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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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»Aber … aber Verna wurde doch zur Prälatin ernannt.«
    »Ja, ich weiß. Ich habe den Befehl eigenhändig zu Papier gebracht, wenn du dich erinnerst.« Die Frau nickte. Ann fuhr fort: »Ich hatte meine Gründe, nichtsdestoweniger bin ich recht lebendig, wie du vermutlich sehen kannst.«
    Endlich setzte Schwester Georgia den Eimer ab und fiel Ann um den Hals.
    »Ach, Prälatin! Prälatin!«
    Mehr brachte Schwester Georgia nicht heraus, dann fing sie an zu weinen wie ein kleines Kind. Ann gelang es, sie rasch mit einigen knappen Worten zu beruhigen. Sie waren nicht am richtigen Ort, um in einer derart vertraulichen Situation gesehen zu werden. Ihr beider Leben stand auf dem Spiel, und Ann durfte nicht zulassen, dass sie es wegen einer hemmungslos weinenden Frau verloren.
    »Prälatin, was ist nur los mit Euch? Ihr stinkt nach Kot und seht fürchterlich aus!«
    Ann lachte amüsiert. »Ich habe mich nicht getraut, meine Schönheit vor allen diesen Männern offen zur Schau zu stellen, sonst hätte ich wahrscheinlich mehr Heiratsangebote bekommen, als ich ablehnen könnte.«
    Schwester Georgia lachte, doch das Lachen ging abermals in Tränen über. »Es sind wilde Bestien. Alle miteinander.«
    Ann tröstete sie. »Ich weiß, Schwester Georgia, ich weiß.« Sie hob das Kinn der Frau. »Du bist eine Schwester des Lichts. Kopf hoch, und zwar auf der Stelle. Was diesem Körper angetan wird, ist nicht wirklich von Belang. Unsere ewigen Seelen sind es, um die wir uns kümmern müssen. Bestien aus diesem Leben können unserem Körper antun, was immer ihnen beliebt, aber unsere reine Seele ist für sie unerreichbar.
    Und jetzt benimm dich wie das, was du bist: eine Schwester des Lichts.«
    Schwester Georgia lächelte unter Tränen. »Danke, Prälatin. Ich habe Eure Schelte gebraucht, um mich an meine Berufung zu erinnern. Manchmal vergisst man viel zu leicht.«
    Ann besann sich auf ihren Plan. »Wo sind die anderen?«
    Schwester Georgia deutete rechts an Ann vorbei und ein Stück weit nach hinten. »Dort drüben.«
    »Seid ihr alle zusammen?«
    »Nein, Prälatin. Einige der Schwestern haben sich dem Unaussprechlichen verschworen.« Sie biss sich auf die Unterlippe und rang die Hände. »Es gibt Schwestern der Finsternis in unserem Orden.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Das wisst Ihr? Nun, Jagang hat sie anderweitig untergebracht. Die Schwestern des Lichts sind zusammen, aber wo sich die Schwestern der Finsternis befinden, weiß ich nicht und will es auch nicht wissen.«
    »Gelobt sei der Schöpfer«, seufzte Ann. »Genau das hatte ich gehofft: dass keine von ihnen bei euch wäre.«
    Schwester Georgia sah rechts und links über ihre Schulter. »Ihr müsst fort von hier, Prälatin, sonst wird man Euch gefangen nehmen oder sogar töten.« Sie begann, Ann zu schieben, versuchte sie umzudrehen und zum Gehen zu bewegen.
    Ann packte Schwester Georgia jedoch am Ärmel und versuchte sie auf diese Weise zu bewegen, zuzuhören.
    »Ich bin gekommen, um die Schwestern zu retten. Es ist etwas geschehen, das uns eine ausgezeichnete Gelegenheit eröffnet, euch zur Flucht zu verhelfen.«
    »Nichts könnte uns…«
    »Still«, knurrte Ann leise. »Hör zu. Die Chimären sind auf freiem Fuß.«
    Schwester Georgia erstarrte. »Das ist völlig ausgeschlossen.«
    »Ach, wirklich? Und ich sage dir, es stimmt. Wenn du mir nicht glaubst, warum, meinst du, hat deine Kraft dann nachgelassen?«
    Schwester Georgia stand da und schwieg, während Ann auf das rauhe Lachen der Soldaten horchte, die nicht weit entfernt dem Glücksspiel frönten. Aus lauter Angst, sie könnten aufgegriffen werden, wanderte der Blick der Schwester immer wieder suchend zu dem Gelände hinter den Karren hinüber.
    »Nun?«, wollte Ann wissen. »Was meinst du, warum hat deine Kraft wohl nachgelassen?«
    Schwester Georgias Zunge zuckte vor und benetzte ihre Lippen. »Wir dürfen uns unserem Han nicht öffnen. Jagang erlaubt uns das nur, wenn er etwas von uns will, ansonsten ist es uns nicht gestattet. Er befindet sich in unserem Verstand – es ist ein Traumwandler, Prälatin. Er merkt, wenn wir ohne Erlaubnis unser Han berühren. Das versucht niemand ein zweites Mal. Er hat die Kontrolle. Er hat die Macht, dafür zu sorgen, dass es einem sehr Leid tut, wenn man etwas tut, das er nicht will.« Die Frau war kurz davor, sich abermals in Tränen aufzulösen. »Ach, Prälatin…«
    Ann zog den Kopf der Frau an ihre Schulter. »Ist ja gut. Still jetzt. Es ist alles in Ordnung, Schwester Georgia.

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