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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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waren sie schnell gefunden. Alle standen abseits der Menge und beobachteten die Morati wie die Habichte. Durch das unnatürliche Schwarz ihrer Kleidung verschmolzen sie fast mit den Schatten, aber vor Kamalas magisch geschärften Sinnen loderte ihre Macht wie ein Leuchtfeuer. Hin und wieder trat einer der vornehmen Gäste an einen der schwarzen Männer heran und gebärdete sich dabei so auffallend unterwürfig, dass Kamala ganz erschüttert war. Die Adeligen mochten sich in Seide kleiden und mit Edelsteinen behängen, sie mochten prächtige Türme bauen und sogar Heere aussenden, um andere Völker zu erobern, doch letztlich lag die Macht in den Händen der Magister, und was aus den Reichen der Sterblichen wurde, hing davon ab, wem sie ihre Gunst schenkten.
    Insgesamt waren es vier. Einer blieb in den Schatten und verschanzte sich so gründlich hinter seiner Macht, dass sie ihn nur mit größter Anstrengung wahrnehmen und keinerlei Einzelheiten erkennen konnte. Ein zweiter wirkte fast jugendlich, er stieg nach einer Weile in den Saal hinab und sprach mit einigen der Gäste – wobei sich die meisten geflissentlich von ihm fernhielten –, aber es ging keine Wärme von ihm aus, und er gestattete keine Berührung. Ein dritter hatte gegenüber von Kamala auf einer Empore Posten bezogen, und als sie irgendwann aufschaute, sah sie erschrocken, dass er sie mit durchdringendem Blick musterte. Über seine Wange zog sich eine tiefe Narbe, die Wunde war schlecht verheilt und hatte das umliegende Fleisch in Mitleidenschaft gezogen, sodass er wie eine groteske Skulptur aussah. Als er sich endlich bewegte, kräuselte sich sein langes Gewand, als ginge ein Wind hindurch, obwohl sich kein Lüftchen regte. Du kannst jeden Magister nach dem Aussehen beurteilen, das er annimmt , hatte ihr Aethanus erklärt. Was für ein Mann wählte ein so abstoßendes Antlitz, wenn er jedes Gesicht haben konnte, das er wollte?
    Der vierte Magister wirkte so alt und gebrechlich, dass man ihn kaum noch für lebendig hielt; das war eine Machtdemonstration ganz eigener Art, erkannte Kamala, sie hatte den Zweck, den Morati zu zeigen, wie uralt die Zauberer tatsächlich werden konnten. Wie sein jugendlicher Kollege stieg er nach einer Weile in den großen Saal hinunter und begrüßte etliche Morati; aber auch er reichte niemandem die Hand oder bot ihm die Wange zum Kuss, er lud zu keiner falschen Vertraulichkeit ein und duldete keine Albernheiten um der Etikette willen. Diese Männer waren verwandte Seelen, dachte sie, sie spielten nach ihren eigenen Regeln. Sie sehnte sich danach, sie näher kennenzulernen, und alles Nötige zu tun, um in ihre Reihen aufgenommen zu werden. Aber sie wusste nicht, wie sie das anstellen sollte. Aethanus hatte sie verwöhnt, daher hatte sie vielleicht angenommen, seine Kollegen wären ebenso zugänglich … ebenso menschlich wie er. Aber diese Schwarzröcke waren wie eine fremde Gattung, und sie erkannte allmählich, wie schwierig es sein würde, den rechten Ton zu treffen, wenn sie sich schließlich offenbarte … und wie schlimm es werden könnte, wenn ihr das nicht gelänge.
    Lass dir Zeit , ermahnte sie sich. Du hast so viele Leben, wie du brauchst, um dich zurechtzufinden. Aber die Worte schallten unbeachtet durch ihre Seele, in der das Feuer der Ungeduld so heiß brannte wie bei einer Sterblichen.
    Deine Ungeduld , hatte Aethanus gewarnt, kann dir gefährlicher werden als jeder Feind.
    Eine Gruppe von Zechern war auf dem Weg zu ihrer Empore, ihr trunkenes Grölen ließ Zudringlichkeiten befürchten, denen sie sich nicht aussetzen wollte. Sie sah sich nach einem Fluchtweg um und entdeckte eine kleine Tür, die vom nächsthöheren Balkon ins Freie führte. Die Vorstellung, in frischer Luft einen Augenblick für sich sein und ihre Gedanken ordnen zu können, erschien ihr mit einem Mal so reizvoll, dass sie sofort die Stufen zu diesem Ausgang hinaufeilte.
    Die Tür war klein, und ein Hauch von Macht genügte, um das Schloss zu entriegeln. Sie spähte in die Dämmerung hinaus. Vor ihr lag eine Brücke, ein schmaler Steg, nicht für große Prozessionen gedacht, sondern nur für die Bewohner selbst. Wahrscheinlich konnten die Savresi auf diesem Weg unbemerkt einen Nebenturm erreichen. Wie auch immer, der Steg war von den Brücken am Haupteingang, wo sich die Menschen drängten, nicht einzusehen und verhieß ein paar Minuten Frieden und Einsamkeit – eine willkommene Atempause.
    Sie trat hinaus, ließ die Tür hinter sich

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