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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Verbitterung empfand, nutzten ihr auch äußerliche Veränderungen nichts. Doch andererseits, meinte Renata, konnte diese Einladung nur bedeuten, dass ihr Kind wieder eine liebevolle Beziehung zu ihr aufnehmen wollte. Als sie wieder zu Davin hinunterging, beflügelte der Gedanke ihren Schritt. Da kein Notfall vorlag, hätte sie zwar mit der Abreise bis zum nächsten Morgen warten können, aber ihr war danach, den Weg so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
    Davin dachte offenbar ebenso, denn er hatte keine Einwände, aufzusitzen und in den Regen hinauszureiten. Sie konnten noch mehrere Meilen hinter sich bringen, bevor die Müdigkeit sie für den Rest der Nacht zum Ausruhen zwang. Renata stellte mit wehmütiger Erheiterung fest, dass Geremy ihr eine seiner besten Stuten geschickt hatte. Ihr Mann war stets höflich zu ihr gewesen, auch dann noch, als seine milde Zuneigung sich in Zorn verwandelt hatte. Davin jedoch war es offenbar noch immer peinlich, Renata in die Augen zu schauen oder mit ihr zu reden. Er fühlte sich, zwischen seinem Herrn und seiner früheren Herrin eingezwängt, zweifellos unbehaglich.
    »Könnt Ihr mir etwas mehr über Lanillas Zustand sagen?«, fragte sie, als die beiden über die leere Straße vom Gildenhaus fortritten.
    »Sie hat mir gefehlt.« Renata spürte einen Anflug von Trauer bei der Erinnerung daran, wie ihre Letztgeborene als Säugling an ihrer Brust gelegen hatte. Dann ein Aufblitzen: Lanilla mit zwölf half ihr beim Gebären und der Pflege kranker Ehefrauen der Gestütarbeiter.
    Hör damit auf, ermahnte sie sich. Du bist noch nicht alt genug, um in einer sentimentalen Pfütze zu versinken. »Warum ist sie denn nach Hause gekommen, statt die Geburt auf ihrem eigenen Landsitz durchzustehen?«
    »Laut dem, was ich die Damisela habe sagen hören«, erwiderte Davin, »war sie einsam. Sie wollte das Kind in Anwesenheit ihrer alten Kinderfrau bekommen.« Annelys hatte sich um alle Säuglinge Renatas gekümmert. »Ich glaube, sie hat Angst … sie hatte so viele Frühgeburten, und diese Schwangerschaft ist die erste, die so lange gehalten hat …« Davins Stimme versagte, es war ihm eindeutig peinlich, dass er über Dinge sprechen musste, die nicht seine Welt waren. Er würde nichts mehr sagen. Er würde auf weitere Fragen nur noch mit freundlichen Nichtigkeiten antworten.
    Als Renata dem Tor des respektablen Steingebäudes entgegenritt, in dem sie den größten Teil ihres Erwachsenenlebens verbracht hatte, empfand sie angesichts der Aussicht, der regnerischen Nacht zu entgehen und unter ein trockenes Dach zu kommen, kaum mehr als Erleichterung. Abwechselnd schwacher oder heftiger Regen hatte sie den ganzen Weg von Arilinn bis hierher begleitet, und wenn sie nach den grauen Wolkenbergen urteilte, die am dritten Tag der Reise dem Sonnenaufgang vorausgegangen waren, würde es noch vor dem Morgengrauen gewittern. Davin brachte sie in den großen Saal und zog sich schnell zurück, um die Pferde zu versorgen.
    Vor Renata stand eine schlanke junge Frau mit Haaren von blassgoldener Farbe. Es war Dori, die Barragana, die Geremy sich im Jahr vor Lanillas Eheschließung genommen hatte. Falls sein Verhalten in Renatas Bett während der letzten paar Jahre irgendein Hinweis war, hatte er sich nur aus Statusgründen eine Geliebte gesucht und weniger aus sexuellen.
    Und aus einem anderen Grund. Als die junge Frau schüchtern auf die beiden Reisenden zuschlich - Na so was, sie ist angesichts unserer Begegnung weitaus gehemmter als ich! -, fiel Renata die absurde Schwere ihres Busens auf, die gar nicht zu ihrer ansonsten schlanken Gestalt passte. Davin hatte versehentlich ausgeplaudert, dass Dori Geremy kürzlich einen Sohn geboren hatte. Nun hat er endlich den männlichen Erben, den er sich immer gewünscht hat.
    Dori zog den Kopf ein. Es war eine Art Verbeugung.
    »Willkommen in … Eurem Haus, Dame Renata.«
    Einiges von Renatas Anspannung löste sich in dem Impuls auf, die Angst der jungen Frau zu lindern. Sie trat näher und nahm Doris Hand. »Es ist jetzt Euer Zuhause. Ich habe nicht vor, zurückzukehren und es an mich zu reißen. Ich habe nichts gegen Euch.«
    Dori begegnete dieser Aussage mit einem scheuen Lächeln.
    Warum hatte Geremy sie nicht geheiratet? Wahrscheinlich, weil er damit verkündete, dass Renata nicht mehr seine Gattin war. Er hätte ein solches Eingeständnis als Niederlage empfunden.
    Bevor die Hebamme protestieren konnte, nahm Dori ihr den Umhang ab. »Ich werde jemanden

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