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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Augenblick lang eine Art Korona um sein Gesicht. Die traurigen roten Augen begannen sich wieder auf die Umwelt zu konzentrieren. Er erkannte das Schiff; es entsprach der Bauart der goldenen Kampfbarken Melnibones - zweifellos war dies das Schiff, mit dem Saxif D'Aan auf der Suche nach dem Roten Tor seine Heimat verlassen hatte. Elric war überzeugt, daß es sich hier um den Saxif D'Aan aus der Legende handelte, und empfand weniger Angst als seine Begleiter, während seine Neugier erheblich angestachelt worden war. Fast empfand er so etwas wie Nostalgie, als der lodernde Feuerball herbeizischte, geschleudert vom Bugkatapult des Schiffes. Er rechnete beinahe damit, am Himmel einen riesigen Drachen auftauchen zu sehen, hatte Melnibone doch einst die Welt mit Drachen und solchen vergoldeten Kampf schiffen erobert.
    Der Feuerball stürzte nur wenige Handbreit vor dem Bug ins Meer, offenbar ein genau berechneter Schuß, eine Warnung.
    »Nicht Beidrehen!« rief Vassliss. »Sollen die Flammen uns doch verzehren! Das wäre besser als das andere!«
    Smiorgan blickte nach oben. »Wir haben keine andere Wahl. Seht! Anscheinend hat er den Wind aufgehoben.«
    Sie lagen in einer Flaute. Elric setzte ein grimmiges Lächeln auf. Er wußte nun, was die Bewohner der Jungen Königreiche empfunden haben mußten, als seine Vorfahren mit dieser Taktik gegen sie vorgegangen waren.
    »Elric?« Smiorgan wandte sich an den Albino. »Sind das deine Leute? Das Schiff kommt zweifellos aus Melnibone!«
    »Die Angriffstaktik auch«, sagte Elric. »Ich bin von königlichem Blute in Melnibone. Ich könnte in diesem Augenblick Herrscher sein, erhöbe ich Anspruch auf meinen Thron. Es besteht eine geringe Chance, daß Saxif D'Aan mich durch einen Vorfahr erkennt und, daraus folgend, meine Autorität akzeptiert. Wir sind ein konservatives Volk, wir Menschen von der Dracheninsel.«
    Hoffnungslos sagte das Mädchen: »Der Mann erkennt nur die Macht der Lords des Chaos an, die ihm helfen, sonst nichts.«
    »Alle Melniboneer beugen sich dieser Macht«, sagte Elric nicht ohne Humor.
    Das Stampfen und Schnauben des Hengstes im vorderen Laderaum wurde lauter.
    »Wir werden von Zauberkräften belagert!« Graf Smiorgans sonst gerötetes Gesicht war bleich geworden. »Hast du keinen eigenen Zauber dagegenzusetzen, Prinz Elric?«
    »Anscheinend nicht.«
    Das goldene Schiff ragte hoch neben ihnen auf. Elric sah, daß sich an der hohen Bordwand keine imrryrischen Krieger, sondern Räubergestalten drängten, offenbar vom gleichen üblen Kaliber wie die Männer, mit denen er auf der Insel gekämpft hatte - sie stammten anscheinend aus einer ähnlichen Vielfalt geschichtlicher Perioden und Nationen. Die langen Ruder scharrten an der Bordwand des kleineren Schiffes entlang, als sie wie die Beine eines Wasserinsekts zurückgefaltet wurden, um den Enterhaken den Weg freizugeben. Eiserne Spitzen bissen sich in die Planken des kleinen Schiffes, und die Räuberbande oben stimmte ein Jubelgeschrei an, grinste herab und drohte mit den Waffen.
    Das Mädchen rannte zur seewärtigen Reling des Schiffes, doch Elric hielt sie am Arm fest.
    »Halt mich nicht zurück, ich flehe dich an!« rief sie. »Spring lieber mit mir und stirb!«
    »Glaubst du, der Tod könnte dich vor Saxif D'Aan schützen?« fragte Elric. »Wenn er so mächtig ist, wie du sagst, liefert dich der Tod ihm nur um so unwiderbringlicher aus.«
    »Oh!« Das Mädchen erschauderte. Sie stöhnte und sank ohnmächtig in Elrics Arme, als von einem der hohen Decks des goldenen Schiffes eine Stimme herabtönte. Der Albino war so geschwächt von seinen Beschwörungsversuchen, daß er unter ihrer Last beinahe zusammengebrochen wäre.
    Die Stimme erhob sich über die wüsten Rufe und Freudenschreie der Mannschaft. Es war eine reine, melodische und sarkastische Stimme. Die Stimme eines Melniboneers, obgleich sie sich in der einfachen Sprache der Jungen Königreiche verständlich machte, die für sich gesehen eine Verfremdung der Sprache des Strahlenden Reiches war.
    »Habe ich die Erlaubnis des Kapitäns, an Bord zu kommen?«
    Graf Smiorgan knurrte: »Du hast uns fest in deinen Klauen, Sir! Versuche einen Piratenakt nicht mit höflichen Worten zu verschleiern!«
    »Daraus schließe ich, daß du nichts dagegen hast.« Die Stimme des Unsichtbaren blieb gelassen.
    Elric verfolgte, wie ein Teil der Reling zurückgeklappt und eine zum besseren Halt mit Goldnägeln beschlagene Gangway vom Deck der Galleone herabgesenkt wurde.
    Oben

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