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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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angebunden. »Seid leise!«
    Die drei Frauen folgten der unscharfen grauen Gestalt, stolperten und liefen in der unnatürlichen Dunkelheit gegen Bäume. Sharyl schaute gelegentlich kurz hoch und fragte sich, was mit den Monden passiert war. Heute Nacht hätte man alle vier sehen müssen, aber sie erblickte nur Marmallor. Dennoch war der Himmel nicht bedeckt; sie konnte zwischen den dünnen Ästen die Sterne deutlich sehen. Sie schüttelte sich abergläubisch und dachte an eine der Erzählungen aus ihrer Kindheit; an einen verzauberten Ort, an dem der Schlaf einer Nacht einem Monate oder gar Jahre des Lebens stahl.
    Sie prallte gegen einen weichen Körper und keuchte auf.
    »Ich muss zurück«, sagte Jayla leise. Sie stand neben einem großen Findling. »Klettert einfach an diesem Felsen hoch und folgt der Spalte bis dorthin, wo sie auf den Hochpfad trifft. Es ist der längere und gefährlichere Weg, aber er bringt euch nach Derin. Ihr habt doch noch mehr Seile, oder?«
    »Ja … dank Octavia haben wir eine ganze Menge«, sagte Delaa leicht gereizt, weil das Organisationstalent der anderen sie diesmal gerettet hatte. Sie war froh, dass Octavia sich jetzt nicht damit brüstete, sie hätte es nämlich getan. Sie schämte sich, denn sie wusste, dass Sharyl mit ihrer Bemerkung über ihre voreilige Kritik Recht hatte. Sie war nicht im Geringsten vollkommen, und …
    vielleicht brauchte sie es auch gar nicht zu sein. Vielleicht war dies ein Erbe der Forderung ihres Vaters, dessen sie sich zusammen mit ihrem langen Haar hätte entledigen sollen.
    »Verzeihung, Octavia«, sagte sie so leise, dass die anderen sie nicht hören konnten. Und Verzeihung, Delaa, entschuldigte sie sich stumm bei sich selbst.
    »Viel Glück«, sagte Jayla.
    »Aber du kannst doch jetzt nicht zurückgehen«, protestierte Sharyl. »Sie werden dich bestrafen, weil du uns geholfen hast.«
    »Falls mich jemand gesehen hat, werde ich sagen, ihr hättet mich verhext.«
    »Aber wieso halten die Leute uns überhaupt für Hexen?«, fragte Octavia verdutzt. »Bloß weil wir Entsagende sind?«
    »Nein. Tja, doch … Es ist wegen der Monde.«
    »Ja, wo sind die Monde?«, fragte Sharyl leise.
    »Im Planetenschatten«, erwiderte Jayla kurz.
    »Alle drei auf einmal?«, fragte Sharyl bestürzt. Wenigstens ein Mond verschwand ungefähr alle sechs Monate im Schatten. Dort blieb er ein paar Stunden und kam dann Stück für Stück wieder hervor. Man hatte schon davon gehört, dass einmal in einer Nacht zwei Monde gleichzeitig verschwunden waren, Sharyl hatte es allerdings noch nie erlebt. Aber drei? Kein Wunder, dass die Bewohner der abgelegenen Ortschaft sie für Hexen hielten. Wäre sie noch ein Mädchen aus den Bergen gewesen, hätte auch sie eher an einen Fluch geglaubt als eine bloße natürliche Bewegung der Darkover-Monde in den Schatten des Planeten.
    »Ja. So ist es eben. Ihr seid Fremde. Es hätte zwar jedem passieren können, aber da ihr nun mal Entsagende seid … Ich glaube, nicht mal ich hätte euch geholfen, wenn ich nicht vorher mit Octavia gesprochen hätte … Wenn Fremde auftauchen und dann passiert so was …«
    »Du hast für uns Fremde eine Menge riskiert«, sagte Delaa.
    »Warum?«
    »Nun, ich wusste, dass Octavia keine Hexe ist, und da ihr beide ihre eingeschworenen Schwestern seid … Es muss wunderbar sein, dass ihr euch immer habt und die anderen Entsagenden auch noch.«
    Eine verlegene Pause entstand, die Delaa schließlich beendete. »Es ist wirklich wunderbar«, sagte sie. »Aber nicht alle von uns verdienen es.«
    Octavia hob die Hand, legte sie auf Delaas und drückte sie in der traditionellen Kameradschaftsgeste. Die beiden lächelten sich im matten Leuchten Marmallors an.
    »Ich muss jetzt zurück«, sagte Jayla eilig.
    »Ja, natürlich«, sagte Sharyl. »Wir danken dir.«
    Octavia umarmte Jayla kurz. Man konnte sie in der Finsternis kaum sehen. Auch Delaa murmelte ein Dankeschön. Dann waren die drei Entsagenden allein.
    »Nun?«, sagte Sharyl nach einer Pause und beäugte das, was sie von dem Findling erkennen konnte.
    »Du zuerst«, sagte Octavia mit einem Grinsen in der Stimme.
    »Ja«, sagte Delaa zustimmend, und die beiden griffen zu, um Sharyl auf den steilen, knöchelbreiten ›Pfad‹ neben dem Findling hinaufzuhelfen.
    »Ein schrecklicher Weg«, ächzte sie zu den beiden herab.
    »Wir schaffen es schon«, sagte Octavia.
    »Zusammen«, sagte Delaa zustimmend.
    Sechs Tage später klopften drei zerzaust aussehende Entsagende an die

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