Die Schwestern des Lichts - 3
für sie auf.
»Ich habe ihm einfach zu viel zum Nachdenken gegeben und dazu eine Angst eingeredet, die sich, wie er fürchtet, bewahrheiten könnte.«
Als auf ihr Klopfen hin geantwortet wurde, betraten sie einen schwach beleuchteten Raum mit zwei Schreibtischen und zwei Schwestern. Pasha machte einen Knicks.
»Schwestern, ich bin Novizin Pasha Maes, und dies ist unser neuester Schüler, Richard Cypher. Er möchte gern wissen, ob er vielleicht die Prälatin besuchen dürfte.«
Die beiden Schwestern funkelten sie zornig an. Die rechte sprach.
»Die Prälatin ist beschäftigt. Du bist entlassen, Novizin.«
Ein wenig bleich machte Pasha erneut einen Knicks. »Vielen Dank für Eure Zeit, Schwester.«
Richard verneigte sich knapp. »Ja, vielen Dank, Schwestern. Bitte überbringt der Prälatin meine besten Empfehlungen.«
»Ich habe dir doch gesagt, sie wird uns nicht empfangen«, meinte Pasha auf dem Weg nach draußen.
Richard schob seinen Rucksack höher auf die Schulter.
»Nun, wenigstens haben wir unser Bestes gegeben. Vielen Dank, daß du es mich hast versuchen lassen.«
Natürlich würde Pasha recht behalten und die Prälatin sie nicht empfangen, das war ihm durchaus klar gewesen, doch er hatte gesehen, weshalb er hergekommen war. Er hatte nur das Gebäude und das Gelände kennenlernen wollen, um später dort Bescheid zu wissen. Richard hatte seine Meinung über seine Gefangenschaft nicht geändert, hingegen beschlossen, es für eine Weile mit gutem Willen zu versuchen. Er wollte abwarten und sehen, was man ihm beibringen konnte. Nichts wäre ihm lieber, als von dem Halsring befreit zu werden, ohne jemandem weh tun zu müssen.
In dem Gebäude, in welchem sein Zimmer untergebracht war, dem Guillaume-Haus, das, wie Richard erfahren hatte, nach einem Propheten benannt worden war, trat ein junger Mann zögernd aus dem Schatten vor den Marmortreppen im unteren Stock. Sein blonder Lockenkopf war an den Seiten kurz geschnitten. Er hatte die Hände in die gegenüberliegenden Ärmel seiner violetten Robe gesteckt. Silberbrokat umgab Manschetten und Halsöffnung. Wegen seiner geduckten Körperhaltung wirkte er kleiner, als er tatsächlich war.
Er verneigte sich vor Pasha, während seinen blauen Augen nach einem Fleck zu suchen schienen, auf dem sein Blick gefahrlos ruhen konnte.
»Gesegnet seist du, Pasha«, sagte er leise. »Du siehst hübsch aus heute abend. Ich hoffe, es geht dir gut.«
Pasha kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Warren, nicht wahr?«
Er nickte heftig mit dem Kopf, überrascht, daß sie seinen Namen kannte.
»Es geht mir gut, Warren. Danke der Nachfrage. Dies ist Richard Cypher.«
Warren lächelte Richard schüchtern an. »Ja, ich habe dich gestern vor den Schwestern gesehen.«
»Wahrscheinlich willst du auch etwas über den Mriswith wissen«, meinte Pasha mit einem Seufzer.
»Mriswith?«
»Richard hat einen Mriswith getötet. Hast du nicht deshalb hier gewartet?«
»Tatsächlich? Einen Mriswith? Nein…« Er wandte sich wieder an Richard. »Ich wollte dich fragen, ob du nicht vielleicht irgendwann einmal in die Kellergewölbe gehen möchtest, um dir mit mir die Prophezeiungen anzusehen.«
Richard wollte den jungen Mann nicht in Verlegenheit bringen, doch an Prophezeiungen hatte er kein Interesse.
»Dein Angebot ehrt mich, Warren, aber ich fürchte, ich bin nicht sehr gut im Rätselraten.«
Warren wandte den Blick ab und sah zu Boden.
»Natürlich. Verstehe. Auch von den anderen interessiert sich kaum einer besonders für die Bücher. Ich dachte bloß, vielleicht, nun ja, als du gestern von dieser besonderen Prophezeiung gesprochen hast, dachte ich, du wolltest dich vielleicht darüber unterhalten. Es ist ein außergewöhnliches Werk. Aber ich verstehe schon. Tut mir leid, daß ich dich damit behelligt habe.«
Richard runzelte die Stirn. »Welche Prophezeiung?«
»Die, von der du am Schluß gesprochen hast. In der es heißt, daß du der, nun ja« – Warren schluckte – »Bringer des Todes seist. Es ist nur so, ich habe noch nie jemanden aus den Prophezeiungen getroffen.«
Er blinzelte vor ehrfurchtsvoller Scheu.
»Da du in den Prophezeiungen erscheinst, dachte ich, nun ja, ich dachte, vielleicht…«
Seine Stimme verlor sich. Er sah zu Boden und machte Anstalten zu gehen.
»Aber ich verstehe. Tut mir leid, wenn ich…«
Richard faßte Warren sanft am Arm und zog ihn wieder herum.
»Wie schon gesagt, ich bin nicht gut im
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