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Die Seele des Ozeans

Die Seele des Ozeans

Titel: Die Seele des Ozeans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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dass du dich an ihr vergreifst. In welcher Hinsicht auch immer.“
    „Hör auf damit.“ Ukulele versetzte ihm einen Stoß. „Er hat euch gerettet, hast du das schon vergessen? Ohne ihn wärt ihr da unten verreckt. Ich meine, sieh ihn an. Ist irgendwas Böses an ihm? Nein! Er ist einfach nur anders. Und wirf einen Blick auf deine Schwester. Seit Jahren sah sie nicht mehr so gesund aus.“
    „Irgendetwas Böses?“ Alexander spie ein abfälliges Lachen aus. „Jeder Blinde sieht, dass mehr in ihm steckt, als er uns weismachen will. Sieh ihm in die Augen. Spürst du es nicht?“
    „Was spüren?“
    „Er vernebelt einem das Gehirn. Er manipuliert uns. Vermutlich hat er Fae mit seiner Sirenen-Magie beeinflusst und wartet nur darauf, ihr die Seele auszusaugen.“
    Ukulele stieß ein abfälliges Schnaufen aus. „Das einzige, was dir das Gehirn vernebelt, sind deine Joints. Nach allem, was Kjell für euch getan hat, hast du nichts Besseres zu tun, als aus ihm ein Monster zu machen? Wenn ich dich daran erinnern darf: Er hat auch Fae vor dem Ertrinken gerettet.“
    „Ach ja? Fällt dir bei diesem Gedanken nicht was auf?“
    „Was denn?“
    „Du verarbeitest ziemlich mühelos, was er ist. Wir haben gerade erfahren, dass Meerjungfrauen existieren. Man sollte meinen, dass wissenschaftlich denkende Menschen von einer solchen Erkenntnis ziemlich aus der Bahn geworfen werden.“
    „Ich bin kein wissenschaftlich denkender Mensch“, erwiderte Ukulele. „In meinem geistigen Horizont existieren keine Grenzen. Deswegen sehe ich Wunder, wenn man sie mir vor die Nase setzt, und ich erfreue mich an ihnen.“
    „Moment mal“, warf Fae dazwischen. „Was meintest du vorhin mit ohne ihn wärt ihr da unten verreckt?“
    „Und was ihre Rettung betrifft …“ Alexander hörte die Frage, war aber zu aufgeregt, um darauf einzugehen. „Was für ein merkwürdiger Zufall, findet ihr nicht? Der geheimnisvolle Retter, der seltsamerweise immer zur Stelle ist, wenn man ihn braucht. Erst fischt er meine Schwester aus dem Wasser, dann rettet er uns das Leben.
    Ein bisschen viel Heldentum, oder nicht? Vielleicht hat er ja selbst dafür gesorgt, dass wir in Lebensgefahr geraten.“
    Er fuhr zu Henry herum. Dessen gespenstische Reglosigkeit war eine weitere Bestätigung seiner Befürchtung. Allein sein Blick, der unverwandt an Kjell festklebte, verriet, dass Leben in ihm war.
    „Siehst du? Ihn hat es auch erwischt. Du spürst es, habe ich recht?“
    Henry blinzelte. „Was? Äh, nein. Ich spüre gar nichts. Ich kann …“ Er atmete tief ein. „Ich kann es nur nicht fassen, okay? Ich brauche ein bisschen mehr Zeit. Das ist alles ziemlich … ich meine … wow! Verdammt harter Tobak!“
    „Haltet alle den Mund!“ Faes laute Stimme ließ ihn zusammenzucken. „Ich will endlich wissen, was im Wrack passiert ist!“
    Ukulele antwortete, ehe Alexander auch nur den Mund öffnen konnte. „Die beiden haben Scheiße gebaut, das ist passiert. Sie gerieten in Panik, wirbelten Sediment auf und verirrten sich. Normalerweise das perfekte Szenario für einen tödlichen Tauchunfall. Aber unser Fischfreund hat sie rausgezogen.“
    „Unser Fischfreund?“, rief Alexander. „Ihr habt nicht die geringste Ahnung, wer er ist!“
    Fae starrte Kjell an, der erwiderte ihren Blick mit einer Zärtlichkeit, die selbst einem Blinden aufgefallen wäre. Alexander sank in den nächstbesten Stuhl. Er wusste nicht mehr, was er fühlen sollte. Rasende Kopfschmerzen überfielen ihn aus heiterem Himmel. Sein Blutdruck sprengte ihm fast die Schädeldecke weg. Er wollte raus. Weg von hier, ehe er den Verstand verlor. Alles begann sich zu drehen.
    „Du hast sie gerettet?“, hörte er Fae sagen. „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“
    „Ich weiß nicht.“ Kjells Stimme klang unfassbar weich und unwirklich. Wie ein hypnotisches Streicheln. Alexander schnappte nach Luft, als sein gesamter Körper von Gänsehaut überzogen wurde, und dann stand diese Kreatur plötzlich vor ihm. Behutsam legte Kjell eine Hand auf seine Schulter. Er wollte sie wegstoßen, aber sein Arm gehorchte ihm nicht.
    „Ich tue Fae nicht weh“, sagte diese widerlich schöne Stimme. „Das schwöre ich dir. Ich bin bei ihr, weil ich bei ihr sein muss. Sie hat mich gerufen. Ich weiß nicht wie oder warum, aber mir kommt es vor, als würde ich nur leben, um bei ihr zu sein. Als wäre alles darauf hinausgelaufen. Verstehst du das?“
    „Nein“, knurrte er. „Ich verstehe überhaupt nichts. Und

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