Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
auf ihn ein, dass er endlich mit Melanie sprechen sollte. Aber die beiden kannten eben nicht die ganze Geschichte. Sie wussten nicht, dass die ganze Situation nur seine Schuld war. Er war allerdings inzwischen bereit, das zuzugeben.
Jessie zog sich mehr und mehr in trotziges Schweigen zurück und weigerte sich, mit Melanie ein Treffen zu vereinbaren. Die Beziehung zu seiner Tochter war noch nie so angespannt gewesen.
Warum rede ich nicht einfach mit Melanie und erkläre ihr alles? überlegte Mike.
Noch unglücklicher als jetzt konnte er nicht werden. Es war an der Zeit, dass er die Situation in die Hand nahm.
Als er am nächsten Samstag erwachte, schien draußen die Sonne am strahlend blauen Himmel. Das Thermometer zeigte bereits vierundzwanzig Grad, als er Jessie bei Lyssa absetzte und zu Melanie fuhr. Er hatte sich entschieden. Heute würde er eine Klärung herbeiführen, koste es, was es wolle. Es half, dass alle Pflanzen gesetzt und gut angewachsen waren. Nach dem heutigen Tag hätte er keinen Grund mehr, nach Rose Cottage zu fahren, wenn sie ihn erneut abweisen würde. Er war sogar am Nachmittag zuvor nach Richmond gefahren und hatte einen Ring gekauft. Das würde Melanie sicherlich zeigen, wie ernst er es meinte.
Natürlich war es einfacher gewesen, sich seinen Plan in Gedanken zurechtzulegen, als jetzt zu ihr zu gehen und anzuklopfen. Der Weg vom Garten bis zum Haus erschien ihm endlos. Aber er wusste, dass es kein Zurück mehr gab.
Er erinnerte sich daran, was seine Mutter mal zu ihm gesagt hatte, als er Angst vor der Prüfung hatte, um in die Basketballmannschaft der Schule aufgenommen zu werden. „Wer es nicht versucht, hat sowieso verloren.“ Sie hatte ihm das oft gesagt und wollte ihm damit erklären, dass man nie vorzeitig aufgeben sollte.
Er kniete nieder, um mit einer kleinen Handharke die Erde der Rosenbüsche aufzulockern, obwohl er das vergangenen Samstag erst getan hatte. Aber er brauchte noch ein wenig Zeit, um sich zu sammeln.
Jetzt oder nie, sagte er sich schließlich, doch bevor er aufstehen konnte, bemerkte er, dass jemand sich neben ihn kniete. Er schaute auf und sah Melanie neben sich. Sein Herz machte einen Satz. Es gab tatsächlich Wunder.
Melanie hätte keinen Moment länger mehr warten können. Seit Wochen hatte Mike jeden Samstag im Garten gearbeitet. Nie hatte er Jessie mitgebracht oder sein Kommen angekündigt. Irgendwann war er einfach da gewesen und hatte zu arbeiten begonnen.
Wenn er sie am Fenster erblickte, hatte er ihr nur kurz zugewinkt. Das war alles gewesen. Er hatte nie gelächelt oder gar etwas gesagt.
Und Melanie war auch nie zu ihm hinausgegangen. Es tat schon weh, ihn einfach nur zu sehen. Noch nie hatte sie einen Mann gekannt, der so groß und stark war und doch so fürsorglich und liebevoll mit den jungen Pflanzen umging. Es schmerzte zu wissen, dass diese Hände sie niemals mehr berühren würden.
Auch an diesem Tag hatte sie ihn wieder vom Küchenfenster aus beobachtet und daran gedacht, wie zärtlich seine rauen, schwieligen Hände sie gestreichelt und liebkost hatten. Vielleicht war ihre Sehnsucht nach ihm der Auslöser gewesen, aber plötzlich hatte sie genau gewusst, was Liebe war.
Für sie war Liebe ein Mann, der Angst hatte, sein Herz zu riskieren, wenn er um ihre Hand anhielt. Ein Mann, der keine Worte für seine Liebe finden konnte, aber sie immer wieder durch seine Handlungen bewies. Ein Mann, der sich durch ihr Nein nicht von ihr abwandte, sondern ihr seine Liebe durch seine Gegenwart und seine Hingabe bewies. Ein Mann, der ihr so sehr vertraute, dass er sie gebeten hatte, seiner Tochter eine Mutter zu sein.
Mit laut klopfendem Herzen ging sie zu ihm und kniete sich neben ihn. Als er sie anschaute, sah sie Sehnsucht, aber auch viele Fragen in seinem Blick.
„Ja“, sagte sie ruhig und hoffte, dass das kleine Wörtchen ausreichen würde. Sie war genauso hilflos wie er.
Er sah sie verwirrt an. „Ja?“
Sie lächelte. „Hast du die Frage vergessen?“
Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, trat plötzlich ein hoffnungsvolles Leuchten in seine Augen. „Wie könnte ich?“, erwiderte er schlicht. „Es ist die wichtigste Frage, die ich je gestellt habe.“ Aufmerksam betrachtete er ihr Gesicht. „Bist du sicher?“
„Dass ich dich liebe? Ja. Absolut.“
„Genug, um hierzubleiben?“
„Ja.“
„Und was ist mit dem Rest?“, fragte er unsicher. „Weißt du, was ich empfinde?“
Selbst jetzt noch überließ er die
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