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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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Sie sich vor allem bei depressiven Frauen davor, ungefragt schnelle Tipps zu schwierigen Lebensfragen zu geben – nach dem Motto: »Ich verstehe dein Problem nicht. Das ist doch ganz einfach. Mach es doch einfach so!« Frauen erwarten von einem Gespräch eher Verständnis und Nähe. Eine depressive Frau wünscht sich deshalb zuerst, dass Sie ihr zuhören und Mitgefühl und Verständnis zeigen. Wenn sie Ihnen ihr Problem schildert, sollten Sie zum Beispiel nicht sagen: »Also ich sage dir, was du tun musst.« Besser ist es, mit »Ich kann nachvollziehen, warum du dich so fühlst« zu reagieren. Wichtig ist aber, dass Sie es dann auch wirklich nachvollziehen können. Ein depressiver Mensch ist sehr aufmerksam und feinfühlig. Sie sollten ihm daher nicht einfach das sagen, was er hören will, denn das merkt er mit Sicherheit.
    Depressive Männer ziehen es häufiger als Frauen vor, nicht über ihre Probleme zu reden. Trotzdem stärkt es auch Männer, wenn man ihnen zu verstehen gibt, dass man zu ihnen hält. Manche Männer greifen in depressiven Phasen zum Alkohol oder werden aggressiv. Diese Verhaltensweisen führen zum einem zu Gegenaggression bei den Angehörigen, aber auch zu Unverständnis in von Frauen als Patientinnen und Therapeutinnen dominierten Gruppentherapien. Fast alle bisherigen Psychotherapieverfahren zur Depression wurden an Therapiegruppen getestet, die überwiegend aus Frauen bestanden, weil Frauen häufiger an Depression erkranken. Noch immer wird zu wenig auf die speziellen Erfordernisse von depressiven Männern eingegangen. Aber mittlerweile gibt es glücklicherweise wissenschaftliche und therapeutische Arbeitsgruppen, die sich mit den spezifischen Problemen depressiver Männer beschäftigen.
    Tipps für Begleiter von »Vollzeitpatienten«
    Es gibt Patienten, die sich allein über ihre Erkrankung definieren. Die überstandene Depression und die Therapie scheinen der einzige Lebensinhalt zu sein, der auch verbal sehr ausdauernd vor willigen Zuhörern ausgebreitet und immer wieder hin und her gewendet wird. Haben Sie in diesem Fall ebenfalls Verständnis und Geduld. Eine Depression erschüttert wirklich das Lebensgefüge und verstellt den Blick auf andere Lebensinhalte. Insofern ist es verständlich, dass manche ehemalige Depressionspatienten gerne über sich und ihre Therapie sprechen wollen. Lassen Sie sich aber nicht überstrapazieren und zeigen Sie ruhig, dass Ihre Geduld Grenzen hat. Auch Sie brauchen Ihre Auszeiten ( siehe [→] ). Es tut dem ehemaligen Patienten auch gar nicht gut, wenn seine Person und seine Befindlichkeit alleiniger Inhalt aller Gespräche ist. Signalisieren Sie deshalb, dass Sie seine Schilderungen noch vom letzten Gespräch sehr gut in Erinnerung haben, und versuchen Sie, dem Genesenden die Welt »außerhalb der Depression« nahezubringen, indem Sie ihm etwas aus Ihrem Lebensumfeld erzählen.
    Ratschläge richtig vermitteln
    Natürlich ist es für einen ehemals depressiven Menschen hilfreich, wenn ihm jemand aus seinem näheren Umfeld signalisiert, dass er wieder Verhaltensweisen an den Tag legt, die ihm nicht gut tun. Aber so notwendig diese Hinweise sind, so wichtig ist die Wortwahl. Wenn Sie etwas Negatives mitteilen möchten, dann vermeiden Sie verletzende Du-Botschaften ( siehe [→] ).
    Je nach Art der erlebten Depression werden Ihre inneren Alarmglocken bei verschiedenen Verhaltensweisen läuten. Wenn Ihr Angehöriger unter anderem in die Depression gefallen ist, weil er sich ständig überforderte, werden Sie skeptisch die Aktivitäten betrachten, die Ihrer Meinung nach zu viel sind. Sie haben auch recht. Aber sagen Sie nicht: »Du überforderst dich schon wieder und kriegst nur wieder eine neue Depression.« Besser ist: »Es freut mich, dass du wieder so aktiv bist, aber achte bitte auf dich.« Und wenn der Genesende in seiner Depression lethargisch war, dann ist es, wenn er sich gerade ausruht, nicht angebracht, zu sagen: »Du liegst schon wieder so rum. Geht’s wieder los?« Versuchen Sie, ihn dann lieber zur Aktivität zu animieren.

Nach abgeklungener Depression ist es wichtig für Sie, selbst etwas zu Ihrer Stabilität und Ihrem Wohlbefinden beizutragen. Das bedeutet zum Beispiel: sich mit sich selbst anfreunden, die richtige Balance finden und das Glück erkennen. Kurz gesagt, es geht um Lebenskunst. Und das ist eine lebenslange Aufgabe – nicht nur für Depressive.
    Schon seit der Antike beschäftigen sich Menschen mit der Frage, wie das eigene Leben gut

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