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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Wunde, weniger, um den Blutstrom zu stillen – das wäre aussichtslos gewesen – als um sich davon zu überzeugen, dass die Wunde echt war. Als er die Hand zurückzog und das Blut darauf sah, blickte er staunend zu seinem Vater auf.
    »Ihr seid ein Narr«, flüsterte er. »Mögen die Götter diesem Reich gnädig sein.«
    Er schwankte kurz, und es schien, als könne er sich auf den Beinen halten, doch dann wurden ihm die Knie weich. Gwynofar stützte ihn von hinten, aber sie konnte sein Gewicht kaum tragen, es zwang sie abermals auf die Knie. Tränen flossen ihr über das Gesicht, sie flüsterte seinen Namen, flehte ihn an, am Leben zu bleiben. Aber der Blutstrom ließ bereits nach, und seine Augen wurden glasig.
    Sie legte den Kopf auf seine Schulter und weinte.
    »Ihr braucht nicht zu trauern«, erklärte ihr Gemahl. »Ihr werdet nicht lange von ihm getrennt sein.«
    Gwynofars Schrei bohrte sich wie ein Messer in Andovans Bewusstsein. Der Nebel der Schwäche, der ihn allmählich umfangen hatte, war wie weggeblasen. Genauer gesagt, er war noch vorhanden, aber Andovan weigerte sich, ihm nachzugeben.
    Er stieß sich von der Wand ab und kämpfte sekundenlang gegen das anbrandende Schwindelgefühl, das sein Gleichgewicht bedrohte. Dann setzte er sich in Bewegung und lief den Korridor hinunter. Schiere Entschlossenheit hatte die fehlenden Körperkräfte ersetzt und machte ihn schneller, als es aus anderen Gründen möglich gewesen wäre.
    Andere Gardisten waren bereits unterwegs, aber er war dem Saal, wo Gwynofar sich befand, am nächsten gewesen, und so reihten sie sich hinter ihm ein. Er war froh um seine Uniform, die ihn nicht nur vor Fragen bewahrte, sondern ihm auch das Recht gab, Waffen zu tragen. Ohne stehen zu bleiben zog er sein Schwert; er wusste nicht, was ihn erwartete, aber er war auf das Schlimmste gefasst.
    Ohne Rücksicht darauf, wer oder was sich dahinter befand, stieß er die Türen auf, die ihn von Gwynofar trennten, es ging ihm nur darum, sie rechtzeitig zu erreichen.
    Ein Bild des Grauens bot sich ihm. In einer Blutlache lag ein kopfloser Leichnam in Magistergewändern. Gwynofar kniete weinend im Blut und hielt Rurick in ihren Armen. Der Thronerbe war offenbar tot. Und vor den beiden stand Danton, ein Schwert in den Händen und Wahnsinn im Blick. Als Andovan eintrat, setzte er zu einem weiteren Hieb an. Diesmal zielte er auf die Großkönigin.
    Andovan spürte, wie etwas in ihm zersprang. Zu viele Monate der Hilflosigkeit, in denen sein Schicksal von anderen bestimmt wurde, hatten ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit gebracht. Jäh schoss neue Kraft durch seine Glieder, dem Mut der Verzweiflung nicht unähnlich, der es einer Mutter ermöglicht, den Felsblock anzuheben, unter dem ihr Kind liegt. Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf Danton. Bei jedem anderen hätte sich der Großkönig vielleicht noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht, aber nicht bei Andovan Aurelius. Er schaute auf, als die Türen aufgestoßen wurden, er stellte sich auf den unerwarteten Angriff – von einem seiner eigenen Gardisten! – ein, und erkannte erst dann, wer der Angreifer war. Er bekam große Augen. Die Kinnlade fiel ihm herunter. In dieser einen kritischen Sekunde war sein Schwert nicht schnell genug.
    Andovan stieß seinem Vater das eigene Schwert bis zum Heft in den Leib und hielt es fest. Sie standen sich Auge in Auge gegenüber. Andovan starrte Danton an, betrauerte den Wahnsinn in seinem Blick, bereute aber nichts. Er sah, wie in den Augen des Königs etwas aufflackerte, Vernunft vielleicht oder gar Verständnis … dann fiel Danton gegen seinen Sohn, sein Blut verrann, und aus seinen Gliedern wich alle Kraft.
    »Nein!«, schrie Gwynofar. »Nicht! Es ist der Prinz …«
    Scharf und kalt bohrte sich die Klinge in Andovans Rücken. Ein zweiter Stoß folgte.
    Sein Atem entwich in einer heißen Wolke, als das Schwert in die Lunge eindrang. Dann traf ihn der nächste Hieb. Die Kraft, die ihn so kurz durchströmt hatte, verrauschte mit seinem Blut. Er sank auf die Knie. Sein Blick fiel auf seine Mutter. Es tut mir leid , flüsterte er. Er war zu schwach, um die Stimme zu erheben.
    Die Gardisten wussten natürlich nicht, wer er war. Sie hatten nur einen Fremden in ihrer Uniform gesehen, der ihren König angriff, aber nicht sein Gesicht. Sie mussten ihn niederstechen, um ihre Königin zu schützen. Gewiss doch. Das verstand er. Der Mörder musste sterben, um Gwynofar zu retten. Vollkommen einleuchtend.
    Dann

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