Die Schwestern
vor Erstaunen die Augen aufriss, ihr die Kinnlade herunterfiel und ihr wieder
heiß und feucht zwischen den Beinen wurde.
Die explizitesten Kunstwerke stellten Jake selbst dar. Aufnahmen und Zeichnungen, wie Gott ihn erschaffen hatte, in verschiedenen
sexuellen Akten. In einigen Szenen war er allein, in anderen mit einer Frau, in weiteren mit mehreren Frauen. Auf manchen
Bildern war er sogar mit Männern zu sehen.
Delia fragte sich, was ihre Schwester von diesem privatesten Teil der Privatsammlung wohl halten würde. Mit ihrem Talent und
ihrer offenen Art, mit Sex umzugehen, wäre sie vermutlich in der Lage, ebensolche Kunstwerke, wenn nicht sogar bessere, zu
erschaffen. Sei es mit dem Pinsel, dem Stift oder einer Kamera. Oder vielleicht sogar durch den Einsatz ihres eigenen Körpers?
Sie waren mittlerweile an einer Tür angekommen. Eine glatte, neutral gestrichene Fläche, die in ihrer Schlichtheit geradezu
bedrohlich wirkte. Delia zögerte. «Hab keine Angst», sagte Elf und griff nach dem Türknauf.
Delias Herz begann heftig zu pochen, als die Tür aufschwang …
7 Im Thronsaal
Als Deana den Raum betrat, musste sie unwillkürlich an Jakes Büro im De Guile Tower denken. Er schien eine Vorliebe für weiträumige
Zimmerfluchten zu haben, denn was sich hier vor ihrem Auge erstreckte, schien eher in den Palast eines fernöstlichen Potentaten
zu gehören. Dabei war es bloß ein Schlafzimmer in einer Londoner Stadtvilla.
Auch die Innenausstattung war unkonventionell. Von jeder Wand hingen durchsichtige Paneele im japanischen Stil herab, sogenannte
shoji
, doch statt der traditionellen Naturfarben waren sie mit feurigen, lebendigen Nuancen bemalt – Delia entdeckte verschiedene
Orangeschattierungen, Blass- und Kirschrot und Ocker. Die Muster wirkten wie neblige Wirbel, die von geschickt platzierten
Einbauleuchten indirekt angestrahlt wurden.
Die Atmosphäre war ungewöhnlich, fast wie in einem Mutterleib – ein Effekt, den Jake vermutlich auch erzielen wollte.
Auf dem hochflorigen, fast dunkellila Teppich standen mehrere niedrige Liegesofas, dazu waren riesige, weiche Sitzsäcke im
Raum verteilt. Die Umrisse weiterer Möbelstücke zeichneten sich zwar ab, doch um was es sich genau handelte, konnte Delia
wegen des diffusen Lichts nicht genau erkennen. Einzig erkennbar war die größte Liegestatt im Raum, die auf einer Art Podest
stand, das man über eine Stufe erreichte.
Auch darauf waren dicke, weiche Kissen verteilt. Der Diwan besaß als einziges Möbelstück eine Rückenlehne – eine hohe, fast
kitschige Angelegenheit aus scharlachrotem Noppensamt. Lässig dagegen gelehnt: niemand anderes als Jake, ein Gedicht in kühlem
Blau vor einemrotglühenden Hintergrund. Sein schlanker, gebräunter Körper steckte in einem Morgenmantel aus azurfarbener Seide. Seine Pose
war so übertrieben, dass er wie der Held eines billigen Kitschromans wirkte. Hätte Delia ihn nicht so stark begehrt, hätte
sie in diesem Moment vermutlich laut aufgelacht.
So, wie er dort ruhte, strahlte er Macht aus und sah mehr denn je aus wie ihr Prinz. Beim Näherkommen überfiel Delia jedoch
eine intensive, sexuell begründete Gereiztheit, als sie feststellte, dass …
… dieser prächtige Mistkerl tatsächlich eingeschlafen war!
Delia verstand sich selbst nicht mehr, als sie sich ihm behutsam näherte. Elfs Worten zufolge war Jake «beschäftigt». Was
sie jetzt eigentlich tun sollte, war, auf ihn zuzustürmen und ein Höllentheater zu machen. Das jedenfalls hätte Deana gemacht.
Doch sie war diplomatischer und nicht so couragiert wie Deana, die sich wenig bieten ließ.
Außerdem sah er einfach viel zu gut aus.
Delia konnte kaum glauben, dass sie diesen Mann erst zweimal getroffen hatte. Während sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt
dastand, kam es ihr vor, als sei sie schon immer von ihm besessen gewesen. Und ihre Phantasien und Träume, zusammen mit Deanas
detaillierten Beschreibungen, erweckten in ihr den Eindruck, als würde sie ihn in- und auswendig kennen. Mit Verstand, Körper
und Seele.
Das mochte zwar ein Trugschluss sein, aber sie wusste, dass der Schlüssel zu ihm Sex war – darin lag das Geheimnis. Er war
das erotischste Wesen, das ihr je begegnet war, und wie er dort vor ihr lag, katzenhaft und entspannt, brachte er ihre Sinne
weitaus stärker zum Vibrieren als jedes einzelne seiner unerhört offenherzigen Kunstwerke.
Er lag in voller Länge auf seinem
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