Die Schwestern
alles ihre Schuld. Ihretwegen war ihre tollkühne,
sexuell aufgeschlossene Schwester verletzt und gedemütigt worden. Natürlich war ihr klar, dass es sich bei dem Ergebnis des
Münzenwerfens um reinen Zufall handelte, doch sie hatte trotzdem das Gefühl, an allem schuld zu sein. Dass sie diejenige sein
sollte, die erledigt und in aufgelöstem Zustand hier saß … während sich die schlimmsten Verletzungen vermutlich unter ihrem Rock befanden.
«Das hat er nicht getan.»
Etwas in der Stimme ihrer Schwester ließ Delia aufmerken.
Deana hielt eine Tasse Tee umklammert, doch auf ihrem Gesicht lag ein breites Lächeln. Ein Lächeln, das Delia schon oft gesehen
hatte, eines, das sexy war und sich langsam voller Befriedigung ausbreitete. Ihr selbst war es noch nie vergönnt gewesen,
so zu empfinden, wenn sie auch dieselben Gesichtszüge besaß.
«Oh …»
«Ja, oh.»
«Und was ist passiert?», fragte sie. «Du siehst aus, als hätte es dir eine ganze Bande ausgehungerter Kanalarbeiter besorgt!»
«Nun, vermutlich war er tatsächlich ein wenig ausgehungert.»
Deanas Worte klangen verträumt, was exakt zu dem Lächeln auf ihrem Gesicht passte. Sie fuhr mit dem Fingernagel über eine
der Laufmaschen, die sich prompt vergrößerte. «Aber daran ist er wohl selbst schuld.»
«Was meinst du damit?»
«Wappne dich, Schwesterherz.» Das Lächeln wurdeschelmisch und immer breiter, während sich Deana mit sanfter Stimme in der detaillierten Beschreibung des Abends erging.
Delia wurde heiß, kalt und wieder heiß. Sogar sehr heiß. Sie hatte geglaubt, bereits wilde Stunden mit Jake verbracht zu haben,
aber was Deana ihr da beschrieb, war geradezu irrsinnig. Ein perverser, dunkler Traum, der sowohl die Erzählerin als auch
ihre lauschende Schwester erregte.
Masturbation. Entblößung. Fetischklub. Lesbierin. Orgasmen vor Publikum. Herzeigen des Geschlechts vor der Dienerschaft. Alles
ging ins Extreme, war so viel stärker, intimer und abartiger als ihr eigener leichter Kitzel. Was in Jakes Büro passiert war,
war für ihn harmlos. Fast schon normal …
Plötzlich fiel ihr ein, dass auch sie «Dee» war.
«Aber ich kann so etwas nicht tun», rief sie mit Panik in der Stimme.
«Doch, Liebes, das kannst du», erwiderte Deana sanft. «Auf gewisse Weise bist du sogar schon so weit. Wir haben nicht nur
die gleichen Gesichtszüge, nicht wahr? Tief in deinem Inneren …»
Mit einem Mal hätte Delia gern ein Glas von Peters Schnaps getrunken, um mit all dem hier zurechtzukommen, denn der Kräutertee
war zu schwach. Schließlich hatte Deana recht.
Ihre Vergnügungen der letzten Nacht mochten zwar unterschiedlich gewesen sein, doch ihre Gier nach Sex war die gleiche. Deana
hatte woanders gefunden, wonach sie suchte, und das aus reinem Wagemut. Doch sie selbst hatte zu Hause die Erfüllung ihrer
Bedürfnisse gefunden. Mochten ihre Erlebnisse auch unterschiedlich sein, so war das Resultat letztlich das gleiche.
«Und überhaupt», Deana blickte sie nun eindringlich an, «was hast du denn so getrieben, während ich fort war?» Ihr geschultes
Auge hatte offensichtlich etwas erkannt. EineVeränderung, die Delia selbst noch nicht bemerkt hatte. «Du hast einen Blick, den ich in all der Zeit mit Russell nie an dir
gesehen habe. Es wirkt, als seist du auch auf deine Kosten gekommen.»
O nein, wenn sie Deana von Peter erzählte, würde sie ihr auch berichten müssen, in wen er verliebt war!
«Du schlaue Hexe», sagte Deana lächelnd. «Du und Peter. Sieh an, wer hätte das gedacht. Weiß Russell, der Terrier, davon?»
Sie verengte die Augen zu Schlitzen, während sie ihre Chancen abwog. «Soll das heißen, ich habe Jake ganz für mich?»
«Nein, keinesfalls!» Wilde Panik überfiel Delia, während sich jede Faser ihres Körpers dagegen sträubte. Es war verrückt und
schien ihr gar nicht ähnlich zu sehen. Aber nach dem, was ihre Schwester erzählt hatte, wollte sie Jake mehr denn je.
«Zwischen Peter und mir ist nichts Ernsthaftes», fuhr sie fort und zwang sich, vernünftig und ruhig zu sprechen. «Und mit
Russell ist es auch vorbei.»
Deana wirkte aufrichtig entzückt und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch bevor sie die unvermeidlichen Fragen stellen
konnte, wurde sie von Delia unterbrochen.
«Das Zwillingsspiel ist noch nicht vorbei, Deana», sagte sie mit sanfter Stimme, die einen stählernen Unterton besaß. «Und
ich bin als Nächste dran. Also solltest du mir
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