Die Schwestern des Lichts - 3
ich in das Land der Majendie kamen, hatte man sie sie dort angekettet. Die Leute wollten sie ihren Seelen opfern, und ich sollte sie töten. Schwester Verna meinte, ich müßte den Majendie ihren Wunsch erfüllen, damit wir ihr Land passieren könnten.
Ich habe der Schwester nicht gehorcht und statt dessen mit einem Pfeil auf ihre Königin-Mutter geschossen und ihre Hand an einen Pfahl genagelt. Ich erklärte ihnen, wenn sie Du Chaillu nicht gehen ließen und mit den Baka Ban Mana Frieden schlössen, würde ich der Königin-Mutter den nächsten Pfeil in den Kopf schießen. Sie waren klug genug, um zuzustimmen.«
»Sie ist eine Wilde?«
»Sie ist eine Baka Ban Mana. Eine Weise. Sie ist keine Wilde.«
»Und sie hat dich geheiratet, weil du ihr Held warst? Weil du sie gerettet hast?«
»Nein. Schwester Verna und ich, wir mußten ihr Land durchqueren, um hierherzukommen. Während wir dort waren, habe ich ihre fünf Ehemänner getötet.«
Pasha packte ihn am Arm. »Sie sind Meister der Klinge! Du hast es geschafft, fünf von ihnen zu töten?«
Richard ging weiter. »Nein. Ich habe dreißig von ihnen getötet.« Pasha stockte der Atem. »Unter diesen dreißig waren auch ihre fünf Ehemänner. Du Chaillu ist ihre Seelenfrau. Sie meinte, ich sei nun der Führer ihres Volkes. Sie war der Ansicht, da sie die Seelenfrau und ich ihr Führer sei, ihr Caharin , wäre ich jetzt ihr Gatte.«
Pashas Lächeln kam langsam zurück. »Dann bist du nicht wirklich ihr Ehemann. Sie hat dir nur irgend etwas von ihren Wilden, von ihrem BakaBan-Mana-Geschwätz erzählt.«
Richard erwiderte nichts. Pashas Lächeln verflog. Abermals setzte sie eine finstere Miene auf. »Woher weißt du dann, wie ihre Brüste und ihr Körper überhaupt aussehen?« Sie blickte zur Seite und schnaubte verächtlich. »Wahrscheinlich hat sie dich für deine Gefälligkeit belohnt.«
»Ich weiß es, weil sie einen Ring um den Hals trug und angekettet war, als man mich zu ihr schickte, um sie zu töten. Man hielt sie nackt mit diesem Ring gefangen, damit die Männer sie vergewaltigen konnten, wann immer ihnen danach war.« Pasha schluckte. »Sie bekommt jetzt ein Kind von einem dieser Männer. Wahrscheinlich sind die Schwestern deshalb nie auf die Idee gekommen, dem ein Ende zu machen, weil die Menschen, die geopfert werden sollten, mit einem Ring gefangengehalten werden. Ich glaube, die Schwestern interessiert es nicht groß, was mit jemandem passiert, der einen Halsring trägt.«
»Doch, das interessiert die Schwestern«, meinte Pasha kleinlaut.
Richard widersprach erst gar nicht. Er ging schweigend weiter. Pasha schien zu frieren, denn sie verschränkte die Arme unter ihren Brüsten. Der Himmel verfärbte sich tiefviolett, doch kühler wurde es nicht – es war noch immer warm.
Nach einer Weile gewann Pashas Schritt wieder etwas Schwung zurück. Sie sah zu ihm hinüber, ihr Lächeln war wieder da.
»Und du? Du besitzt die Gabe. Besitzt dein Vater ebenfalls die Gabe? Hat er sie dir vererbt?«
Richards Stimmung sank wie ein Stein im Brunnen. »Ja, mein Vater besaß die Gabe.«
Sie hob hoffnungsvoll den Kopf. »Lebt er noch?«
»Nein. Er wurde vor kurzem umgebracht.«
Pasha strich die Vorderseite ihres Rockes glatt. »Oh, das tut mir leid, Richard.«
Richards Hand schloß sich fester um die Zügel. »Mir nicht. Ich war es, der ihn getötet hat.«
Sie erstarrte. »Du hast deinen Vater getötet? Deinen eigenen Vater?«
Richard sah sie wütend an. »Er hat mich gefangengenommen und in einen Halsring legen lassen, weil er mich foltern wollte. Ich habe erst die wunderschöne junge Frau getötet, die die Leine jenes Ringes in den Händen hielt, und dann ihn.«
Das Bedrohliche in seiner Stimme, seinen Worten und Augen war nicht zu verkennen.
Ihre Unterlippe begann zu beben, dann brach Pasha in Tränen aus, drehte sich um und rannte davon. Ihren Rock mit beiden Händen zusammenraffend, lief sie um einen Felsvorsprung und verschwand hinter der Hügelkuppe.
Richard stieß einen langen Seufzer aus, während er die Zügel an einem Granitsockel festband. Er tätschelte Bonnie den Hals.
»Sei ein gutes Mädchen. Warte hier auf mich.«
Er fand Pasha auf einem Stein sitzend, die Arme um die Knie geschlungen. Sie weinte. Richard ging um sie herum, um ihr ins Gesicht zu sehen, doch sie wandte das Gesicht ab. Ihre Schultern zuckten, während sie gequält schluchzend nach Atem rang.
»Geh fort!« Sie legte die Stirn auf die Knie und weinte. »Oder bist du
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