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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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war, brachte sie keinen einzigen Laut zustande.
    »Sie kann Euch nicht hören, Majestät. Niemand kann Euch hören, bis ich es zulasse.«
    Ihr wurde so schwach vor Angst, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Die Übelkeit in Gegenwart des Magisters drohte sie zu überwältigen, und einen schrecklichen Moment lang fürchtete sie, vor ihm in Ohnmacht zu sinken. Doch dann erwachte der Zorn in ihrem Inneren und setzte ihre Seele in Brand … und sie war wieder die Königin.
    »Verlasst auf der Stelle diesen Raum«, gebot sie.
    Die Echsenaugen hefteten sich auf sie: starr und unmenschlich. »Ich würde Euch empfehlen, mich anzuhören, Majestät. Bislang habt Ihr mich nur verärgert, und das kostete Euch einen Boten. Ich möchte vermeiden, dass Ihr eine größere Torheit begeht, die zu einem größeren Konflikt zwischen uns führen könnte.«
    Ihr Herz schlug wild, aber sie ließ sich ihre Angst nicht anmerken. »Ich bin Eure Königin«, sagte sie mit herrischer Stimme. »Solange Euer Kontrakt mit Danton besteht, seid Ihr auch mir verpflichtet.«
    »Aber zuerst und vor allem doch ihm, Majestät. Und sollten Eure Interessen den seinen widersprechen … sagen wir, es wäre nicht zu Eurem Vorteil.«
    Ihre Stimme war wie Stahl. »Ich bin seine Gemahlin. Ich führe sein Haus. Ich teile den Thron mit ihm. Nicht Ihr habt darüber zu urteilen, wie ich diese Rollen ausfülle.«
    Er wollte sie unter das Kinn fassen wie ein Kind; eine gönnerhafte Geste. Sie zischte leise, als seine Hand ihrem Gesicht zu nahe kam, und es war, als drohte in ihrem Inneren ein Band zu reißen. Es war ein dunkles, erschreckendes Gefühl, wie sie es noch nicht erlebt hatte.
    Doch bevor er sie tatsächlich berührte, hielt er inne. Nicht aus eigenem Antrieb, wie ihr schien, sondern wie vor einer unsichtbaren Schranke. Ein seltsamer Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Einen kurzen Moment lang sah sie etwas in seinen Augen, das weder Hochmut noch Verachtung war. Konnte es Angst sein?
    »Ihr könnt keine Verschwörung gegen mich anzetteln«, sagte er leise. »Begreift Ihr das nicht? Ich würde es erfahren. Denkt nicht einmal daran, meine Pläne zu stören oder Euren Gemahl gegen mich aufzubringen, denn ich werde es wissen, sobald Ihr den ersten Schritt tut. Sooft Ihr einen Raum betretet, in dem ich mich aufhalte, werden mir all Eure Intrigen und Machenschaften so klar erkennbar, als hättet Ihr sie mir offen dargelegt. Mein Gesicht zeigt mir jeden, der mit Euch verbündet ist, so deutlich, als trüge er Euer Zeichen auf der Stirn … und es zeigt mir auch seine Gedanken.« Er kniff die Augen zusammen. »Ihr könnt vor mir kein Geheimnis bewahren, Majestät.«
    Sie traute ihrer Stimme nicht. Hoffentlich hörte er nicht, wie wild ihr Herz klopfte.
    »Euer Gemahl ist Großkönig«, fuhr er fort. »Ich weiß, was vor ihm liegt, und führe ihn seiner Bestimmung zu. Das ist meine Pflicht. Ihr seid seine Königin. Ihr habt andere Aufgaben. Gebärt ihm Erben, verschafft seinem Körper Befriedigung, führt ihm das Haus, wenn Ihr wollt. Aber haltet Euch aus allen anderen Geschäften heraus.«
    Das Band in ihrem Inneren riss tatsächlich. Sie zog Kraft aus der Wut und dem Schrecken, die in ihrer Seele tobten. Sie spürte, wie ihre Züge sich verhärteten, und verlieh ihrer Stimme noch mehr Autorität.
    » Ihr werdet diesen Raum verlassen «, sagte sie. » SOFORT!! «
    Lange starrte er sie nur an. Vielleicht wollte er sehen, ob sie zurückwich. Aber ihr Hass gab ihr den nötigen Halt, und sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. Wenn er jetzt ihre Gedanken las, dachte sie, dann mochte er in diesem Hass ertrinken. Meine Seele ist Gift für dich, Magister. Die Worte kamen aus dem Nichts, aber sie wusste sofort, dass sie wahr waren.
    »Beschwört nur die Macht Eurer Vorfahren«, knirschte er. »Aber Ihr solltet wissen, dass Ihr dafür mit dem Leben Eures ungeborenen Kindes bezahlen müsst.«
    Ohne ein weiteres Wort wandte er sich ab und ging. Erst als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, wich endgültig alle Kraft aus ihren Gliedern. Sie stürzte mit einem kurzen Aufschrei zu Boden, und die Tränen, die sie in seiner Gegenwart so krampfhaft unterdrückt hatte, begannen zu fließen. Ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt, als all die Gefühle sich Bahn brachen, die sie so eisern unter Verschluss gehalten hatte. Eiskaltes Entsetzen, rotglühender Zorn, Verwirrung … was hatte er mit seinen letzten Worten gemeint? Von welcher Macht redete er?

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