Die Seele des Feuers - 10
barmherzige Stille des Lichts hüllte sie ein.
Wie benommen stapfte Richard durch das mondbeschienene Weizenfeld. Alles war vollkommen aus den Fugen geraten. Er glaubte unter der Last der Verantwortung kaum noch atmen zu können. Er wusste nicht mehr weiter. Die Chimären, die Imperiale Ordnung, nichts davon entwickelte sich so, wie es sollte.
Und doch waren alle auf ihn angewiesen, ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht: Die Bevölkerung der Midlands verließ sich darauf, dass er die Imperiale Ordnung zurückschlug. Die D’Haraner waren auf seine Führung angewiesen. Allen drohte Gefahr von den Chimären, deren Macht mit jedem Tag zunahm.
Obendrein war es niederschmetternd, so viel für die Bevölkerung Anderiths gearbeitet und geopfert zu haben, nur um am Ende mit ansehen zu müssen, wie sich die Menschen von ihm abwandten.
Am allerschlimmsten war jedoch, dass er und Kahlan dies alles einem Kind zumuten mussten. Richard war bereit, das Risiko Shota einzugehen, wenn auch Kahlan dazu bereit war. Er wusste, welche Gefahr ein Kind darstellen konnte, war aber bereit, für ihr Recht auf eine Zukunft zu kämpfen. Doch wie sollten sie sich um ein Kind kümmern, jetzt, da sowohl die Chimären als auch die Imperiale Ordnung so unbarmherzig über die Welt herfielen? Shota diesem gefährlichen Gemisch noch hinzuzufügen, wäre mehr als unvernünftig. Kahlan sah dies ganz genauso, er wusste jedoch, wie schwer es ihr fiel, ihr, die sie ihr ganzes Leben lang die Pflicht über alles gestellt hatte.
Doch wenn sie ihre Rolle nicht übernahmen, wenn sie nicht ihre Pflicht taten, würde die Welt unter Jagangs Gewaltherrschaft geraten und in Sklaverei versinken. Wenn die Chimären sie nicht vorher alle umbrachten. Zuallererst mussten sie den Chimären Einhalt gebieten. Er und niemand sonst war für die Chimären verantwortlich. Es war seine Aufgabe, sie zu vertreiben.
Doch selbst wenn es ihm gelänge, zu begreifen, was Joseph Ander getan hatte, so mussten sie sich erst noch mit Jagang befassen, bevor sie daran denken konnten, ein Kind zu zeugen. Kahlan verstand das. Er dankte den Gütigen Seelen für das einzig Gute in seinem Leben: für Kahlan.
Als er aufsah, merkte er, dass er ganz in der Nähe Fairfields sein musste. Er sollte umkehren, denn Kahlan würde sich Sorgen machen. Immerhin war er lange fort gewesen und wollte sie nicht beunruhigen. Sorgen hatte sie genug.
Als er kehrtmachte, glaubte er ein Geräusch zu hören. Er spannte den Körper und lauschte. Wie lange das Geräusch schon da gewesen war, hätte er nicht sagen können, da er beim Nachdenken über eine Lösung ihrer Probleme kaum auf etwas anderes geachtet hatte. Jetzt neigte er den Kopf zur Seite und horchte. Es klang merkwürdig, wie gedämpftes Klopfen.
Ohne groß zu überlegen begann Richard auf das Geräusch zuzurennen. Im Näherkommen wurde ihm klar, dass er vor Anstrengung ächzende, keuchende Männer hörte, die sich völlig verausgabten.
Dann hatte Richard sie erreicht, eine Bande junger Männer, die jemanden zu Boden schlugen. Er packte einen von ihnen bei den Haaren und riss ihn zurück. Unter dem Mann sah er einen blutverschmierten Körper.
Sie standen im Begriff, diesen armen Menschen totzuschlagen. Richard erkannte den Mann wieder, den er festhielt. Es war einer der Boten. Rowley war sein Name, wie er sich zu erinnern glaubte. Er hatte etwas Wildes, Grausames im Blick.
Als Rowley Richard erkannte, wollte er ihm sofort an die Kehle und schrie: »Packt ihn!« Doch Richard schlang Rowley den Arm um den Hals, umfasste sein Kinn, bog ihn nach vorn, riss das Kinn nach hinten und brach ihm das Genick. Rowley sackte schlaff in sich zusammen.
Ein anderer Mann sprang vor. Sein größter Fehler war sein Ungestüm. Richard rammte dem Mann seinen Handballen mitten ins Gesicht.
Der Mann war noch nicht ganz über Rowley zusammengesunken, als Richard den nächsten bei seinen roten Haaren packte, ihn zu sich heranzog und ihm das Knie gegen den Unterkiefer rammte; er taumelte mit gebrochenem Kiefer zurück.
Mittlerweile waren alle Männer auf den Beinen, und Richard erkannte, dass er dem leblosen Körper auf dem Boden womöglich bald Gesellschaft leisten würde. Sein Vorteil war, dass sie von der Anstrengung bereits müde waren, sein Nachteil aber ihre große zahlenmäßige Überlegenheit und ihre wilde Gier nach Blut.
Sie wollten sich gerade auf Richard werfen, als sie von etwas abgelenkt wurden und panikartig auseinander stoben. Richard wirbelte
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