle zusammen waren, richtete sie das Wort an die drei. Chandalen hatte eine finstere Miene aufgesetzt, die anderen beiden warteten regungslos ab.
»Die Schlammenschen«, begann sie mit gedämpfter Stimme, »besitzen Magie.«
»Wir besitzen keine Magie«, widersprach Chandalen.
»Doch, das tut ihr. Ihr haltet es nur nicht für Magie, weil ihr damit geboren werdet und es nicht anders kennt. Ihr wißt nichts von anderen Völkern, wißt nichts von ihrer Denkweise. Die Schlammmenschen können mit den Seelen ihrer Vorfahren sprechen. Sie können es, weil sie Magie besitzen. Andere Völker, andere Menschen, besitzen diese Fähigkeit, diese Magie nicht. Magie ist keine seltsame und mächtige Kraft, sie liegt einfach im Wesen mancher Menschen und Geschöpfe.«
»Andere können auch mit ihren Ahnen sprechen, wenn sie es wollen«, sagte Chandalen.
»Ein paar, ja, die meisten aber nicht. Für die ist es ein Sprechen mit den Toten, und das gilt als Magie. Beängstigende Magie. Du und ich, wir wissen, daß man vor ihr keine Angst zu haben braucht, aber andere wirst du nie davon überzeugen können, daß das gut ist, was du tust. Sie werden es immer für etwas Böses halten. Die Menschen glauben das, wonach sie erzogen wurden, und sie wurden erzogen zu glauben, daß das Reden mit den Toten etwas Böses ist.«
»Aber die Seelen unserer Vorfahren helfen uns«, wandte Prindin ein. »Sie schaden uns nie. Sie bringen uns immer nur Hilfe.«
Kahlan legte ihm eine Hand auf die Schulter und blickte in seine sorgenvollen Augen. »Ich weiß. Deswegen helfe ich dabei, andere von euch fernzuhalten, damit ihr so leben könnt, wie es euch gefällt. Es gibt ein paar andere Völker, die mit ihren Ahnen sprechen, so wie ihr, und auch sie besitzen diese Magie. Es gibt andere Völker und andere Geschöpfe, die über eine andere Art von Magie verfügen als ihr, die für sie aber ebenso wichtig ist, wie eure für euch.« Sie sah jeden einzeln an. »Versteht ihr das?«
»Ja, Mutter Konfessor«, meinte Tossidin.
Prindin nickte zum Zeichen, daß er derselben Meinung war. Chandalen murrte und verschränkte die Arme.
»Wichtig ist allerdings nicht, ob das, was ihr besitzt, als Magie bezeichnet werden kann. Ihr sollt nur begreifen, wie wichtig es ist, ob andere euer Tun als Magie ansehen. Viele fürchten sich vor Magie. Sie halten euch für böse, weil ihr diese Magie praktiziert.«
Kahlan zeigte in die Richtung der Armee der Imperialen Ordnung. »Diese Männer, die wir jagen, die all die Menschen in der Stadt getötet haben, sie haben sich für ein bestimmtes Ziel zusammengetan. Sie wollen über alle Völker der Midlands herrschen. Sie wollen nicht, daß auch nur eins von ihnen so lebt, wie es möchte, sondern alle sollen sich ihrer Herrschaft beugen.«
»Warum sollten sie die Schlammenschen beherrschen wollen?« fragte Prindin. »Wir haben nichts, das sie wollen könnten. Wir bleiben auf unserem Land.«
Chandalen faltete seine Arme auseinander und sprach mit gedämpfter Stimme. »Sie fürchten sich vor Magie, und sie wollen uns daran hindern, mit unseren Vorfahren zu sprechen.«
Kahlan drückte ihm die Schulter. »Genau. Aber mehr noch, sie glauben, sie seien den Seelen, an die sie glauben, verpflichtet, euch alle umzubringen. Sie wollen alle, die Magie anwenden, töten, weil sie glauben, Magie sei etwas Böses. Sie glauben, ein Volk wie ihr besitzt Magie.« Ihr Blick fand Chandalens Augen. »Wenn sie nicht bis auf den letzten Mann getötet werden, wie die Jocopo, werden sie früher oder später kommen und die Schlammenschen vernichten – genau wie sie die Stadt Ebinissia zerstört haben.«
Die drei Männer blickten nachdenklich zu Boden. Sie wartete, bis sie sich überlegt hatten, was sie sagen wollten. Schließlich ergriff Chandalen das Wort.
»Und sie würden andere Völker töten, die wie die Schlammenschen für sich leben wollen?«
»So ist es. Ich habe mit Männern aus dieser Armee gesprochen. Sie sind wie Wahnsinnige. Sie klingen, als wären sie von bösen Seelen heimgesucht worden, wie die Bantak. Wie die Jocopo. Sie hören nicht auf die Stimme der Vernunft. Sie glauben, wir sind es, die auf die bösen Seelen hören. Sie werden ihre Drohung wahrmachen. Du hast die Stadt gesehen, die sie zerstört haben, und du hast gesehen, wie groß die Armee war, die sie verteidigt hat. Das ist keine leere Drohung.
Ich muß nach
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