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Die Schwestern

Die Schwestern

Titel: Die Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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vorstellte.
    Deana hielt die Hochglanzseiten des Katalogs so fest umklammert, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, während sie sich fragte,
     warum sie sich plötzlich vorkam, alswürde sie ebenfalls zur Schau gestellt. Es war, als betrachtete der Mann sie intensiv durch den Stoff ihres Kleids und studierte
     ausgiebig jedes Detail ihres nackten Körpers, obwohl es eigentlich so aussah, als betrachtete er eine kleine Zeichnung in
     Sepia, die Darstellung einer masturbierenden Frau.
    Das ist bloß Einbildung, Deana, schalt sie sich. Du bist betrunken. Vermutlich ist er nichts Besonderes und ohnehin nicht
     an dir interessiert.
    Trotzdem glühte ihre Haut stärker als sonst, und es kam ihr vor, als flösse die Hitze von ihrem Gesicht und ihrer Kehle hinab
     zu ihrem Geschlecht, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie war sich ihrer selbst mehr denn je bewusst, und das Gefühl
     verdoppelte, verdrei- und vervierfachte sich. Ihre Brüste schwollen an und drückten aufreizend gegen den lächerlich dünnen
     Stoff ihres Kleids. Es war, als hielte jemand aus nächster Nähe einen Röntgenstrahl auf ihren Körper gerichtet und hätte seine
     lüsterne Freude daran, dass sie kaum Unterwäsche trug.
    Plötzlich konnte sie sogar ihren eigenen Duft riechen, obwohl sie sich üppig mit einer nach Rosen duftenden Körperlotion eingerieben
     hatte, bevor sie zu der Ausstellung aufgebrochen war. Doch angesichts des düsteren Schattens, der nur wenige Zentimeter von
     ihr entfernt dastand, verströmte ihr Körper den Geruch von Moschus, Sex und Schweiß. Ein Schwall Pheromone hatte sich über
     ihr unaufdringliches Parfüm gelegt und schien sie wie ein lockender Nebel zu umgeben.
    So unauffällig wie möglich schlenderte Deana davon. Der Adrenalinstoß in ihren Adern machte sie benommen, und sie musste dringend
     die Damentoilette aufsuchen, um etwas Parfüm aufzutragen und ihrem Körper ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Dann erst würde
     sie wieder in der Lage sein, in den Ausstellungsraum zurückzukehren und dem dunklen, verstörenden Fremden zu begegnen. Sie
     griff nach einem weiteren Glas Wein mit dem Vorsatz,es langsam zu genießen, dann sah sie sich um. Es gab kein Schild, das den Weg zur Damentoilette wies, aber sie entdeckte einen
     Durchgang, hinter dem sie vermutlich zu finden war.
    Die Galerie war modern und weitläufig, daher schien noch niemandem die Empore im ersten Stock aufgefallen zu sein, die vermutlich
     einen guten Überblick auf die Ausstellungsräume bot. Deana konnte von ihrer Position aus recht wenig vom Obergeschoss erkennen,
     doch ragten einige Bilderrahmen über die weiß gehaltene, schlichte Brüstung heraus. Offensichtlich wurden an der Wand dahinter
     weitere Kunstwerke ausgestellt, also beschloss Deana, hinaufzugehen und sie sich anzusehen.
    Sie brauchte einige Minuten, bis sie den richtigen Aufgang entdeckt hatte, doch als sie auf die Empore trat, war der Ausblick
     enttäuschend. Zugegeben, von der hüfthohen Balustrade aus konnte sie die gesamte Galerie und die schick gekleideten «Kunstliebhaber»
     gut überblicken, aber der dunkelhaarige Fremde glänzte durch Abwesenheit.
    «Gut gemacht, Ferraro», murmelte sie, «er ist gegangen. Du hättest ihn ansprechen sollen, als du noch die Möglichkeit dazu
     hattest, du blödes Huhn.»
    «Wen ansprechen sollen?»
    Die Stimme neben ihr war leise und hatte einen rauen Unterton. Sex pur, gefiltert durch eine menschliche Stimme, und Deana
     wusste ganz genau, wem die Stimme gehörte. Langsam, fast zögernd, drehte sie sich um.
    Ihr erster Eindruck wurde ihm nicht gerecht. Sie hatte in Gedanken bereits eine Zeichnung von ihm angefertigt, aber vor ihr
     stand ein Meisterwerk, eine lebende Komposition, mit feineren und sensibleren Zügen als sämtliche Exponate dieser obszönen
     Sammlung.
    «Wen wollten Sie ansprechen?», insistierte die Erscheinung in Schwarz, aber Deana starrte ihn bloß mehrere Sekunden lang an:
     den lächelnden Mund, die großen, dunklen Augen, seine Hände, den Körper und auf das,was sich zwischen seinen Beinen befand. Seine schmalen, dunklen Augenbrauen hoben sich fragend und amüsiert, und es schien
     eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihre Stimme wiederfand.
    «Sie», erwiderte sie brüsk und entschied sich in diesem Moment, ihr Ich hemmungslos auszuleben. Er war pure Erotik auf zwei
     Beinen, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Sie wollte ihn, ja – jetzt und ohne Zweifel   –, aber sie hatte keine Angst vor ihm. Auch

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