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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Schubladen besetzte Rezepturentisch, über dem immer noch das alte ausgestopfte Krokodil in der Zugluft schaukelte. Auf dem Tisch thronte das Wahrzeichen des Apothekerhandwerks, die Feinwaage, daneben die dazugehörige aus Elfenbein geschnitzte Schatulle, in der ein Satz kleiner, schüsselförmiger Messinggewichte ineinandergestapelt aufbewahrt wurde. Damit war es möglich, selbst winzigste Mengen Arznei auf Unze, Drachme, Skrupel und Gran genau auszuwiegen. Der Fensterseite gegenüber stand eine vom Boden bis zur Decke reichende Regalwand, deren untere Hälfte aus lauter kleinen, quadratischen Schubladen bestand. Die Fronten waren lindgrün angestrichen und mit üppigen Blütenranken und bunten Tierfigürchen bemalt. Jede Schublade hatte ihre Aufschrift: Aqua Cichorea, Rad. Squilla, Se. Zeduaria, Se. Erucae, Fol. Sennae. »Wegwartendestillat, Meerzwiebelwurzel, Zedoarsamen, Senfsamen, Sennesblätter«, murmelte Cornelius vor sich hin. Über den Schubladen stand eine Unzahl hölzerner Albarelli in Reih und Glied. Jedes dieser schmalen, zylinderförmigen Deckelgefäße war kunstvoll bemalt und beschriftet. Da fanden sich in der Abteilung der tierischen Naturstoffe nebeneinander Hechtkiefer, Barschknöchelchen und Eberzähne, die man alle wegen ihrer spitzen Beschaffenheit pulverisiert gegen stechende Schmerzen verabreichte, direkt darunter lagerte das Universalmittel gegen jedwede Krankheit, geriebener Narwalzahn, im Volksmund als Horn des Einhorns bekannt. Auch Hasensprünge, kleine Knöchel aus den Hinterläufen des für seine Schnelligkeit bekannten Langohrs, fehlten nicht. Man verordnete sie Schwangeren für eine schnelle Geburt. Da gab es Krötenhaut und getrocknete Krötenzunge gegen Pest und Hautleiden, Schlangenhaut gegen Vergiftungen und sogar, in einem gläsernen Behälter, einige getrocknete Apothekerskinke, merkwürdige Mischungen aus Fisch und Molch, die nach dem Volksglauben bei zu starkem Schleimfluss halfen. Weißlich und starr glotzten sie ihren Betrachter an. Cornelius schauderte. Alles Arzneien, die auf altem Aberglauben beruhten. Wie viele Ärzte hatten wohl schon auf ihre Wirkung geschworen und wie viele Kranke vergeblich auf Heilung gewartet? Welch große Gnade Gottes, dass heute ein Arzt bessere Kenntnisse hatte und diese auch zum Wohl der Menschen einsetzen konnte!

    »Womit kann ich dienen?«
    Johanna war in die Offizin getreten, ein dickwandiges glasiertes Fayencegefäß unter dem Arm.
    Cornelius drehte sich um und musterte die Apothekerstochter mit einem verschmitzten Lächeln. »Donnerwetter, fast hätt ich dich nicht wiedererkannt, Hanna! Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, warst du noch ein mageres kleines Ding mit dünnem Hals, großen Zähnen und noch größeren Füßen!«
    »Aber du hast dich gar nicht verändert, Cornelius Weinmann. Du bist immer noch so unverschämt wie früher!« Johanna setzte die Schüssel ab und stemmte die Arme in die Hüften. »Bist du hergekommen, um mich zu ärgern, oder brauchst du etwas aus der Apotheke?«
    »Na na, nicht so kratzbürstig, Jungfer Wolff! Ich wollte damit nur sagen, dass du richtig hübsch geworden. Geht’s euch allen gut? Und war das vorhin dein kleiner Bruder? Den hab ich zuletzt gesehen, als er mir grade mal bis hierher ging.« Er hielt seine flache Hand in Hüfthöhe.
    Johanna war schon wieder versöhnt. »Ja, der Toni. Er ist jetzt bald elf und ein rechter Frechdachs. Der Vater ist noch gesund und rüstig, und die Thea hat sich neulich verlobt.«
    »Und du? Schon verheiratet?«
    Johanna drehte sich weg und füllte das Zahnpulver in das Vorratsgefäß. »Noch nicht, aber bald.«
    »Ach. Wer ist denn der Glückliche?«
    Sie setzte den Deckel auf und strich sich eine kastanienbraune Strähne aus der Stirn. »Du kennst ihn auch noch von früher: der Hans Schramm vom Nachbarhaus.«
    »Der?«
    »Hast du was dagegen?«, entgegnete sie schnippisch.
    Er zuckte mit den Schultern. »Aber wo. Ich fand ihn bloß immer ziemlich langweilig.«
    Eigentlich hat er ja recht, dachte Johanna, viel Temperament kann man dem Hans nicht nachsagen. »Mir ist er lustig genug«, gab sie zurück. »Und außerdem geht’s dich nichts an.«
    Cornelius lenkte ein. »Wir streiten schon wieder wie früher«, meinte er in versöhnlichem Tonfall. »Lass uns Frieden schließen, hm? Ich verspreche auch, dass ich dich nie mehr an den Zöpfen ziehe!«
    Sie musste wider Willen lachen. »Einverstanden. Vertragen wir uns.«
    Cornelius griff in die Tasche seines schwarzen

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