Die Seelenjägerin
verwüsteten Park hinunter.
Endlich sagte Fadir: »Sie haben Verbündete, Ramirus. Menschliche Verbündete. Einer davon könnte Danton sein.«
Ramirus schwieg.
»Jemand meinte, Danton würde sicherlich auf Abstand zu den Seelenfressern gehen, wenn man ihm nur begreiflich machen könnte, was sie wirklich sind.« Der weißhaarige Magister schwieg noch immer. »Colivar sagte, du wärst der Einzige, der an ihn heranzukommen wüsste.«
»An Danton ›heranzukommen‹ wäre keine große Kunst.« Ramirus’ Blick war grimmig geworden. »Aber das Magistergesetz verbietet jeden unmittelbaren Angriff, solange einer von uns in seinen Diensten steht. Was also soll ich deiner Meinung nach tun? Soll ich an seine Tür klopfen und ihm meinen Rat anbieten? Oder soll ich ihm vielleicht Blumen schicken, mit einem Zauber, der ihn zu einem sanfteren, gütigeren König macht?« Sein Ton war schroff. »Danton ist ein skrupelloser Mistkerl, der nur eines will: Macht. Wenn ein Seelenfresser vor seiner Tür stünde, würde er sich bestimmt als Erstes überlegen, wie er ihn für seine Zwecke einspannen könnte … und wenn ein Moratus das schafft, dann Danton Aurelius.«
Fadir ließ hörbar die Luft ausströmen. »Er müsste doch begreifen, dass die Rückkehr dieser Kreaturen die ganze Welt in Gefahr bringt …«
»… aber er selbst es nicht mehr erleben wird. Das ist schließlich die Gnade und der Fluch aller Morati. Was kümmert es einen Mann wie Danton, wenn andere fünfhundert Jahre nach ihm einen neuen Krieg gegen diese Wesen zu führen haben?« Er wandte sich wieder seinem Gast zu; in seinen Augen stand eine Finsternis, die schrecklich anzusehen war. »Wenn die Ungeheuer ihm jetzt nützlich sind, wenn sie ihm helfen, sein Reich zu festigen, dann hat er nichts dagegen, die Bewältigung der Folgen künftigen Generationen zu überlassen.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Fadir. »Eroberern wie Danton ist es ungeheuer wichtig, was für ein Erbe sie hinterlassen. Du sagst, dieser Großkönig sei anders, du sagst, die Zukunft bedeute ihm nichts, er würde um eines kurzlebigen militärischen Vorteils willen die Welt verraten, in der sein eigener Sohn Großkönig wäre … und ich gebe zu, du kennst ihn besser als jeder andere Magister. Nur von dir bin ich bereit, eine solche Einschätzung zu akzeptieren. Dennoch halte ich sie nach allen Erfahrungen, die ich mit Königen gesammelt habe, für falsch.«
Ramirus sah ihn lange Zeit schweigend und mit unergründlicher Miene an. »Nein«, sagte er endlich. »Der Danton, den ich kannte, hätte einen solchen Handel niemals abgeschlossen. Nicht, weil ihm der Preis zu hoch gewesen wäre. Sondern weil er sich nicht zugetraut hätte, Wesen wie die Seelenfresser, die als so stark und durch und durch bösartig gelten, für alle Zeiten im Zaum zu halten.« Er schüttelte den Kopf. »Man kann über Danton Aurelius vieles sagen, aber vor allem will er die Fäden in der Hand haben.«
»Und jetzt scheinen sie ihm zu entgleiten«, sagte Fadir.
Ramirus schwieg.
»Aus dem engsten Kreis wird berichtet, er würde zunehmend sprunghafter. Heftige Anfälle von Jähzorn beim geringsten Anlass seien an der Tagesordnung. Seine Verbündeten flüstern, inzwischen stehe er mehr unter dem Einfluss von Impulsen und Gefühlen als von Skrupellosigkeit und Vernunft. Sie fürchten, sein Urteilsvermögen sei dadurch beeinträchtigt. Es heißt, er hätte sich sogar gegen die eigene Familie gewandt.« Fadir sah, wie Ramirus bei diesen Worten zusammenzuckte, und hielt inne, um ihm Gelegenheit zu einer Zwischenfrage zu geben, aber der weißhaarige Magister sagte nichts. »Könnte es nicht sein, dass Danton in dieser geistigen Verfassung auch das Undenkbare tut? Dass er vielleicht die Grenze zwischen Ehrgeiz und Tollkühnheit überschreitet, vor der er bisher immer noch zurückgewichen ist?«
Ramirus schloss die Augen und runzelte die Stirn, als hätte er Schmerzen. »Das alles habe ich auch gehört«, sagte er endlich. »Von jemandem, der mich nicht belügen würde. Ja, Danton verändert sich, und nicht zum Besseren.«
»Was kann man dagegen tun?«
»Nichts. Er ist und bleibt Danton Aurelius.« Ramirus’ Lider öffneten sich zitternd; in seinen Augen glitzerte es wie Eis. »Und er hat einen neuen Königlichen Magister, deshalb verbietet das Magistergesetz jedem von uns, mit Zauberei gegen ihn vorzugehen. Ich gebe zu, ich halte nicht allzu viel von dieser Regel, aber ich begreife, warum sie erlassen wurde. Was also
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