Die Schwestern des Lichts - 3
streckte die Hand aus, mit der Handfläche nach oben. »Ich werde dein Schwert an mich nehmen.«
Das Rinnsal aus magischem Zorn hatte sich in einen Sturzbach verwandelt. »Du kannst mein Schwert gern haben – wenn ich nicht mehr atme.«
Pashas Blick zuckte zu Schwester Verna hinüber. Die Schwester schüttelte in einer ernsten Warnung langsam und kaum merklich den Kopf. Pashas Blick kehrte zu Richard zurück, und ihr mißbilligender Blick verwandelte sich in ein Lächeln.
»Nun gut, wir können später darüber sprechen.« Sie zog die Brauen hoch. »Aber du mußt dringend ein paar Manieren lernen, junger Mann.«
Richards Tonfall ließ Pasha ein gutes Stück erblassen. »Welche dieser Frauen ist die Prälatin?«
Pasha lachte überrascht und erschrocken auf. »Die Prälatin ist nicht hier. Sie ist viel zu beschäftigt, um…«
»Bring mich zu ihr.«
»Man kann die Prälatin nicht einfach aufsuchen, wann man will. Sie empfängt einen nur, wenn sie persönlich es für notwendig erachtet. Hat Schwester Verna dir nicht beigebracht, daß wir unseren Jungen nicht erlauben…«
Richard schob sie mit der Hand zur Seite, trat einen weiteren Schritt nach vorn in den Saal und richtete seinen wütenden Blick wieder auf die Hunderte von Augenpaaren, die ihm entgegenstarrten.
»Ich habe etwas zu sagen.«
Stille breitete sich in dem riesigen Saal aus. Ein Gedanke formte sich in seinem Kopf, von zwei verschiedenen Quellen inspiriert. Eine war Die Abenteuer von Bonnie Day , das Buch, welches sein Vater ihm geschenkt hatte, und die andere war die Magie des Schwertes, das Wissen des Schwertes, mit dem die Seelen getanzt hatten.
Erinnerung und Botschaft lauteten gleich: Wenn du in der Unterzahl bist und die Situation ausweglos ist, bleibt dir keine Wahl – du mußt angreifen.
Er wußte, wozu der Halsring diente. Seine Lage war aussichtslos. Er hatte keine Alternativen. Er wartete, bis die Stille im Saal beklemmend wurde.
Er tippte mit den Fingern an seinen Rada’Han. »Solange Ihr mich diesen Halsring tragen laßt, seid Ihr meine Häscher, und ich bin Euer Gefangener.« Gemurmel erfüllte den Raum. Richard wartete, bis es verstummt war, bevor er fortfuhr. »Da ich mich keines Angriffs auf Euch schuldig gemacht habe, betrachte ich Euch als Feinde. Wir befinden uns im Krieg.
Schwester Verna hat mir geschworen, daß man mir beibringen wird, die Gabe zu beherrschen, und daß ich, sobald ich alles Nötige gelernt habe, freigelassen werde. Solange Ihr Euch an dieses Versprechen haltet, befinden wir uns im Waffenstillstand. Aber ich habe Bedingungen.«
Richard nahm den roten Lederstab, den Strafer, in die Hand. Über den Zorn der Magie hinaus rief der Strafer nur ein leicht schmerzhaftes Kribbeln hervor. »Man hat mir schon einmal einen Halsring angelegt. Die Person, die mir damals den Halsring anlegte, hat mir weh getan – um mich zu bestrafen, um mich auszubilden, mich zu zähmen.
Das ist der einzige Zweck eines Halsrings. Einem wilden Tier legt man einen Halsring um. Seinem Feind legt man einen Halsring um.
Ich habe meiner ersten Lehrerin dasselbe Angebot gemacht, daß ich auch Euch jetzt mache. Ich habe sie gebeten, mich freizulassen. Sie wollte es nicht tun. Ich war gezwungen, sie zu töten.
Nicht eine von Euch darf jemals hoffen, gut genug zu sein, um ihr das Wasser reichen zu können. Was sie tat, tat sie, weil man sie gefoltert und gebrochen und verrückt genug gemacht hatte, einen Halsring zu benutzen, um Menschen Schmerzen zuzufügen. Sie tat es gegen ihre innere Natur.
Ihr«, damit blickte er von Augenpaar zu Augenpaar. »Ihr tut es, weil Ihr glaubt, es sei Euer Recht. Ihr macht Menschen im Namen des Schöpfers zu Sklaven. Ich kenne Euren Schöpfer nicht. Ich kenne nur einen einzigen, der sich ebenso verhalten würde wie Ihr, und das ist der Hüter.« Die Menge holte erschrocken Luft. »Was mich anbelangt, könnt Ihr durchaus die Anhänger des Hüters sein.
Wenn Ihr dasselbe tut wie sie und diesen Halsring dazu benutzt, mir Schmerzen zu bereiten, endet die Waffenruhe. Ihr glaubt vielleicht, Ihr haltet die Leine für diesen Halsring in der Hand, doch ich verspreche Euch, wenn der Waffenstillstand endet, werdet Ihr feststellen, daß ihr einen Blitz in Händen haltet.«
Im Saal war es totenstill geworden. Richard rollte sich den Ärmel hoch. Er zog das Schwert der Wahrheit blank. Das unverwechselbare Klirren von Stahl hallte durch die Stille.
»Die Baka Ban Mana sind mein Volk. Sie haben sich einverstanden
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