Die Seele heilen
Vertrauensbruch.
Zweifeln Sie nicht an sich: Vielleicht fühlen Sie sich ausgeschlossen, weil Sie glauben, dass der von Ihnen geliebte Mensch seine Probleme lieber mit jemand anderem als mit Ihnen bespricht. Oder Sie fürchten, dass Ihr Angehöriger in Bezug auf die Therapiesitzungen deshalb so »verschwiegen« ist, weil er dort über Sie und Ihre Schuld an seiner Depression redet. Diese Denkweisen sind menschlich, entsprechen aber nicht der Realität.
Akzeptieren Sie kompetente Hilfe: Gönnen Sie dem von der Depression genesenden Menschen den emotionalen Freiraum, den er in der Therapie hat. Natürlich werden Sie als Angehöriger und Ihre Beziehung zum Kranken manchmal Thema des Therapiegesprächs sein. Aber das ist gut so, denn der Therapeut hat Fachwissen und ist neutral und so kann er dem Patienten Anregungen geben, die sich positiv auf die Beziehungen des Patienten zu seiner Umwelt auswirken können.
Hilfreiche Gesprächskultur
Es gibt zahllose Bücher, die sich mit der Kunst des positiven Miteinandersprechens beschäftigen. Die dort dargelegten Grundregeln gelten auch für das Gespräch mit Menschen, die gerade eine Depression durchlebt haben, ja, sie sind hier sogar noch wichtiger, da diese Menschen noch sehr dünnhäutig sind.
Vermeiden Sie vor allem verbale Rundumschläge, wie »Du wirst immer …«, »Nie machst Du …« oder »Das habe ich dir doch schon 100.000 Mal gesagt«. Denn solche negativen Verallgemeinerungen verletzen sehr. Sie drücken ein festgefahrenes Urteil aus, dessen Wahrheitsgehalt zwar anzuzweifeln ist, das aber auf den Gesprächspartner dennoch erst einmal wie ein Holzhammer niedergeht. Und mit »nie«, »immer« oder zum »100.000 Male«, signalisieren Sie auch, dass ein Gespräch ja gar keinen Sinn mehr hätte. Formulieren Sie, auch wenn Sie wirklich etwas kritisieren wollen, lieber »weicher«. Sagen Sie also beispielsweise statt »Du bist immer so passiv, nie unternimmst du etwas«: »oft kann man sich nicht aufraffen, aber letztlich tut es einem gut, etwas zu unternehmen«.
Du wirst immer etwas zu jammern haben
Als die Erziehungsarbeit an unserem vorpubertären 10-Jährigen gerade mal wieder besonders nervenaufreibend war, bat ich meinen Mann, er möge, wenn unser Jüngster einst von zu Hause ausgezogen sein und ich dann der schönen Familienzeit nachtrauern würde, mich daran erinnern, wie anstrengend das Familienleben manchmal gewesen war. Der Kommentar meines Göttergatten dazu war: »Du wirst immer etwas zu Jammern haben.« Da flossen die Tränen. Ich verstand die Äußerung als Kritik und Kritik schmerzt dann am meisten, wenn ein wahrer Kern darin enthalten ist. Ich warf mir ja selbst oft vor, dass es mir nicht gelungen war, das viele Positive in meinem Leben zu sehen, dass ich mich in irgendwelche Sorgen verrannt hatte und schließlich depressiv wurde. Und nun machte mir mein Mann genau das zum Vorwurf. Was hätte er anders machen können?
Eine allgemeine Aussage wie: »Ja, oft sieht man in der Gegenwart eher das Negative anstatt das, was gut ist« hätte den Sachverhalt genauso dargestellt, hätte mich aber nicht so getroffen. Denn ich hätte die Freiheit gehabt, seine Aussage auf mich zu beziehen (oder nicht). Ich – und nicht er – wäre es gewesen, die geschlussfolgert und eingesehen hätte: »Ja, so ist es leider auch bei mir.«
Gehen Sie auf Gesprächsbereitschaft ein
Wenn seitens des Genesenden Gesprächsbedarf besteht, wird er das signalisieren. Nehmen Sie sich dann die Zeit zum Zuhören. Können Sie aber mit den Schwächen oder inneren Erlebnissen Ihres Gegenübers nicht umgehen oder möchten Sie sich aus anderen Gründen nicht auf diese Thematik einlassen, dann teilen Sie auch das mit. Natürlich nicht mit »Lass mich mit deinem Kram in Ruhe«, sondern eher mit: »Ich tue mich schwer damit, mit dir darüber zu reden. Lass mir noch ein bisschen Zeit.« Sie können auch den Therapeuten Ihres Angehörigen um ein Gespräch bitten, in dem Sie Ihre Schwierigkeiten thematisieren und um Rat fragen.
Wichtig ist auch, dass Sie bei einem Gespräch mit dem Genesenden nicht die Ohren auf Durchzug schalten und gelegentlich mit »So, so« oder »Ja, ja« antworten. Was jemanden im Innersten berührt, verdient größere Aufmerksamkeit. Wenn Sie also gerade keine Zeit oder keinen Nerv haben, dann signalisieren Sie das auf möglichst liebevolle Weise und bieten Sie zeitnah einen Termin für das anstehende Gespräch an.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Hüten
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