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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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verflogen diese und alle anderen Gedanken. Der Tod, der ihn so lange schon auf Schritt und Tritt verfolgt hatte, trat endlich vor und forderte sein Recht. Andovan empfand es fast wie eine Erlösung. Er brauchte nicht mehr den Starken zu spielen. Er brauchte nicht mehr zu fürchten, im Sterben seine Würde zu verlieren. Er hatte bis zum Schluss gekämpft. Nun war es an der Zeit, das Schlachtfeld in Ehren zu verlassen.
    Beschütze das Reich, Mutter.
    Solange er noch bei Bewusstsein war, spürte er schemenhaft Liannas Gegenwart. Fast so, als wären sie irgendwie verbunden.
    Dann zerriss das Band, und nur Finsternis blieb zurück.
    Schwarz, schwarz, das Universum ist schwarz und so kalt, dass die Gedanken noch in der Entstehung wie Eis zerbrechen.
    Andovan ist tot!, schreit die Finsternis. Kein Leben mehr in ihm! Such dir ein neues!
    Reue ist tödlich!, warnt die Finsternis. Du darfst nicht trauern, du darfst nicht trauern. TRAUERE NICHT !
    Ein strahlender Prinz, ein Mann von Ehre
    Blaue Augen
    Hoffnung
    Ein starker Wille
    Viel Kraft
    Bereit, für eine gute Sache zu sterben
    Bist auch du bereit?
    Kalt, kalt ist der Ort, an den sich die Seele eines Magisters zum Sterben zurückzieht. Die Welt ringsum ist warm. Zieh diese Wärme an dich. Durchsetze sie mit Kälte, mit Tod. Sauge ihr das Leben aus, bis deine eigenen Adern davon voll sind. Und wenn eine ganze Welt sterben muss, um dich am Leben zu erhalten, dann musst du sie töten.
    Bereue niemals.
    Trauer bedeutet Tod.
    Hängst du genug am Leben, obwohl du seinen Preis kennst?
    Willst du dieses Dasein für den Rest der Ewigkeit fortsetzen?
    Entscheide dich!
    Gwynofar kniete neben Andovans Leichnam nieder und drehte ihn langsam auf den Rücken, um ein letztes Mal sein Gesicht zu sehen … In diesem Augenblick begriffen die Gardisten, was sie getan hatten.
    Sie hörte, wie sie leise beteten und fluchten, aber sie hörte es wie aus weiter Ferne. In Gwynofars Universum gab es nur noch sie selbst und ihr Kind – ihre Kinder – und den Gemahl, um dessen Rettung sie sich so bemüht hatte.
    Tot. Alle tot.
    Sie weinte.
    Ein Gardist nach dem anderen kniete in stummer Ehrfurcht nieder, wartete auf den Spruch der Großkönigin, war bereit, sich jedem Urteil zu unterwerfen, das sie fällte.
    Gwynofar nahm die Männer gar nicht wahr.
    Colivar sah den Habicht stürzen. Der Vogel fiel wie ein Stein vom Himmel, und er begriff, was geschehen sein musste … und was es für die Magister bedeutete, wenn der Habicht tatsächlich diese Lianna war.
    Translatio.
    Bisher hatte er es vermieden, dieser Frau einen Titel zu geben, aber wenn soeben wirklich eine Translatio ihr Bewusstsein ausgelöscht hatte, gab es keinen Zweifel mehr daran, was sie war. Ungewiss war nur, ob sie die nächsten Minuten überlebte und sich dem Urteil der anderen Magister stellen konnte.
    Er beschwor einen Wirbelwind, um den Sturz des Vogels abzufangen, und obwohl er keine weiche Landung zustande brachte, konnte er einen Teil der Abwärtsgeschwindigkeit in eine Seitwärtsbewegung ableiten. Als der Vogel auf dem Boden aufkam, drehte er sich ein paarmal wild um sich selbst und prallte schließlich mit der Wucht eines bergab rollenden Felsblocks in die verkohlten Reste eines umgestürzten Baumstamms. Bei jeder Drehung brachen etliche von den zarten Flügelknochen. Als er endlich zum Stillstand kam, stellte Colivar mit Hilfe seiner Magie fest, dass er noch am Leben war. Aber das war auch alles. Das Tier bewegte sich nicht, das war ein schlechtes Zeichen. Wenn die Translatio in einer solchen Situation eintrat, war sie erschreckend, aber der Zustand dauerte gewöhnlich nicht mehr als ein paar Sekunden. Wenn sie sich allerdings beim Sturz so schwer verletzt hatte, dass sie ohne Bewusstsein war, schwebte sie immer noch in Lebensgefahr.
    Er hatte den Vogel davor bewahren können, sich zu Tode zu stürzen, aber vor dem Ikata konnte er ihn nicht retten. Das Ungeheuer hatte nicht die Absicht, seinen Angreifer ungeschoren zu lassen, und stieß herab, bevor der Körper zu rollen aufgehört hatte. Da der Magister nicht fähig war, den Seelenfresser anzugreifen, musste er hilflos zurückweichen, als sich die Bestie auf den weiblichen Magister stürzte.
    Viel länger hätte ihr Leben ohnehin nicht gedauert , sagte er sich. Sie hatte das Magistergesetz gebrochen. Dennoch tat es ihm leid, dass dieses große Geheimnis genau in dem Augenblick zerstört werden sollte, in dem er begonnen hatte, es zu lüften. Es gab inzwischen nur noch so

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