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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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wäre.
    Vorsicht Überforderung
    Prinzipiell besteht jedoch bei länger andauernder Erkrankung die Gefahr der »Parentifizierung«, dass also Kinder in die Elternrolle gedrängt werden, um für ihre Eltern zu sorgen. Diese Rollenumkehr kann für Kinder sehr belastend sein und risikoreich für ihre psychische Gesundheit. Haben Sie deshalb Verständnis, wenn Jugendliche zunächst einmal Abstand zum erkrankten Elternteil gewinnen möchten. Traten während der Erkrankungsphase von Mutter oder Vater Schwierigkeiten in der Beziehung zu den jugendlichen Kindern auf, ist es manchmal – auch für die erkrankten Eltern – günstiger, diese erst zu klären, wenn die akute Depression überwunden ist.
    Gönnen Sie es Ihren jugendlichen Kindern auch, sich von der Depression des Familienmitglieds abzuschotten und trotz der Erkrankung eines Elternteils Freude am Leben zu haben. Entsprechendes Verhalten kann für die Aufrechterhaltung des psychischen Gleichgewichts sehr sinnvoll sein. Versuchen Sie, die Kinder nicht zu überfordern. Geben Sie ihnen liebevoll zu verstehen, dass auch Helden traurig sein und weinen dürfen, wenn ihnen alles zu viel wird. Am wichtigsten ist die Botschaft: »Wir halten zusammen und wir alle, ob krank oder gesund, werden es gemeinsam schaffen, auch wenn es anstrengend ist.«
    Seien Sie Vorbild
    Ihre Kinder werden mit der Depression eines Angehörigen ähnlich umgehen wie Sie selbst. Wenn Sie die Depression als ein peinliches Unglück sehen, das kaum zu ertragen ist und das es möglichst zu vertuschen oder zu beschönigen gilt, dann werden auch die Kinder nicht unverkrampft damit umgehen können.
    Stehen Sie aber frei und aufrecht zur Depression und sehen Sie in der Krankheit eine Herausforderung, die es mit vereinten Kräften zu bestehen gilt, dann werden sich die Kinder diese Haltung ebenfalls aneignen und es sich nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist.
    Wenn nach der Akutphase der Depression eine gewisse Stabilisierung eingetreten ist, heißt es für alle Beteiligten, wieder einen Alltagsrhythmus zu finden. Auch dabei spielen Freunde und Familienangehörige eine wichtige Rolle.
Erste Begegnungen nach der Depression
    Wenn jemand aus seiner Depression aufgetaucht ist und nach längerer Zeit aus der Klinik zurückkehrt, kann sich beim ersten Treffen mit Freunden und Bekannten eine etwas unbehagliche Situation einstellen: Manche meiner Mitmenschen waren unsicher und sie wussten nicht, was sie zu mir sagen sollten. Und ich machte mir Gedanken darüber, was dieser oder jene wohl jetzt von mir denken mochte. Irgendwie entwickelt sich dann aber natürlich doch ein Gespräch und aus meiner Erfahrung heraus kann ich sehr genau sagen, was mir dabei guttat und was nicht. Schlecht für mich war beispielsweise, wenn jemand mitleidig und mit Trauermiene fragte: »Und geht es dir wirklich wieder besser? Kommst du auch wirklich zurecht?« Solche Äußerungen erinnerten mich zu sehr daran, dass manches tatsächlich nicht so leicht war.
    Auch solche Mitmenschen taten mir nicht gut, die alles haarklein berichtet haben wollten. Bei ihnen hatte ich das Gefühl, dass ihr Interesse gar nicht mir galt, sondern sie sich nur versichern wollten, dass sie selbst nicht vor einer Depression standen.
    Am besten ging es mir, wenn jemand einfach sagte: »Schön, dass du wieder da bist und es dir wieder besser geht.« Und als ich mich wieder wohler fühlte, war es mir sehr angenehm, wenn mich Freunde und Bekannte nicht allzu oft besorgt nach meinem Befinden fragten. Denn wenn alles seinen normalen Gang ging, wollte ich nicht daran erinnert werden, dass es Zeiten gegeben hatte, in denen es anders gewesen war. Wenn ich allerdings mal wieder einen Durchhänger habe, dann schätze ich es sehr, wenn jemand bei einer Tasse Kaffee oder Tee ein offenes Ohr und ein bisschen Zeit für mich hat.
Zurück zu den Alltagsaufgaben
    Nach einer schweren Krankheit – und das ist die Depression – das normale Leben wieder aufzunehmen ist eine große Herausforderung. Sie ist zu meistern. Aber es dauert, bis die Betroffenen wieder auf Touren kommen. Erwarten Sie deshalb nicht, dass der Genesene gleich wieder so funktioniert wie früher. Er wird noch Unterstützung brauchen. Auch bei mir dauerte es eine Weile, bis ich mich wieder an die Komplexität des Alltags gewöhnt hatte. Und die Umstellung von der geschützten Atmosphäre der Klinik auf das normale Leben war nicht so einfach. Denn zu Hause sah ich plötzlich wieder die vielen Dinge, die getan

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