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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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irgendwann einmal.«
    »Ich hoffe, dieser Tag wird niemals kommen, Protektorin.« Seine Miene war ernst. »Um meinet- wie um Euretwillen.«
    Er überlegte, ob er nicht noch etwas hinzufügen sollte. Eine Warnung vielleicht, bevor sie sich trennten. Doch als er sah, wie sie die Hand wieder auf den Leib legte und wie ihre Züge weicher wurden, als sie an das kommende Kind dachte, das ihrem geliebten Andovan ähnlich sein sollte, da schwieg er. Er wollte diesen Augenblick, die stumme Zwiesprache, nicht mit neuen Ängsten stören.
    Das hat noch Zeit , sagte er sich.
    Und eine innere Stimme fügte hinzu: Hoffentlich wird es niemals erforderlich.

Kapitel 27
    In dem Turm ohne Türen lag auf einem Tisch aus rohem Eichenholz ein Leichnam.
    »Wo wurde sie angespült?«
    Es war der Körper einer Frau, aber er hatte nach so vielen warmen Tagen im Flusswasser sehr gelitten. Das Gesicht war nicht mehr zu erkennen, die Tiere im Fluss hatten alle Weichteile abgefressen. Etliche Finger fehlten. An der schweren Seide des grünen Kleides hatten sich die Räuber die Zähne ausgebissen, nur der Kragen war an mehreren Stellen beschädigt, wo Metallverzierungen losgerissen worden waren, und in den Löchern wimmelte es von Kleinstwesen, die gar nicht bemerkten, dass sie beobachtet wurden.
    Der Leichnam war in ein magisches Bahrtuch gehüllt, das den Geruch weitgehend einschloss, denn sonst hätte sich in dem Raum niemand aufhalten können.
    »Mehrere Meilen flussaufwärts. Einer meiner Männer hörte davon und brachte sie hierher.« Tirstan hielt inne. »Es ist das Kleid, das sie an jenem Abend trug, so viel steht fest.«
    Die tannengrüne Seide war blutig und mit Schlamm verschmiert, die ursprüngliche Farbe schien nur an wenigen Stellen durch, aber dort war sie unverwechselbar.
    »Die Edelsteine wurden gestohlen?«
    »Natürlich. Wir haben Glück, dass der Dieb den Leichnam nicht einfach begraben hat, um alle Spuren zu beseitigen.«
    »Wissen wir denn genau, dass es diese … wie hieß sie noch … diese Sidra ist?«, fragte Magister Kant.
    Tirstan zuckte die Achseln. »Sie ist schon zu lange tot, als dass in ihrem Fleisch noch erkennbare Reste ihres Wesens zu finden wären. Aber das Kleid gehörte wohl ihr; der Nachhall stimmt in beiden Fällen überein. Die Wahrscheinlichkeit ist groß.«
    »Wie ist sie umgekommen?«, fragte Tamil.
    »Ein Sturz aus großer Höhe, mehrere Knochenbrüche, danach ertrunken«, antwortete Tirstan mit grimmiger Miene. »Sieht sehr nach Selbstmord aus, allerdings lassen sich in diesem Stadium kaum noch Einzelheiten erkennen. Ich würde sagen, sie hat sich nördlich von Tonnard von den Klippen gestürzt und ist auf den Felsen aufgeschlagen. Der Fluss hat sie dann mitgenommen.«
    »An dem Körper haftet Magie«, sagte Tamil ruhig.
    Die anderen beiden kniffen die Augen zusammen und drangen mit ihren besonderen Sinnen in das verwesende Fleisch ein. Tirstan fluchte innerlich, als er entdeckte, was Tamil meinte, einen Rest von Zauberei, so schwach, dass es seiner gesamten Erfahrung bedurfte, um ihn ausfindig zu machen. »Sie wurde nicht mit dieser Magie getötet«, sagte er endlich.
    »Nein, aber sie könnte sie veranlasst haben, den Freitod zu wählen.«
    Kant zog zischend die Luft ein. »Willst du damit sagen, einer von uns hätte sie zum Selbstmord gezwungen?«
    »Es sieht ganz danach aus.«
    Tirstan schaute zu Tamil auf. »Dein geheimnisumwitterter Magister vielleicht?«
    Tamil erwiderte den Blick aus schwarzen Augen unter pergamentdünnen Lidern, die sein hohes Alter verrieten. »Darüber haben wir jetzt doch wohl Gewissheit? Sie ist unserer Gerechtigkeit nur entkommen, um zu Hause auf einen noch strengeren Herrn zu treffen.«
    »Zu Tode gestürzt«, überlegte Kant. »Hat das nicht eine gewisse Ironie?«
    »Ihr Herr untersteht wie wir alle dem Magistergesetz«, gab Tamil zu bedenken. »Die Tat im Savresi-Turm war ein Angriff gegen unsere ganze Bruderschaft.«
    »Nun gut.« Tirstan seufzte. »Jetzt hat sie dafür bezahlt. Und die Morati-Schakale konnten sich an Ravis Tod ergötzen. Wollen wir den Fall damit für gelöst erklären?«
    »Bis auf den Umstand, dass wir den Namen ihres Herrn noch immer nicht kennen«, wandte Tamil leise ein.
    »Die Leiche kam den Fluss herunter geradewegs zu uns geschwommen«, bemerkte Kant. »Das heißt, er wollte, dass wir sie finden. Ich betrachte das als Entschuldigung.«
    Tamils Greisenaugen sahen ihn fest an. »Und wenn nun ein Magister frei herumliefe, der sich einer Morata

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