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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gehorchen?«
    » Die meisten gehorchen mir«, sagte ich abwehrend. » J. C. hat noch nie etwas auf das gegeben, was ich ihm sage. Und das hat sich nicht geändert.«
    » Willst du etwa leugnen, dass es schlimmer geworden ist?«
    Ich erwiderte nichts darauf.
    Sie machte eine weitere Notiz.
    » Du hast wieder einen Bittsteller abgewiesen, nicht wahr?«, fragte Ivy. » Sie kommen zu dir, weil sie Hilfe brauchen.«
    » Ich bin beschäftigt.«
    » Womit? Mit dem Lauschen auf Pistolenschüsse? Damit, noch verrückter zu werden?«
    » Ich werde nicht noch verrückter«, sagte ich. » Ich bin stabil geworden. Ich bin praktisch normal. Selbst mein nicht halluzinierter Psychotherapeut meint das.«
    Ivy sagte nichts darauf. In der Ferne hörten die Schüsse endlich auf. Ich seufzte erleichtert und hob die Finger an die Schläfen. » Die formelle Definition des Wahnsinns«, sagte ich, » ist ziemlich unscharf. Zwei Menschen können sich im gleichen Zustand von gleicher Intensität befinden, doch der eine wird nach den offiziellen Standards als geistig gesund betrachtet, während der andere als krank angesehen wird. Man überschreitet die Grenze zur Verrücktheit, wenn einen der geistige Zustand davon abhält, korrekt zu funktionieren und ein normales Leben zu führen. Nach dieser Definition bin ich in keiner Hinsicht verrückt.«
    » Das hier nennst du ein normales Leben?«, fragte sie.
    » Es funktioniert doch recht gut.« Ich warf ihr einen seitlichen Blick zu. Ivy hatte den Mülleimer mit einem Notizbrett abgedeckt, wie üblich.
    Wenige Augenblicke später trat Tobias ein. » Der Bittsteller ist noch immer da, Stephen.«
    » Was?«, meinte Ivy. » Du lässt den armen Mann warten? Schon seit Stunden ?«
    » Also gut!« Ich sprang von dem Sofa. » Ich schicke ihn weg.« Ich schritt aus dem Zimmer und stieg die Treppe hinunter in die große Eingangshalle des Erdgeschosses.
    Mein Butler Wilson – der keine Halluzination, sondern eine wirklich existierende Person ist – stand neben der geschlossenen Tür zum Wohnzimmer und schaute mich über den oberen Rand seiner Brille hinweg an.
    » Sie auch?«, fragte ich.
    » Vier Stunden, Master?«
    » Ich musste mich unter Kontrolle bringen, Wilson.«
    » Diese Entschuldigung benutzen Sie sehr gern, Master Leeds. Man fragt sich zwangsläufig, ob es in solchen Augenblicken eher um Nachlässigkeit als um Kontrolle geht.«
    » Sie werden nicht bezahlt, um sich über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen«, sagte ich.
    Er hob eine Braue, und ich fühlte mich beschämt. Wilson hatte derartige Bissigkeiten nicht verdient. Er war ein hervorragender Diener und ein ausgezeichneter Mensch. Es war nicht leicht, Hauspersonal zu finden, das bereit war, sich mit meinen … Besonderheiten abzufinden.
    » Es tut mir leid«, sagte ich. » In letzter Zeit fühle ich mich etwas ausgelaugt.«
    » Ich werde ein wenig Limonade holen, Master Leeds«, sagte er. » Für …«
    » Für uns drei«, meinte ich und deutete mit dem Kopf auf Tobias und Ivy – die Wilson natürlich nicht sehen konnte. » Sowie für den Bittsteller.«
    » Für mich bitte ohne Eis«, sagte Tobias.
    » Und ich hätte lieber ein Glas Wasser«, fügte Ivy hinzu.
    » Kein Eis für Tobias«, sagte ich und stieß geistesabwesend die Tür auf. » Und Wasser für Ivy.«
    Wilson nickte und ging, um das Verlangte zu holen. Er war ein guter Butler. Ich glaube, ohne ihn wäre ich verrückt geworden.
    Ein junger Mann in Polohemd und Hose wartete im Wohnzimmer. Er sprang aus einem der Sessel auf. » Master Legion?«
    Ich zuckte innerlich unter diesem Spitznamen zusammen. Ein besonders begabter Psychologe hatte ihn mir verpasst. Begabt für Dramatik, weniger für Psychologie.
    » Nennen Sie mich Stephen«, sagte ich und hielt Ivy und Tobias die Tür auf. » Was können wir für Sie tun?«
    » Wir?«, fragte der Junge.
    » Nur eine Redewendung«, meinte ich, schritt ins Zimmer hinein und setzte mich in einen der Sessel gegenüber dem jungen Mann.
    » Ich … äh … ich habe gehört, Sie helfen Menschen, wenn niemand sonst ihnen mehr hilft.« Er schluckte. » Ich habe zweitausend Dollar mitgebracht. In bar.« Er warf einen Umschlag mit meinem Namen und meiner Adresse auf den Tisch.
    » Das verhilft Ihnen zumindest zu einer Konsultation«, meinte ich, öffnete den Umschlag und zählte rasch durch.
    Tobias warf mir einen raschen Blick zu. Er hasst es, wenn ich Geld von den Leuten verlange, aber man kommt nicht an ein Haus mit genügend Zimmern für all

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