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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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grauenvoll gewesen? Hätten sie die Macht eines Magisters auch damals so mühelos überwunden wie jetzt diese Kreaturen? Der Gedanke machte ihn frösteln, aber nicht halb so sehr wie die nächste Frage, die daraus folgte: Wie waren diese vermeintlich ausgestorbenen Geschöpfe aus grauer Vorzeit in den Traum der Großkönigin geraten?
    Mit einem markerschütternden Schrei machte das erste der großen Flugwesen kehrt und strebte dahin zurück, woher es gekommen war. Andere folgten ihm, und auch sie kreischten ihren Zorn gegen die Macht hinaus, die sie zum Rückzug zwang. Die Schwingen erzeugten einen schwarzen Windtrichter, der dicht hinter dem Steinkreis kurz die Erde berührte und dann verschwand. Nur wenige Sekunden später wurden auch die Bestien von den Wolken verschlungen. Ramirus atmete erleichtert auf, seine Finger lösten ihren harten Griff um Gwynofars Schulter nur zögernd. Wo sich die Wolken jetzt teilten, gewährten sie einen kurzen Blick auf eine Abendsonne, die blutig angeschwollen war, als hätten die grausigen Wesen in ihrem Flug sogar den Himmel verletzt.
    Ein Zittern durchlief Gwynofar, als Ramirus sie freigab. Ihr Blick begegnete dem seinen; er fragte sich, ob diese Angst wohl auch in seinen Zügen stand. Er fühlte sich wie nackt.
    » Seelenfresser «, flüsterte sie.
    »Ich nehme es auch an.« Die Luft knisterte wie kurz nach einem Gewitter. »Ich habe allerdings selbst nie einen gesehen, deshalb bin ich nicht sicher.«
    »Die Barden meines Landes singen davon, dass sie am Ende der Finsteren Zeiten so wie eben den Himmel verdunkelten, bis die Sonne nicht mehr zu sehen war … dass Menschen in ihrem Schatten zu Stein erstarrten und nicht einmal ihr Heil in der Flucht suchen konnten.«
    Er hatte Mühe, zu seinem beherrschten, von Gefühlen freien, gebieterischen Tonfall zurückzufinden. »In den Liedern der Barden mögen sich gewisse Wahrheiten niedergeschlagen haben, aber manches wird auch übertrieben. Da die Erzprotektoren ihre Herrschaft damit begründeten, sie müssten die Menschheit vor solchen Wesen beschützen, förderten sie natürlich Schilderungen, die in den Menschen das kalte Grauen weckten, wenn sie nur an deren Rückkehr dachten.«
    Gwynofar sah ihn scharf an. »Und Ihr glaubt, das wäre alles, Ramirus?«
    »Die letzten Ikati wurden vor tausend Jahren getötet. Seither sind sie nicht mehr am Himmel erschienen. Wenn tatsächlich einige überlebt hätten, glaubt Ihr nicht, wir hätten es längst erfahren? Wo Menschen wohnen, gibt es kein Wesen mehr, das sich so ernährt, wie sie es einst taten, sie wurden nach dem Großen Krieg alle aufgespürt und getötet. Sonst wären wir heute noch Barbaren, und das Zweite Königtum hätte nicht anbrechen können.«
    Sie zögerte, dann hauchte sie: »Mein Volk glaubt, dass sie eines Tages zurückkehren werden. Das wisst Ihr.«
    Er nickte ernst. »Ich weiß.«
    Sie seufzte tief auf. »Danton verachtet solche Überzeugungen aus tiefster Seele. Er meint, die Erzprotektoren hätten diese Geschichten vor langer Zeit erfunden, um an die Macht zu gelangen, doch das hätten sie inzwischen vergessen und fielen nun törichterweise auf ihre eigenen Lügen herein.«
    »Danton …« Ramirus’ Gesicht verfinsterte sich, »… ist ein Esel.«
    »Und wenn dieser Traum nun ein Omen wäre?«
    Der Magister zuckte steif die Achseln. »Dazu kann ich nichts sagen. Lasst uns hoffen, dass es nur ein Traum ist. Man hat Euch von Geburt an mit Geschichten über diese Wesen gefüttert, da wäre es doch denkbar, dass sie in Euren Albträumen auftauchen. Oder dass sich Bilder von ihnen mit dem Schicksal Eures Sohnes verbinden. Immerhin ist auch er zur Hälfte ein Protektor.«
    Sie betrachtete den blutigen Horizont und sagte leise: »So sah im letzten Winter der Himmel im Norden aus. Rhys hat mir davon geschrieben. Viele Menschen hielten es für ein böses Omen, aber das Unheil blieb aus, und wenige Monate später war fast alles wieder wie immer. Aber einige Monate lang hätte der Himmel den Eindruck erweckt, als würde er bluten, und er hätte noch nie so schöne und zugleich schreckliche Sonnenuntergänge erlebt.«
    Ramirus nickte. »Ich erinnere mich, dass der Himmel im Norden eine Weile eine ungewöhnliche Farbe hatte, aber es war nicht so extrem. Die Hexen und Wahrsager waren natürlich entzückt. Sie gingen bei den Reichen und Leichtgläubigen mit Unheilsprophezeiungen hausieren und verdienten ein Vermögen.«
    »Und die Magister? Welche Erklärung hatten sie?«
    Er

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