Die Schwestern des Lichts - 3
Wir werden morgen miteinander sprechen.«
Kahlan nahm den kürzesten Weg durch die gewaltige Halle, die für wichtige Zeremonien und Feierlichkeiten benutzt wurde. Feuer in den großen, prachtvollen, zu allen Seiten zwischen ausgekehlten Säulen plazierten Kaminen bewirkten, daß ihr eigener Schatten sie umkreiste, als sie den Boden aus grünem Schiefer überquerte. Der Saal war im Augenblick leer, und ihre Schritte hallten von oben aus dem fein gearbeiteten Zwischenrippengewölbe mit den wellenförmigen, weit geschwungenen Bögen wider. Ihr Vater hatte früher des öfteren Tausende von Walnüssen und Eicheln, die Soldaten darstellten, überall auf dem Boden dieses Raumes ausgelegt, um ihr Schlachttaktiken beizubringen.
Sie bog in die Halle am anderen Ende ein, zum Korridor, der zu den Ratskammern führte. In der privaten Galerie des Konfessors stützten Gruppen von vier glänzenden, schwarzen Marmorsäulen zu jeder Seite eine Folge mehrfarbiger Gewölbe. Am Ende, vor den Ratskammern, befand sich ein rundes, zwei Stockwerke hohes Pantheon, dem Gedenken der Heldinnen gewidmet: den Gründungsmüttern Konfessor. Deren Porträts, als Fresken zwischen sieben wuchtigen, bis zum Oberlicht aufragenden Säulen, waren doppelt lebensgroß.
Kahlan kam sich in der Gegenwart der sieben strengen Gesichter, die dem Raum zu überwachen schienen, immer vor, als hätte sie sich dieses Amt erschlichen. Sie schienen zu sagen: »Und wer bist du, Kahlan Amnell, daß du dich für die Mutter Konfessor hältst?« Daß sie die Geschichte dieser Heldinnen kannte, unterstrich noch ihr Gefühl der Unzulänglichkeit.
Beide Messingklinken packend, warf sie die hohen Mahagonitüren auf und betrat forschen Schritts die Ratskammer.
Eine riesige Kuppel überspannte den gewaltigen Raum. Am hinteren Ende war das Hauptgewölbe mit einem Zierfresko geschmückt, das den Ruhm der Magda Searus feierte, der ersten Mutter Konfessor. Ihre Finger lagen auf dem Handrücken ihres Zauberers Meritt, der sein Leben geopfert hatte, um sie zu beschützen. Auf ewig in dem farbenfrohen Fresko vereint, überwachten die beiden jetzt gemeinsam die Mütter Konfessor, die ihnen nachfolgten und auf dem Obersten Sitz saßen – sowie deren Zauberer.
Zwischen den kolossalen Kapitellen der Säulen, die sich rings um den Saal in die Höhe reckten, begrenzten wellenförmig geschwungene, polierte Mahagonigeländer Balkone, die einen Ausblick auf den eleganten Saal boten. Die bogenförmigen, rund um den Saal in bestimmten Abständen verteilten Öffnungen, die bis an die Balkone heranreichten, waren mit Stuckreliefs heroischer Szenen dekoriert. Dahinter gab es Fenster, von denen aus man in die Innenhöfe blickte. Runde Fenster entlang des unteren Kuppelrandes ließen zusätzliches Licht in den prachtvollen Raum. Am hinteren Ende befand sich das halbkreisförmige Podium, auf dem die Räte hinter einem reich verzierten Schreibtisch saßen. Der opulente Oberste Sitz in der Mitte war der höchste.
Um den Obersten Sitz hatte sich eine dicht gedrängte Gruppe von Männern versammelt. Ihrer Zahl nach zu schließen war ungefähr die Hälfte des Rates anwesend. Als sie energisch die langen Streifen aus Sonnenlicht auf dem gemusterten Marmorboden durchschritt, folgten ihr die ersten Blicke.
Auf dem Obersten Sitz saß jemand. Auch wenn man die Strafe in letzter Zeit nicht vollstreckt hatte, es galt als Kapitalverbrechen, wenn ein Ratsmitglied den Obersten Sitz einnahm, da dies dem Ausrufen einer Revolution gleichkam. Das Gespräch verstummte, als sie sich näherte.
Es war der Hohe Prinz Fyren von Kelton, der den Sitz eingenommen hatte. Seine Füße lagen auf dem Schreibtisch, und er nahm sie auch nicht herunter, als er sie kommen sah. Er hielt den Blick auf sie gerichtet, lauschte jedoch einem Mann mit glattgestrichenem Haar und graudurchsetztem Bart, der sich tuschelnd über ihn beugte. Der Mann hatte die Hände in die gegenüberliegenden Ärmel seiner schlichten Robe gesteckt. Seltsam, dachte sie, daß ein Berater sich kleidet wie ein Zauberer.
Prinz Fyren zog erfreut die Brauen hoch. »Mutter Konfessor!« Mit übertriebener Umsicht nahm er seine Stiefel vom Schreibtisch und erhob sich. Er stützte seine Hände auf, beugte sich über den Tisch und sah hinunter. »Wie schön, Euch zu sehen!«
Früher hatte Kahlan immer einen Zauberer bei sich gehabt, jetzt hatte sie keinen. Keinerlei Schutz. Sie konnte es sich nicht leisten, zaghaft oder verletzlich zu wirken.
Wütend sah sie zu
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