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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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antworten, dass man nichts dagegen tun kann. Es ist vielleicht besser, wenn sie im Wald irgendwelche giftigen Kräuter isst und die Götter sie zu sich holen.
    Sonst wird sie ein leidvolles Leben führen - entweder angekettet, damit sie nicht wieder tötet, oder draußen in der Wildnis, wo sie sinnlos weiter Menschen umbringt, bis sie selbst einem Mörder zum Opfer fällt.«
    Lange Zeit sagte niemand etwas. Schließlich ergriff Rayna das Wort: »Es tut mir Leid. Ich will ganz ehrlich sein: Liriel war mir zwar keine Freundin, aber ich habe in all den Jahren noch nie bei einer Gildenschwester versagt, so schwierig sie vielleicht auch war.
    Doch jetzt habe ich das Gefühl, mein Soll nicht erfüllt zu haben.«
    »Es wäre schlimmer«, erwiderte Janna, »wenn wir gar nichts täten.
    Es gibt viele Menschen, für die wir Entsagenden Perverse und Rabauken sind. Ein einziger Mordfall in unseren Kreisen könnte den Ruf der Gilde in allen sieben Domänen ruinieren. Arbeitgeber werden uns nicht mehr beschäftigen; die Menschen werden uns noch mehr fürchten, und man wird an den Rat der Comyn appellieren, die Charta für ungültig zu erklären. Wir müssen den Fall selbst lösen, und zwar schnell.«
    Rayna lächelte. »Aber nach der Reise kannst du dir doch gewiss die Zeit nehmen, dich auszuruhen und etwas zu essen, oder?«
    »Essen … ja, ein wenig. Dann muss ich hinaus, um sie zu finden, bevor ihre Spur verwischt ist.«
    »Ich glaube nicht, dass sie weit gekommen ist.«
    »Umso leichter kann ich sie erwischen.«
    Janna fing auf dem Feld hinter dem Bauernhof der Witwe an.
    Obwohl die Abdrücke schon einen Tag alt waren, machte sie die Spuren in dem getrockneten Morast schnell aus. Die dicken Sohlen der Stiefel, welche die Entsagenden herstellten, waren auf eine bestimmte Weise geriffelt, damit sie besser in die Erde griffen. Das Muster war eindeutig. Janna schaute auf und schätzte, dass die Mittagsstunde gerade vorbei war. Falls Liriel sich noch in dieser Gegend aufhielt, musste sie die Flüchtige bei Einbruch der Dunkelheit finden. Sie stand auf und wischte sich den Staub von den Händen. Wenn sie die Abtrünnige aufgespürt hatte, wollte sie die Frau nach Hause bringen und in einen Raum einsperren, bis Mutter Rayna entschieden hatte, wie mit ihr zu verfahren war. Vor ihr lag eine Menge Arbeit.
    Die Fußabdrücke führten in den das Land umgebenden Wald.
    Nach der Spur zu urteilen, die Liriel hinterließ, unternahm sie keinen Versuch, eine Verfolgung zu erschweren. Janna vermutete, dass es an dem Tag vor dem Tod des zweiten Opfers geregnet haben musste, denn jetzt war der Boden trocken und die Abdrücke gut zu erkennen. Sie führten an einen Platz am Fluss, der vom Dorf aus nicht einsehbar war. Dort brannte ein Lagerfeuer. Janna erblickte ein primitives Schutzdach, das aus drei Ästen und langen Gräsern bestand.
    Liriel ging neben dem Lagerfeuer auf und ab. Sie hatte Janna noch nicht erspäht. Die Fährtensucherin kroch vorwärts und schirmte sich von ihrem Opfer ab, indem sie es, hinter Bäumen versteckt, umkreiste. Als sie näher kam, hörte sie Liriel vor sich hinreden.
    Janna lugte hinter dem Baumstamm hervor und bemühte sich, die Worte zu verstehen.
    Liriel verstummte abrupt. Janna zog den Kopf zurück. Sie zückte ihr Schwert und erkannte anhand der raschelnden Geräusche von Liriels Stiefeln, dass die Frau sich ihr näherte. Als sie glaubte, die Abtrünnige stünde genau hinter dem Baum, fuhr sie mit erhobener Klinge herum.
    Liriel schaute sie an. Über ihren großen braunen Augen hingen einige rote Locken in die Stirn. Ihr Gesicht war glatt und faltenlos, in ihrem Haar zeigte sich noch keine Spur von Grau. Sie überragte Janna um einen halben Kopf. Ihr Körper war stämmig, ihr Gesichtsausdruck ernst.
    »Man könnte dich eine Gesetzlose nennen, wenn du angesichts einer Schwester das Schwert ziehst«, sagte Liriel warnend.
    »Du bist die Gesetzlose, denn du bist nicht bereit, dich der Disziplin deiner Gildenmutter zu unterwerfen.«
    Liriel richtete sich stolz auf. »Zuerst gehorche ich den Gesetzen der Götter, erst dann denen der Gilde. Das habe ich geschworen, als ich den Eid abgelegt habe.«
    Janna veränderte ihre Stellung, hielt den Griff des gezückten Schwertes jedoch sehr fest. Liriel tobte nicht. Vielleicht, dachte Janna, gab es in ihr noch ein Quäntchen Vernunft, das man ansprechen kann. »Dann hast du die beiden Männer also auf Anweisung der Götter getötet?«
    »Natürlich.« Liriels Ton war

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