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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Still jetzt. Ich bin hier, um dich aus diesem Irrsinn zu befreien.«
    Schwester Georgia zuckte zurück. »Zu befreien? Das könnt Ihr nicht. Der Traumwandler sitzt in unserem Verstand. Womöglich beobachtet er uns genau jetzt, in diesem Augenblick. Das kann er nämlich, müsst Ihr wissen.«
    Ann schüttelte den Kopf. »Nein, das kann er nicht. Die Chimären, erinnerst du dich? Deine Magie ist versiegt, also auch seine. Er sitzt nicht mehr in deinem Kopf. Du bist ihn los.«
    Schwester Georgia wollte widersprechen; Ann fasste sie am Arm und zog sie mit.
    »Führ mich zu den anderen Schwestern. Ich werde nicht zulassen, dass wir uns streiten, hörst du? Wir müssen von hier fort, solange wir Gelegenheit dazu haben.«
    »Aber Prälatin, wir können nicht…«
    Ann packte den Ring in Schwester Georgias Unterlippe. »Willst du etwa weiter Sklavin dieser Bestie sein? Willst du auch in Zukunft von ihm und seinen Soldaten missbraucht werden?« Sie zog einmal heftig an dem Ring. »Willst du das?«
    Der Frau traten die Tränen in die Augen. »Nein, Prälatin.«
    »Dann bring mich zu dem Zelt mit den anderen Schwestern des Lichts. Ich bin fest entschlossen, euch alle noch in dieser Nacht aus den Klauen Jagangs zu befreien.«
    »Aber Prälatin…«
    »Nun geh schon, bevor man uns hier aufgreift!«
    Schwester Georgia schnappte sich den Eimer mit Hafergrütze und eilte davon. Ann folgte ihr dicht auf den Fersen, während Georgia sich alle paar Schritte umsah. Die Frau legte ein ordentliches Tempo vor, wobei sie jedes Lagerfeuer und jede Gruppe von Soldaten so weit wie möglich umging, ohne den Männern auf der jeweils anderen Seite zu nahe zu kommen.
    Trotzdem bemerkten die Soldaten sie gelegentlich und versuchten, sie an ihrem Rock festzuhalten. Die meisten lachten, wenn sie daraufhin erschrak und die Flucht ergriff.
    Als wieder einer der Männer die Schwester am Handgelenk festhielt, stellte sich Ann zwischen die beiden und lächelte den Mann an. Er war so überrascht, dass er Schwester Georgia losließ. Die beiden machten sich rasch aus dem Staub.
    »Ihr werdet uns noch umbringen«, meinte Schwester Georgia leise, während sie sich zwischen Karren hindurchzwängte.
    »Na ja, ich dachte nur, du wärst nicht in der Stimmung für das, was dieser Bursche im Sinn hatte.«
    »Wenn ein Soldat darauf besteht, müssen wir es tun. Wenn wir nicht … Jagang erteilt uns eine Lektion, wenn wir nicht…«
    Ann schob sie weiter. »Ich weiß. Aber ich werde euch hier fortschaffen. Beeil dich. Wir müssen die Schwestern holen und fliehen, solange wir Gelegenheit dazu haben. Morgen früh sind wir längst fort, und Jagang wird nicht wissen, wo er suchen soll.«
    Die Frau öffnete den Mund und wollte widersprechen, aber Ann schob sie weiter.
    »Der Schöpfer ist mein Zeuge, Schwester Georgia, ich habe dich in den letzten zehn Minuten häufiger zaudern sehen als während deiner ersten fünfhundert Jahre in dieser Welt. Jetzt bring mich endlich zu den anderen Schwestern, oder ich sorge dafür, dass du dich statt meiner noch nach Jagangs Umklammerung zurücksehnst.«

45. Kapitel
    Als Schwester Georgia die Zeltöffnung zurückschlug, sah Ann sich flüchtig um. Zufrieden, dass niemand auf sie achtete, trat sie gebückt ins Innere.
    Eine dicht gedrängte Gruppe von Frauen kauerte bunt durcheinander gewürfelt im schlecht beleuchteten Zelt, einige lagen, andere hockten, die Arme um die Knie geschlungen, auf der Erde, wieder andere lagen sich in den Armen wie verängstigte Kinder. Nur wenige machten sich die Mühe, überhaupt aufzusehen. Ann konnte sich nicht erinnern, jemals ein so eingeschüchtert dreinblickendes Häuflein gesehen zu haben.
    Sie machte sich Vorhaltungen; diese Frauen hatten unsägliche Misshandlungen über sich ergehen lassen müssen.
    »Verschwinde«, knurrte Schwester Rochelle, die neben der Zeltöffnung hockte, ohne Ann in die Augen zu sehen. »Raus mit dir, Bettlerin.«
    »Recht so, mein Kind«, meinte Ann. »Recht so, Schwester Rochelle, dass du Bettlern dein bescheidenes Heim verwehrst.«
    Die Hälfte der Frauen blickten auf, als sie Anns Stimme vernahmen; große Augen starrten sie im trüben Schein der Kerze an. Einige der Frauen stießen jene an, die nicht Acht gaben, oder sie versetzten ihnen einen Klaps auf den Arm, zupften sie am Ärmel.
    Manche trugen Sachen, die Ann kaum für möglich gehalten hätte. Die Kleider bedeckten sie zwar vom Hals bis zu den Knöcheln, waren dabei aber so durchsichtig, dass die Frauen praktisch

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