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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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aufwallten.
    Dann wappnete er sich für ein größeres Werk und griff auf die Zukunft des Jungen zu. Eine Flutwelle von angelegten Möglichkeiten schlug über ihm zusammen, und er hatte Mühe, zu einer Deutung zu gelangen. Was für seltsame Bilder! Sie gehörten nicht zu einem normalen Leben, nicht einmal zu der abseitigen Daseinsform eines Magisters – der Junge schien vielmehr für etwas völlig anderes bestimmt, für ein so mächtiges Schicksal, dass alle Hinweise auf eine normale Zukunft darin untergingen.
    Ramirus spürte den Drang zu sprechen und ließ die Worte kommen. Sein magischer Instinkt formte die Sätze, ohne sein Bewusstsein daran zu beteiligen. »Er wird kein Held sein, aber er wird mithelfen, einen Helden erstehen zu lassen. Seine Kraft wird nie gemessen werden, aber er wird die Kräfte der anderen auf die Probe stellen. Er wird dem Tod dienen, ohne ihn selbst zu sehen, er wird das Schicksal der Welt verändern, ohne sich dessen bewusst zu sein, und er wird Opfer fordern, ohne es zu erkennen.«
    Langsam schlug er die Augen auf. Gwynofar blickte ihn staunend und nicht wenig erschrocken an. Er war nicht minder überrascht, aber er gab seine Gefühle nicht so offen preis. Nein, Großkönigin, ich weiß selbst nicht, was das alles zu bedeuten hat, ich weiß nur, dass es wahr ist.
    Sie setzte zum Sprechen an, als er plötzlich am Himmel einen schwarzen Fleck entdeckte, der rasch auf sie zukam. Er bedeutete ihr zu schweigen, schärfte seine Sinne mit Seelenfeuer und richtete seinen Blick auf das Ding.
    Dann zog er scharf den Atem ein.
    »Ramirus? Was ist das?«
    »Es ist Euer Traum«, hauchte er. »Deshalb ist dies in Eurem Geist entstanden … oder in dem seinen . Sagt Ihr es mir.«
    Das schwarze Gebilde kam näher und wurde als Dreiecksformation aus geflügelten Wesen erkennbar, ähnlich einem Vogelschwarm. Aber es waren keine Vögel. Die Flügel hatten nicht die richtige Form, die Bewegungen waren unnatürlich, und die Ausstrahlung dieser Geschöpfe war irgendwie … verderbt. Ramirus ging ihre Unnatur durch Mark und Bein, und der Ekel schüttelte ihn, als hätte er eine giftige Speise gegessen und müsse sie wieder auswürgen. Eine Welle blanken Entsetzens schwappte über ihn hinweg – Entsetzen! –, und er wusste, dass sie von diesen Kreaturen ausging, denn nichts, was auf der Erde wohnte, konnte solche Ängste in ihm auslösen. Plötzlich wollte er fliehen, aber das war unmöglich. Er war wie gelähmt, lediglich den Arm konnte er um Gwynofar legen, als sie näher an ihn heranrückte. Es war, als hätte ihn der Anblick dieser Geschöpfe unter einen Bann gestellt, aus dem er sich mit all seiner Magie nicht befreien konnte.
    Was in allen Höllen ist das?
    Vor allem waren es Riesengeschöpfe mit unendlich breiten Schwingen, mächtigen Schwingen, die im Flug die Sturmwolken zu Trichtern und Strudeln verwirbelten. Wenn ein Sonnenstrahl auf sie fiel, blitzte die Haut auf wie Eis, sog das Licht auf und wurde wieder schwarz wie die Nacht. Schwere Regenschauer folgten ihnen, als hätten sie mit ihrem Flügelschlag die Sturmwolken aufgerissen. Ramirus hörte die Tropfen auf den Boden prasseln. Was in den Schatten ihrer Schwingen geriet, war des Todes, das wusste er so sicher, wie der Hase wusste, dass der Schatten eines Habichts Gefahr bedeutete, doch er konnte nicht weglaufen, er konnte nicht einmal seine Macht beschwören, um sich zu schützen. Es war, als hätte ihn der Anblick in Stein verwandelt.
    Gwynofar schrie, doch es war mehr als ein Schrei, es war ein gequältes Aufheulen wie von einem Tier, das von Bestien langsam in Stücke gerissen wurde. Er zog sie unwillkürlich fester an sich und schaffte es mit herkulischer Anstrengung, wenigstens so viel Macht zu beschwören, um sich zu vergewissern, dass diese Kreaturen, so sehr sie ihn auch erschreckten, ebenso wenig wirklich waren wie die übrige Landschaft.
    »Es ist Euer Traum«, zischte er wieder. »Ihr müsst ihn beherrschen.«
    Sie nickte und schloss die Augen. Er spürte, wie ein Schauer durch ihren Körper ging, als sie sich bemühte, die Kreaturen abzuwehren, ihnen das Existenzrecht zu verweigern. Die Anstrengung schien vergeblich. Der Schatten der Schwingen war jetzt fast über ihnen, und Ramirus lieh Gwynofar unwillkürlich etwas von seiner Kraft. Er wollte nicht abwarten, was geschähe, wenn sie diesen Wesen zum Opfer fielen, und wäre es auch nur im Traum.
    Waren das die Ikati aus den alten Mythen? Waren sie zu ihren Lebzeiten wirklich so

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