Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
Tür des Gildenhauses von Derin. Eine hatte ihren Tornister verloren; keine führte ein Reittier am Zügel. Sie hatten ausnahmslos Risse in der Kleidung, die für Eingeweihte von Kratzern und Schrammen auf dem darunter befindlichen Fleisch kündeten. Trotz ihres Aussehens wirkten sie weder wütend noch verärgert.
Eigentlich wirkten sie sogar siegreich. Die größte der drei Frauen riss Witze und tat so, als wolle sie die Brünette mit einer Seilrolle krönen, während die Älteste ihre müden Knochen an der Gebäudewand ausruhte und vor sich hin lächelte.
Trotzdem hatte die junge Entsagende, die zur Tür kam, angesichts solch guter Laune nicht damit gerechnet, dass gleich drei Kehlen ihren leisen Tadel über die Verspätung des Trios mit hemmungslosem Gelächter beantworteten.
»Aber wir hatten einen verdammt guten Grund!«, übertönte die Große namens Delaa keuchend das Gelächter, als das Trio Arm in Arm eintrat.
Über Margaret L Carter und ›Zu Besuch bei der
Familie‹
Margaret Carter schreibt, sie habe eine Geschichte ›über Phänomene geschrieben, mit denen ich einigermaßen vertraut bin: das der Midlife-Crisis, die Frage, was zuerst kommt - Familie oder Beruf -
und über den Zusammenstoß von männlichen und weiblichen Verhaltensweisen‹. Sie muss es wissen, denn sie hat vier Söhne zwischen 8 und 23 Jahren und außerdem sechs Bücher veröffentlicht, von denen das neueste A Study of the Vampire in Literature heißt. Trotzdem wartet sie, obwohl sie schon in vieren meiner Anthologien vertreten war, noch auf ihre erste Romanpublikation. Ihr Agent bemüht sich derzeit, einen (Vampir)-
Roman mit dem Titel Sealed in Blood unterzubringen. Klingt ganz vergnüglich, denn ich mag Vampire … wenn sie gut sind. (Was für ein semantischer Konflikt! Was kann an einem Vampir gut sein? Die Mitherausgeberin meiner Zeitschrift sagt: ›Wie ekelhaft!‹) Margaret Carter lebte lange Zeit in Annapolis, kehrte aber mit ihrem Mann, einem Berufssoldaten bei der Marine, nach Kalifornien zurück. - MZB
Zu Besuch bei der Familie
von Margaret L. Carter
Trotz des Kapuzenumhangs tropfte Wasser aus Renata n’ha Jamillas graumeliertem braunem Haar. Ihr Muskeln entspannten sich erleichtert, als sie aus dem pausenlosen Frühlingsnachtregen in die Trockenheit des Gildenhauses trat. Doch als die Frau den Ausdruck auf dem Gesicht der Gangwache sah, spannten sie sich wieder an.
Renata stellte den Hebammenbeutel ab und sagte: »Was ist los, Tani?«
Tani, eine pummelige Blondine, die nur halb so alt war wie sie, erwiderte: »Ein Kurier hat nach dir gefragt, Schwester. Er wartet im Besucherzimmer.
»In Avarras Namen - soll ich schon wieder einem Kind auf die Welt helfen? Eins pro Nacht reicht doch nun wirklich!« Doch als Renata die Furcht in Tanis Augen sah, schwante ihr ein ernsteres Problem.
»Nein, es ist ein Diener deines … des Mannes, der dein Gatte war.«
Die Hebamme spürte, dass sich ihre Kehle bei diesen Worten verengte.
»Wenn du nicht mit ihm sprechen willst, kann ich mir die Botschaft geben lassen und ihn fortschicken.«
Renata zwang sich zu einem Lächeln. »Warum sollte ich ihn nicht sprechen wollen? Ich habe keinen Grund, Geremy oder jemanden aus seinem Haushalt zu fürchten.«
»Ich dachte … da du ihn verlassen hast …« Tani errötete.
»Ich habe auch keine Angst, darüber zu reden, aber die Geschichte ist sehr langweilig. Auf mich trifft die alte Redensart nicht zu, dass die Geschichte jeder einzelnen Entsagenden eine Tragödie ist.«
Tatsächlich hatte Renata mit einem Leben gebrochen, das viele Frauen für ideal gehalten hätten. Ihr fiel eine Unterrichtsstunde von damals ein, als sie sich ausschließlich im Haus bewegt hatte, in der ein von einem prügelnden Vater übel zugerichtetes Mädchen sie mit eben dieser Wahrheit aufgezogen hatte. Trotzdem hatte sie bei der Vorstellung, mit Geremy reden zu müssen, ein Gefühl, als würde sie innerlich erkalten. Sie hatte ihn und ihr ehemaliges Zuhause seit dem Tag ihrer Abreise vor über vier Jahren nicht mehr gesehen.
Tja, je eher sie erfuhr, was der Kurier wollte, desto besser. Eins unserer Kinder muss krank sein. Warum sollte Geremy sich sonst die Mühe machen, mich über irgendetwas zu informieren? Sie marschierte festen Schrittes ins Besucherzimmer.
Als sie den Raum betrat, stand der drahtige, lederhäutige Mann auf, der auf einem Stuhl mit gerader Rückenlehne gesessen hatte.
»Guten Abend, Dame Renata. Kann ich bei den Göttern hoffen,
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