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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kurzes Haar, trug Hosen und hatte ein Schwert, wie Ihr.« Die Frau zog ihr Kopftuch enger um sich, so dass ihre Züge kaum noch zu erkennen waren.
    Janna kratzte sich am Ohr. Die Frau sprach mit einem ländlichen Akzent, nicht das gebildete Casta oder den städtischen Cahuenga -
    Dialekt, den sie gewöhnt war, aber sie konnte die Worte verstehen.
    Die Entsagende wandte sich wieder der Leiche zu. Sie hatte fast erwartet, dass der Tote sich hinter ihr aufrichten würde, aber er lag noch immer so reglos und kalt da wie zuvor. »Sie hat ihn also nur angeschaut, und er ist tot umgefallen?«
    »Ja, genau.« Die Worte kamen diesmal langsamer und unsicherer.

»Und es bestand kein Grund, ihn zu töten, sagt Ihr?«
    »Nee, nee, kein Grund. Er war nur draußen auf’m Feld und hat sich ums Getreide gekümmert.« Nervös wandte die Witwe den Blick von Janna ab und musterte einen anderen Anwesenden. Er hieß Ruyvil und schien unter den Männern des armen Dorfes zu den prominenteren zu gehören.
    »Wenn ihr mich fragt, sind alle Entsagenden verrückt«, stieß Ruyvil hervor. »Der Rat der Comyn sollte die Charta kündigen und euch an Männer verheiraten, die euch so lange auspeitschen, bis ihr wieder vernünftig werdet. Die Trockenstädter machen es schon richtig - sie legen ihre Frauen in Ketten!«
    Janna ignorierte ihn. »Euer Verlust tut mir Leid«, sagte sie zu der Witwe. »Auch ich habe einen Freipartner, und er bedeutet mir sehr viel …«
    »Er ist fraglos ein Sandalenträger«, murmelte Ruyvil.
    »Falls Eure Familie Hilfe bei der Ernte braucht, werden meine Gildenschwestern und ich tun, was wir können.«
    »Nee, danke, Mestra«, sagte die Witwe und trat ein Stück zurück, was es für Janna noch schwieriger machte, ihre Gesichtszüge zu erkennen. »Ich hab drei erwachs’ne Söhne, die mir helfen könn’n.
    Zwei sind Junggesellen.«
    Janna streckte die Arme aus, um die Witwe tröstend zu umfangen, aber die kleine Frau zuckte zurück. Also murmelte die Entsagende nur einen freundlichen Spruch und ging hinaus.
    Draußen, fern der stickigen Hüttenluft und der vielen Trauernden
    - Janna zweifelte nicht daran, dass sich die gesamte Einwohnerschaft des Dörfchens darin versammelt hatte -, inhalierte sie tief die kühle, frische Luft. Das Dorf war auf dem Land der Ridenows und fast ebenso weit von den Herrenhäusern der Serrais, Altons und den Trockenstädten entfernt. Mit anderen Worten: völlig abgelegen.
    Normalerweise gab es in Ortschaften dieser Größe kein Gildenhaus, aber eine bescheiden wohlhabende Matrone aus dieser Gegend hatte sich als Witwe den Entsagenden angeschlossen. Da sie kinderlos war, hatte sie der Gemeinschaft ein Gestüt vererbt, das nun als Gildenhaus und Hauptquartier dieser Gegend diente. Das Gestüt versorgte die anderen Gilden mit Reittieren. Einige Schwestern halfen den Frauen in den verstreuten Dörfern als Hebammen, bereisten regelmäßig die Umgebung und besuchten ihre Kundschaft. Es gab auch einen kleinen Stall und ein Stück Land, auf dem die Entsagenden Futter für die Reittiere und das Milchvieh anbauten und Gemüse anpflanzten, um die Unabhängigkeit der Gilde zu gewährleisten.
    Janna war weder hier geboren, noch lebte sie in diesem Ort. Als älteste Tochter der Familie Hastur hatte sie eine gewisse Zeit in einem Turm verbracht, eine Comyn-Ehe jedoch abgelehnt und sich den Entsagenden angeschlossen. Sie wollte selbständig sein und war es auch. In Thendara hatte sie einen Stellmacher als Freipartner genommen, von dem sie Kinder hatte. Inzwischen hatte sie auch Enkel. Sie war in ihrem Leben als Begleiterin und Leibwächterin vieler reisender Comyn-Frauen geritten. Man hatte sie als Fährtensucherin angeheuert. Wenn nötig, hatte sie auch bei der Brandbekämpfung mitgewirkt und mit Angehörigen des Rat der Comyn über Dinge diskutiert, welche die Entsagenden betrafen. Als Mutter Rayna, die örtliche Gildenmutter, die Botschaft nach Thendara gesandt hatte, eine Entsagende habe einen Mord begangen und man benötige Hilfe, hatte das Gildenhaus Janna geschickt.
    »Die Witwe ist von ihrem Gatten verprügelt worden, nicht wahr?«, sagte Janna zu Rayna, als sie im Gildenhaus ihren Umhang aufhängte.
    »Und zwar sehr oft«, bestätigte Rayna. Sie ging mit Janna aus dem Umkleideraum in ihr eigenes Zimmer. Die Gildenmutter war ebenso gekleidet wie Janna; sie trug Hosen, ein dickes Hemd, eine Weste und Stiefel. »Sie hat sich nicht getraut, ihn zu verlassen, und ich bezweifle, dass sie allzu sehr

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