Die Schwestern
jetzt lieber sagen, wann es sein wird …»
6 Im Land des ewigen Lächelns
Deana hatte ihr nichts über den Ort oder den Zeitpunkt sagen können, das hatte Delia selbst erfahren, und zwar zwei Tage später,
als sie ihr Büro betrat und sich auf ihren Schreibtischstuhl setzte. Mitten auf ihrer Schreibunterlage lag ein blauer Umschlag,
darunter eine dünne Ledermappe, ebenfalls in Blau. Stirnrunzelnd schlitzte sie den Umschlag mit einem Fingernagel auf und
holte seinen spärlichen Inhalt heraus. Ein einziges Blatt aus himmelblauem, dünnem Papier.
Dee
, lautete die Anrede in fester Handschrift.
Ich bin wieder zurück und schicke dir heute Abend um acht Uhr einen Wagen vorbei. Sei vorbereitet wie beim letzten Mal, aber
zieh dich leger an, der Anlass ist eher zwanglos.
Der Brief war nicht unterschrieben.
Aus einem Impuls heraus hielt sie sich den Brief unter die Nase und schnupperte daran. Normalerweise parfümierten nur Frauen
ihre Briefe, doch dieser spezielle Absender brach diese Regel unverfroren.
Delia lächelte. Sie hatte recht gehabt, der Bogen war mit seinem wunderbaren, blumig-herben Duft getränkt. Als sie tief einatmete,
stürmte eine Vielzahl von Erinnerungen auf sie ein. Ihre und Deanas Erinnerungen … eine verräterische Hitze stieg ihr in die Wangen, als sie sich an die deutlichen und doch schwärmerischen Erzählungen ihrer
Schwester erinnerte. Während der letzten beiden heißen Tage hatte sie unentwegt an die deutlichen Details und an Sex allgemein
denken müssen.
Dabei waren ihre Gedanken nicht allein um Jake gekreist. Auch Peter war mit im Spiel gewesen. Es kam ihr immer noch wie ein
Wunder vor, dass sie ihren freundlichen,sanften Nachbarn als Sex-Supermann erlebt hatte. Welche Rolle wohl der Alkohol dabei gespielt hatte? Und wäre Peter wohl auch
im nüchternen Zustand so überzeugend? Und sie selbst?
Na, großartig, Delia, schalt sie sich seufzend. Jetzt hast du dich in eine schöne Zwickmühle hineinmanövriert. Es reicht wohl
nicht, dass du dich – sanft – von Russell getrennt hast, während du dieses Wahnsinnsspiel mit Jake und Deana treibst, nein,
du musstest dich auch noch auf
einen weiteren
Mann einlassen!
Würde es wohl bei diesen dreien bleiben?
Seit jenem Morgen in Jakes Büro ertappte sie sich regelmäßig dabei, wie sie alle möglichen Männer prüfend begutachtete. Männliche
Kollegen, denen sie zuvor keinen zweiten Blick gegönnt hatte. Der junge Typ, der morgens die Sandwiches ins Büro lieferte.
Männer, die ihr zufällig auf der Straße oder in Geschäften begegneten. Fast schien sie sich gar nicht der Tatsache bewusst
zu sein, dass sie ihre Gesichter und Körper anstarrte und sich vorstellte, wie sie nackt aussahen. Innerhalb weniger Sekunden
lag sie in Gedanken bereits mit ihnen im Bett, und ihr Körper begann vor Erregung zu beben, wenn sie sich vorstellte, was
diese Männer mit ihr anstellen würden. Das war schockierend und sah ihr überhaupt nicht ähnlich, aber Delia hatte das Gefühl,
dass sich ihr Sexualtrieb ein für alle Mal verändert hatte. Ein Ventil hatte sich in ihrem Inneren geöffnet, und die Hormone
begannen ungehindert zu fließen. Wildes, erotisches Begehren überwältigte sie, und ihre Libido war grenzenlos und drängend.
Und jetzt das!
Delia legte den Brief beiseite und schlug die Ledermappe auf. Ihr Blick fiel auf ungefähr ein Dutzend Kundenkreditkarten,
die in ordentlichen Zweierreihen in der Mappe steckten. Sie waren allesamt auf ihren Namen ausgestellt. Dazu mehrere Computerausdrucke,
die ihr mitteilten, dass sie von jetzt an über einen unlimitierten Kreditrahmenin Geschäften verfügte, von denen sie bisher nur geträumt hatte. Ein weiterer Brief von Jake informierte sie über den Grund.
Für einhundert Oberteile, die nur dir gehören.
Zuerst begriff sie nicht ganz, dann fiel es ihr wieder ein. Deana und das zerstörte Bustier.
Dieser Mistkerl! Er glaubt wohl, er kann uns kaufen!
Delia wurde schwindelig, als sich Erregung in ihre Wut mischte und sie zwischen Beleidigung und einem wunderbaren dekadenten
Gefühl schwankte. Mit einem Mal bekam sie eine Ahnung davon, wie es sich wohl anfühlen mochte, eine Kurtisane zu sein. Eine
Dame, die ausgehalten und mit Geschenken überhäuft wurde, um als Gegenleistung ihren Körper zur Verfügung zu stellen. Sie
nahm eine Karte heraus und betrachtete das weltbekannte Logo, dann las sie den Brief noch einmal.
Der Anlass ist eher
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