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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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müssen hoffen, daß wir Graf Saxif D'Aans Stolz auch weiterhin gegen ihn ausspielen können, zu unserem Vorteil. Allerdings wissen die Götter allein, wie wir aus diesem Dilemma wieder herauskommen sollen!«
    Graf Saxif D'Aan hastete vor ihnen die Gangway hinauf.
    »Schnell!« rief er. »Hoch mit dem Brett!«
    Sie standen auf dem Deck der goldenen Kampfbarke und sahen zu, wie die Gangway eingezogen und die Reling wieder zugeklappt wurde. »Katapulte herbei!« befahl Saxif D'Aan. »Nehmt Blei! Versenkt das Schiff auf der Stelle!«
    Der Lärm aus dem vorderen Laderaum nahm zu. Das Wieherndes Pferdes hallte über Schiffe und Wasser. Hufe knallten gegen die Planken, und plötzlich brach das Tier durch die Ladeluke, versuchte mit den Vorderhufen auf dem Holz Halt zu finden und stand schließlich auf Deck, an den Planken scharrend, den Hals krümmend und die Nüstern aufblähend. Seine Augen blitzten, als wäre es bereit, sich in den Kampf zu stürzen.
    Saxif D'Aan gab sich keine Mühe mehr, sein Entsetzen zu verbergen. Seine Stimme wurde zum Schrei, als er seine Räuber mit allen möglichen Schrecknissen bedrohte, wenn sie seinen Befehlen nicht schleunigst nachkämen. Die Katapulte wurden herbeigezerrt und riesige Bleikugeln auf das Deck von Smiorgans Schiff geschossen; sie brachen ein wie Pfeile, die durch Papier flogen, und das Schiff begann sofort zu sinken.
    »Schneidet die Enterhaken los!« rief Saxif D'Aan, entriß einem seiner Männer eine Klinge und hieb damit das nächste Tau durch. »Los -schnell!«
    Während Smiorgans Schiff wie ein ertrinkendes Ungeheuer ächzte und brüllte, wurden die Taue gekappt. Das Schiff kenterte sofort, das Pferd verschwand.
    »Wenden!« rief Saxif D'Aan. »Zurück nach Fhaligarn, und zwar schnell, sonst verfüttere ich eure Seelen an meine wildesten Dämonen!«
    Aus den schäumenden, strudelnden Wassern war ein seltsames schrilles Wiehern zu hören, gleichzeitig wurde Smiorgans Schiff mit dem Bug voran keuchend vom Meer verschluckt. Elric erhaschte einen Blick auf den Schimmelhengst, der mit energischen Bewegungen zu schwimmen begann.
    »Nach unten!« befahl Saxif D'Aan und deutete auf ein Luk. »Das Pferd hat die Witterung des Mädchens und ist deshalb doppelt schwer abzuschütteln.«
    »Warum hast du Angst davor?« fragte Elric. »Es ist doch nur ein Pferd. Es kann dir nichts tun.«
    Saxif D'Aan stieß ein Lachen aus, in dem große Bitterkeit lag. »Ach nein, Brudermonarch? Ach nein?«
    Elric hatte die Stirn gerunzelt, während sie das Mädchen nach unten brachten; er entsann sich anderer Aspekte der Legende von Saxif D'Aan, nämlich des Mädchens, das er so grausam gestraft hatte, und ihres Liebhabers, Prinz Carolak. Als letztes hörte er den Schrei des Zauberers Saxif D'Aan: »Mehr Segel! Mehr Segel!«
    Im nächsten Augenblick schloß sich das Luk über ihnen, und sie befanden sich in einer prachtvoll eingerichteten melniboneischen Tageskabine, voller kostbarer Kunstwerke, Edelmetalle, Zierrat von exquisiter Schönheit; in Graf Smiorgans Augen war es eine Einrichtung von beunruhigender Dekadenz. Doch als Elric das Mädchen auf eine Couch legte, war er es, der den Geruch bemerkte.
    »Brr! Hier riecht es ja wie in einem Grab -feucht und moderig. Dabei ist nichts verwest. Irgendwie seltsam, Freund Smiorgan, meinst du nicht auch?«
    »Ist mir kaum aufgefallen, Elric.« Smiorgans Stimme klang seltsam hohl. »Aber in einem Punkt gebe ich dir recht. Wir stecken bereits im Grab. Ich glaube nicht, daß wir diese Welt noch lebend verlassen.«

6
    Eine Stunde war vergangen, seit man sie gewaltsam an Bord gebracht hatte. Die Tür war hinter ihnen verschlossen worden, und Saxif D'Aan war offenbar zu sehr damit beschäftigt, vor dem Schimmelhengst zu fliehen, um sich um sie zu kümmern. Elric blickte durch das Gitter eines Bullauges und vermochte in die Richtung zu sehen, in der Smiorgans Schiff versenkt worden war.
    Sie hatten bereits viele Meilen zurückgelegt; dennoch vermeinte er von Zeit zu Zeit Kopf und Schultern des Hengstes über den Wellen auszumachen.
    Vassliss hatte sich wieder beruhigt und saß bleich und bebend auf der Couch.
    »Was weißt du noch von dem Pferd?« fragte Elric sie. »Es wäre gut, wenn du dich an weitere Dinge erinnerst, die du gehört hast.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Saxif D'Aan hat kaum darüber gesprochen, doch ich glaube, er fürchtet den Reiter mehr als das Pferd.«
    »Ah!« Elric runzelte die Stirn. »Das hatte ich mir gedacht! Hast du den Reiter je zu

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