Die Seelenjägerin
betroffen wären, wenn die Finsteren Zeiten zurückkehrten.« Er strich unbewusst über den Pfahl, als wollte er dem blutgetränkten Holz noch mehr an Wissen entlocken. »Ich vermute eher, dass er von jemandem benützt wird. Von jemandem, der diese Ungeheuer kennt und glaubte, sie könnten seinen Zwecken dienen.«
»Oder jemand, der nur glaubt , sie zu kennen«, verbesserte Fadir, »und sich deshalb einbildet, sie beherrschen zu können.«
»Genau«, flüsterte Colivar. Wieder verschwamm sein Blick und richtete sich in dunkle Fernen.
»Können wir es ihm nicht sagen?«, fragte Sula. »Danton, meine ich? Oder vielleicht seinem Magister? Wenn es ist, wie du sagst, und er einen solchen Plan niemals unterstützen würde, ließe er sich vielleicht bewegen, seine Strategie zu überdenken, wenn er wüsste, worum es sich bei diesen Ungeheuern wirklich handelt.«
»Und wer soll es ihm sagen?«, fragte Colivar scharf. »Mich zählt er zu seinen Feinden, weil ich mit Anchasa im Bunde bin. Und fast alle anderen Magister, die es wagen könnten, ihm die Wahrheit beizubringen, hat er nach Andovans Tod aus seinem Reich verbannt. Wer, glaubst du, kann diesem Großkönig eine Nachricht bringen, die er nicht hören will, und ihn dazu bewegen, ihm sein Ohr zu leihen?«
»Ramirus kennt ihn«, sagte Fadir ruhig. »Er weiß ohne Zweifel, wie man zu ihm durchdringen kann.«
Colivar atmete hörbar aus. »Einer mehr, der meinen Rat zu schätzen weiß.«
»Der Anlass für euren Streit besteht nicht mehr. Außerdem müsstest du ja nicht selbst zu ihm gehen.«
Colivar sah zu ihm auf. »Soll das ein Angebot sein?«
»Ich werde Ramirus aufsuchen, gewiss. Ich werde ihm berichten, was hier geschieht, und ihn fragen, wie man mit Danton am besten umgeht.«
»Das Beste wäre, ihn einfach zu töten«, murrte Colivar, »aber das lässt das Magistergesetz nicht zu.«
Fadir nickte. Es war Magisterbrauch, dass ein Herrscher, mit dem einer von ihnen einen Kontrakt geschlossen hatte, nicht unmittelbar von einem anderen Magister angegriffen werden durfte. Die Regelung war in Zeiten wie diesen ausnehmend hinderlich, hatte sich aber in den Tagen, als es noch keinerlei Gesetze gab, als notwendig erwiesen. »Wer dient ihm jetzt?«
»Ein gewisser Kostas. Ein Name ohne Vergangenheit, jedenfalls konnte ihn niemand zurückverfolgen. Es heißt, er sei ebenso blutgierig wie Danton, und wenn das wahr ist, wird alles nur noch schlimmer.«
»Könnte es sein, dass er hinter dem Ganzen steckt?«
Colivar kniff die Augen zusammen. »Was hätte ein Magister mit der Rückkehr der Seelenfresser zu gewinnen? In einer Welt, in der die Seelen der Menschen verschlungen werden, lebt es sich nicht gut. Ganz zu schweigen …«
Er zögerte kurz. Sula hielt den Atem an, er spürte, dass sie an der Schwelle großer Geheimnisse standen und war neugierig, wie viel sein Mentor preisgeben würde.
»Auch wir könnten Futter für sie sein«, sagte Colivar endlich. »Das ist euch doch hoffentlich klar? Die Menschen zogen sie einst an, weil ihr Seelenfeuer heller brannte als bei jeder anderen Art. Und wir … wir stehlen dieses Feuer und nehmen es in uns auf. Die Seelenfresser könnten sich jahrelang vom Athra eines Magisters nähren, ohne dass ihr Opfer jemals stürbe …«
Sula schüttelte sich. »Das weißt du nicht. Das kannst du nicht wissen.«
»Nein.« Die schwarzen Augen richteten sich auf ihn; in ihren Tiefen lauerte etwas, das Sula eisige Schauer über den Rücken jagte. »Wissen kann es niemand. Seelenfresser und Magister sind sich schließlich niemals begegnet. Nicht wahr?«
Das Ja blieb Sula in der Kehle stecken und wollte nicht heraus.
Colivar wandte sich an Fadir. »Geh zu Ramirus und stelle fest, ob er etwas an Erkenntnissen beizutragen hat. Der Bastard kann unerträglich hochmütig sein, aber er hat mehr Weisheit im kleinen Finger als die meisten anderen Magister zusammengenommen. Und er kennt Danton besser als jeder lebende Mensch.« Er schloss kurz die Augen und überlegte. »Wir werden den anderen Magistern Bericht erstatten müssen. Allen. Meldungen über Vorfälle, die mit diesem … Feldzug in Zusammenhang stehen könnten, müssen allgemein zugänglich gemacht werden. Und wir müssen entweder Hexen und Hexer auf diese Nester ansetzen oder die Suche notfalls selbst übernehmen. Gewöhnliche Menschen können sie nicht finden. Und wir dürfen nicht zulassen, dass diese Kreaturen sich weiter vermehren.«
»Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass es
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