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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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seine Halluzinationen, wenn man umsonst arbeitet. Außerdem konnte es sich dieser Junge leisten, wenn man nach seiner Kleidung urteilte.
    » Was ist das Problem?«, wollte ich wissen.
    » Meine Verlobte«, sagte der junge Mann und holte etwas aus seiner Hosentasche. » Sie hat mich betrogen.«
    » Mein Beileid«, sagte ich. » Aber wir sind keine Privatdetektive. Wir führen keine Überwachungen durch.«
    Ivy ging im Zimmer auf und ab; sie setzte sich nicht, sondern schlenderte zu dem jungen Mann hinüber und betrachtete ihn eingehend.
    » Ich weiß«, sagte der Junge rasch. » Ich wollte nur … wissen Sie, sie ist verschwunden.«
    Tobias hob den Kopf. Er hatte etwas für Rätsel und Mysterien übrig.
    » Er sagt uns nicht alles«, meinte Ivy, verschränkte die Arme vor der Brust und tippte sich mit dem Finger auf den Arm.
    » Sicher?«, fragte ich.
    » O ja«, antwortete der Junge, der annahm, dass ich mit ihm gesprochen hatte. » Sie ist weg, aber sie hat diese Mitteilung hinterlassen.« Er faltete ein Blatt Papier auseinander und legte es auf den Tisch. » Das Seltsame daran ist, dass es mir so vorkommt, als könnte darin eine verschlüsselte Botschaft stecken. Sehen Sie sich diese Worte an. Sie ergeben einfach keinen Sinn.«
    Ich nahm das Blatt an mich und las die Worte, auf die er deutete. Sie befanden sich auf der Rückseite, waren hastig hingeworfen und wirkten wie eine Liste. Dasselbe Papier war später für den Abschiedsbrief seiner Verlobten benutzt worden. Ich zeigte ihn Tobias.
    » Das ist Plato«, sagte er und deutete auf die Bemerkungen auf der Rückseite. » Das sind allesamt Zitate aus dem Phaidros . Ah, Plato. Ein bemerkenswerter Mann. Nur wenige wissen, dass er einmal ein Sklave gewesen und auf dem Markt von einem Tyrannen verkauft worden war, der mit seinen Meinungen nicht einverstanden war – und auch nicht damit, dass Plato dessen Bruder zu einem seiner Schüler gemacht hatte. Zum Glück wurde Plato von jemandem erworben, der vertraut mit seinem Werk war – man könnte sagen, es war ein Bewunderer, der ihn befreite. Es zahlt sich aus, ergebene Fans zu haben, sogar damals im alten Griechenland …«
    Tobias redete weiter. Er hatte eine tiefe, beruhigende Stimme, der ich gern zuhörte. Ich las die Bemerkungen und sah dann Ivy an, die mit den Schultern zuckte.
    Die Tür wurde geöffnet, und Wilson trat mit der Limonade und mit Ivys Wasser ein. Ich bemerkte, dass J. C. draußen stand. Er hielt seine Pistole in der Hand, warf einen Blick in den Raum und betrachtete den jungen Mann. J. C. kniff die Augen zusammen.
    » Wilson«, sagte ich, als ich meine Limonade nahm, » wären Sie so freundlich, Audrey zu holen?«
    » Sicherlich, Master«, sagte der Butler. Tief in mir wusste ich, dass er nicht wirklich Gläser für Ivy und Tobias mitgebracht hatte, auch wenn er so tat, als würde er den leeren Sesseln etwas reichen. Mein Geist füllte den Rest aus, stellte sich die Getränke vor und zeigte mir, wie Ivy herüberkam und ihr Glas von Wilson entgegennahm, während er versuchte, es dorthin zu reichen, wo sie seiner Vermutung nach Platz genommen hatte. Sie lächelte ihn freundlich an.
    Wilson ging.
    » Also?«, fragte der junge Mann. » Können Sie …«
    Er verstummte, als ich den Finger hob. Wilson vermochte meine Projektionen zwar nicht zu sehen, aber er kannte ihre Zimmer. Wir konnten nur hoffen, dass Audrey zu Hause war. Sie hatte die Angewohnheit, hin und wieder ihre Schwester in Springfield zu besuchen.
    Glücklicherweise spazierte sie nur wenige Minuten später in das Zimmer. Allerdings trug sie einen Bademantel. » Ich vermute, es ist wichtig«, sagte sie, während sie sich die Haare mit einem Handtuch trocknete.
    Ich hielt zuerst die Notizen und dann den Umschlag mit dem Geld hoch. Audrey beugte sich herunter. Sie war eine dunkelhaarige Frau und ein wenig stämmig. Sie war vor einigen Jahren zu uns gestoßen, als ich an einem Fälschungsfall gearbeitet hatte.
    Eine oder zwei Minuten lang murmelte sie etwas in sich hinein, holte eine Lupe hervor – ich amüsierte mich darüber, dass sie eine in ihrem Bademantel mit sich herumtrug, aber so war Audrey nun einmal – und richtete den Blick von den Notizen zu dem beschriebenen Umschlag und wieder zurück. Die einen Worte stammten angeblich von der Verlobten, die anderen von dem jungen Mann.
    Audrey nickte. » Definitiv dieselbe Handschrift.«
    » Es ist kein sehr umfangreiches Vergleichsmaterial«, wandte ich ein.
    » Es ist … was?«, fragte der

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