Die Séance
Christina nicht mehr in der Lage sein, sich genau an das zu erinnern, was als Nächstes passierte, jedenfalls auch nicht besser als irgendwer sonst in dem Keller.
Tony Lowell fing an zu lachen und wollte taumelnd auf die Beine kommen.
Niemand sonst bewegte sich, keiner zog eine Waffe, aber die Heckenschere bewegte sich plötzlich wie von selbst, flog durch den ganzen Raum und versenkte sich in Tonys Brust.
Mit dem Ausdruck ungläubigen Staunens auf dem Gesicht, fiel er zurück gegen die Ziegeln. Ein massiver Blutfleck bildete sich auf seiner Brust.
19. KAPITEL
C hristina öffnete die Augen.
Alles war so, wie es sein sollte.
Die kleine Porzellanuhr – Omas Lieblingsstück, mitgebracht aus Irland – stand auf dem Kaminsims, die Sekunden tickten leise dahin.
Es war dunkel. Wirklich dunkel. Sie hatte tatsächlich vergessen, die Nachttischlampe anzumachen, als sie zu Bett ging. Natürlich war sie ein bisschen mit den Gedanken woanders gewesen, als der Tag ging und die Nacht kam; sie hatte an das Licht gar nicht gedacht. Ehrlich gesagt hatte sie an überhaupt nichts denken können, außer an die Tatsache, dass sie noch am Leben war, und nicht nur das, sondern auch in den Armen des Mannes lag, den sie ihr Leben lang angehimmelt hatte, und der dasselbe für sie zu empfinden schien.
Sie runzelte die Stirn, als sie merkte, dass sie allein im Bett war. Wo war er denn hin?
Sie setzte sich auf und sah, dass der Morgen schon dämmerte. Die Dunkelheit wurde bereits diffus, also legte sie ihre Arme um die Knie und sah zu, wie es Tag wurde. Und als immer mehr Licht durchs Fenster drang, erblickte sie endlich den Mann, den sie liebte.
Er saß in dem gepolsterten Stuhl, mit bloßer Brust, aber in Jeans, und er beobachtete sie.
“Hallo”, begrüßte sie ihn.
“Auch hallo.”
“Geht’s dir … gut?”, fragte sie.
Er nickte. “Ich bin … ein bisschen rausgegangen.”
“Oh?”
Er erhob sich und trat ans Bett. “Ich war auf dem Friedhof.”
“Oh?”, wiederholte sie.
“Ich habe meinen Frieden mit Beau Kidd gemacht”, sagte er zu ihr.
Es war eine Woche vergangen, seit die Ereignisse im Haus nebenan sie beinahe das Leben gekostet hatten. Das war eine schreckliche Erfahrung für sie gewesen, und sie hatte es den geschulten Experten überlassen, zu verstehen, was da überhaupt geschehen war. Ein paar Puzzleteile der Geschichte hatten sie bereits zusammengesetzt.
Tony begann zu morden, als er noch ganz jung war. Seine Opfer lockte er offenbar an, indem er so tat, als wäre er verletzt und würde Hilfe brauchen. Man hatte herausgefunden, dass er viel unterwegs gewesen war, nachdem Beau Kidd für seine eigenen Verbrechen erschossen worden war. Die Zeiträume, die er an verschiedenen Orten verbrachte, stimmten überein mit einer ganzen Anzahl von ungelösten Mordfällen mit ähnlichem Modus Operandi.
Dann traf er Ilona. Eine Frau, die laut Angie sogar noch krankhafter und entzückter von Grausamkeiten war als er selbst. Ilona – die manchmal vollkommen vernünftig zu sein schien und manchmal so pervers wie Jill the Ripper – hatte der Polizei einige Details verraten, die ihr noch fehlten. Tony ist niemals Polizist oder Kriminologe gewesen. Er hatte aus dem Fernsehen gelernt, Handschuhe zu tragen und seine Spuren zu verwischen.
Er hatte wie ein ganz normaler Typ gewirkt, nicht wie ein Monster, dachte Christina.
Der nette Bursche von nebenan.
Ilona hatte mit der Behauptung davonzukommen versucht, sie wäre zu allem gezwungen, geprügelt worden und völlig verängstigt gewesen, aber Angie hatte dies alles schnell als Lüge entlarvt.
Ein paar Tage nachdem der ganze Horror vorbei war, als sie sich alle im O’Reilly’s trafen, hatte Mike zu Christina gesagt, er hätte seine Exfrau wieder getroffen und sie schien eine ganze andere Person zu sein, dankbar, noch am Leben zu sein, und überzeugt davon, ausschließlich Christina dieses Leben zu verdanken.
Dan, der sich geweigert hatte, länger als eine Nacht im Krankenhaus zu bleiben, war tatsächlich rot geworden, als er ihr erklärte, wieso weder er noch Ana an die Tür gekommen waren. “Wir haben … na ja, du weißt schon”, sagte er und versenkte sich in sein Guinness.
“Weiß ich nicht”, sagte sie verwirrt.
“Großer Gott, bist du denn blind?”, rief Ana aus. “Wir waren gerade zugange, okay? Wir sind schon seit Jahren verknallt ineinander, und …”
Ihre Stimme versagte, und alle starrten sie einen Augenblick an, bevor sie in Lachen
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