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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die Absicht, uns etwas anzutun.« Zufrieden, daß sie ihm nicht widersprach, richtete er sein Augenmerk wieder auf seinen Großvater. »Als wir ihn fanden – tot –, hatte er einen seltsamen Blick in den Augen. Er muß vor seinem Tod etwas gesehen haben, das diesen maskenhaften Ausdruck … ich weiß nicht … der Sehnsucht vielleicht, auf seinem Gesicht zurückließ. Nissel, die Heilerin, kam und untersuchte seinen Leichnam. Sie meinte, er weise keinerlei Verletzungen auf, sei aber zweifellos ertrunken.«
    Richard stützte sich mit dem Unterarm auf dem Knie ab und beugte sich vor. »Ertrunken, Zedd, in sechs Zoll tiefem Wasser. Nissel meint, böse Seelen hätten ihn umgebracht.«
    Zedd zog seine Brauen noch höher. »Böse Seelen?«
    »Die Schlammenschen glauben, daß manchmal böse Seelen erscheinen und das Leben eines Dorfbewohners einfordern«, erläuterte Kahlan. »Die Dorfbewohner legen Opfergaben vor Tonfiguren nieder, in einigen Gebäuden dort drüben.« Sie deutete mit ihrem Kinn Richtung Norden. »Offenbar glauben sie, diese bösen Seelen durch das Zurücklassen von Reiskuchen versöhnlich stimmen zu können. Als könnten ›böse Seelen‹ essen oder würden sich so leicht bestechen lassen.«
    Draußen peitschte der Regen gegen die Häuser. Wasser sammelte sich in einem dunklen Fleck unter dem Fenster und tropfte hier und dort durch das Grasdach. Fast unaufhörlich hörte man Donnergrollen, das die inzwischen längst verstummten Trommeln abgelöst hatte.
    »Ah, ich verstehe«, meinte Ann. Sie hob den Kopf und lächelte dabei auf eine Weise, die Kahlan merkwürdig fand. »Ihr glaubt also, die Schlammenschen hätten euch, verglichen mit dem prunkvollen Ereignis, das euch in Aydindril zuteil geworden wäre, eine schäbige Hochzeit ausgerichtet. Hmmm?«
    Kahlan zog verblüfft die Brauen zusammen. »Natürlich nicht. Es war die wundervollste Hochzeit, die wir uns nur hätten wünschen können.«
    »Tatsächlich?« Ann machte eine ausholende Armbewegung, die das ganze Dorf einschloß. »Menschen in geschmacklosem Flitter und bekleidet mit Tierfellen? Die sich das Haar mit Schlamm glätten? Kinder, die während einer solchen Feierlichkeit nackt herumtollen, lachen und spielen? Männer mit beängstigenden aufgemalten Masken aus Schlamm, die herumtanzen und sich Geschichten von Tieren, von der Jagd und von Kriegen erzählen? Das sind die Dinge, die eurer Ansicht nach ein gelungenes Hochzeitsfest ausmachen?«
    »Nein … das war es nicht, was ich meinte oder was daran so wichtig war«, stammelte Kahlan. »Das, was sich in ihren Herzen abspielte, hat die Hochzeit zu etwas so Besonderem gemacht. Sie war für uns so bedeutungsvoll, weil die Menschen unsere Freude ganz aufrichtig und ehrlich geteilt haben. Was hat das außerdem mit den Reiskuchenopfern für nicht vorhandene böse Seelen zu tun?«
    Mit der Seite ihres Fingers korrigierte Ann eine der Linien der Huldigung – jene Linie, die die Unterwelt darstellte. »Wenn du sagst: ›Geliebte Seelen, behütet die Seele meiner verstorbenen Mutter‹, erwartest du dann, daß die geliebten Seelen augenblicklich herbeigeeilt kommen, nur weil du deinem Wunsch Ausdruck verliehen hast?«
    Kahlan spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. Oft betete sie zu den Seelen, sie möchten die Seele ihrer Mutter beschützen. Allmählich dämmerte ihr, warum diese Frau Zedd zur Verzweiflung trieb.
    Richard kam Kahlan zur Hilfe. »Die Gebete sind nicht als unmittelbare Bitte gedacht. Wir wissen schließlich, daß die Seelen nicht auf so simple Weise funktionieren. Nein, sie sind der tiefempfundene Ausdruck der Liebe und der Hoffnung auf den Frieden ihrer Mutter in der nächsten Welt.« Er strich mit dem Finger über die entgegengesetzte Seite der Linie, die Ann ausgebessert hatte.
    Anns Wangen rundeten sich zu einem Lächeln. »Genau so ist es, Richard. Die Schlammenschen werden ganz bestimmt nicht so dumm sein, die mächtigen Kräfte, an die sie glauben und die sie fürchten, mit Reiskuchen bestechen zu wollen, meinst du nicht auch?«
    »Entscheidend ist die Opfergabe selbst«, erwiderte Richard. Seine unerschütterliche Haltung gegenüber dieser Frau bewies Kahlan, daß Richard gelernt hatte, wie man die Kohlen aus dem Feuer holte.
    Zudem verstand Kahlan durchaus, was er meinte. »Das Unbekannte soll durch das Anflehen gefürchteter Mächte versöhnlich gestimmt werden.«
    Ann hob den Finger und zog dazu die Brauen hoch. »Ganz recht. In Wirklichkeit ist die Opfergabe ihrem Wesen

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